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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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ersten vorsichtigen Behandlungsempfehlungen ausgesprochen. Mein Lieblingsratschlag kommt von einem besonders renommierten Psychologieprofessor der University of Southern Mississippi in Hattiesburg. Der hat Sidewalk-Rage-Patienten nämlich allen Ernstes Folgendes empfohlen: «Das Beste, was sie tun können, ist, sich zu entspannen.»
    Hui. Ehrlich? Na, da waren die Forschungsgelder doch gut angelegt.
     
    Nachdem dieses Problem also gelöst ist, drohen die US -Psychologen natürlich schon ins nächste Motivationsloch zu fallen. Aber das muss nicht sein. Ich hätte da ein paar Vorschläge für neue Forschungsfelder.
    «Bahn-Boxer»: Menschen, die wahnsinnig werden, wenn sie aus einer Bahn aussteigen wollen und sich ihren Weg durch wartende und im Weg stehende Fahrgäste hindurchboxen müssen. Rufen Sie mich an, ich stelle mich da gerne für Forschungszwecke zur Verfügung.
«Flexi-Leinen-Hasser»: Menschen, die Flexi-Leinen hassen. Klingt banal, aber wenn Ihnen schon mal ein Hundebesitzer entgegenkam, dessen Hund an einer quer über den ganzen Gehweg gespannten Flexi-Leine lief, und Sie sich deshalb entscheiden mussten, ob Sie entweder über die Leine springen oder Limbo unten durchtanzen, dann wissen Sie, was ich meine. Auch hier biete ich mich gerne der Forschung an.
«Ampel-Aggression»: Dazu muss man wissen: Bei Kölner Fußgängerampeln ist es schnurzegal, ob man den Knopf drückt oder nicht. Irgendwann wird es grün, völlig unabhängig davon, was man mit dem lustigen Knopf macht. Jedes Mal, wenn ich in Köln auf eine Ampel drücke, habe ich das Gefühl, sie will mir sagen: «Freundchen, du hast mir überhaupt nix zu befehlen. Ich werd grün, wann
ich
das will!» Das ist auch nicht schlimm, ich habe mit der Zeit meinen Frieden mit Kölns Ampeln geschlossen und fasse sie gar nicht mehr an. Aber wenn dann von hinten ein anderer Passant kommt, kurz bevor es sowieso grün wird den Knopf drückt, mich schmierig anlächelt und sagt: «Geht schneller, wenn man drückt …» Also, dann möchte ich … Dann würde ich sofort … Also dann …
    Puh.
    Wie gesagt – rufen Sie mich einfach an.
    Ich versuche es so lange mal mit diesem völlig verrückten Hattiesburger Entspannungstipp.

[zur Inhaltsübersicht]
    Urlaub mit wilden Tieren
    Als Großstadtbewohner hat man ja nicht so oft Kontakt zu wilden Tieren. Karnickel im Park, Ziegen im Streichelzoo, Fruchtfliegen überm Lidl-Obst – das war’s dann schon mit der belebten Umwelt des gemeinen Städters.
    Wenn man in Köln lebt, kommen vielleicht noch die als Kuh verkleideten Sportstudenten dazu, die sich am Rosenmontag bei wehrlosen Passanten unterhaken, «Husefackisälliss» grölen und sich dann in einen Hauseingang übergeben. Das hat ja schon etwas Animalisches, aber ein ergreifendes Naturerlebnis stelle ich mir anders vor.
    Wie sehr wir Stadtmenschen uns von der Tierwelt entfremdet haben, wurde mir kürzlich wieder bewusst, als ich in einer Kneipe geschlagene zwei Stunden mit einem Freund darüber diskutierte, ob das Reh denn nun die Frau vom Hirsch ist oder nicht. (Ich: «Aber
wenn
es so wäre – wer oder was ist denn dann die Hirschkuh?» Er, schulterzuckend: «Keine Ahnung. Die Schwiegermutter?»)
     
    Umso wichtiger ist mir persönlich, im Urlaub Kontakt zu Tieren zu bekommen. Ein Urlaub, in dem ich nicht mindestens fünf fremde Tierarten streicheln, zehn weitere fotografieren und die eine oder andere vielleicht auch essen kann, ist für mich ein Totalausfall. Es ist jedes Mal dasselbe: Ich steige aus dem Flieger, sehe einen roten, grünen oder blauen Vogel und erstarre vor Ehrfurcht. Sofort bin ich überzeugt, dass dieser rote, grüne oder blaue Vogel das edelste und seltenste Tier ist, welches die Fauna meines Urlaubslandes zu bieten hat, zücke meine Kamera und knipse mindestens drei SD -Karten voll. Irgendwann merke ich dann, dass dieser rote, grüne oder blaue Vogel in Sachen Seltenheit und Crazyness in etwa dem deutschen Haussperling entspricht. Und während immer mehr dieser Vögel auf meinem Hotelbalkon landen, schaffe ich kleinlaut wieder Platz auf meinen SD -Karten.
    Fünf Minuten später sehe ich dann einen roten, grünen oder blauen Käfer, und das Spiel beginnt von vorne.
     
    Ich bin immer wieder überrascht, wenn andere Menschen diese Leidenschaft nicht teilen. Allen voran meine Nachbarin, der ich vor dem Urlaub meist den Wohnungsschlüssel für den Notfall vorbeibringe. Glaubt man Frau Reichardt, so haben Tiere in Urlaubsländern nur ein

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