Mettwurst ist kein Smoothie
betont dabei wahllos irgendwelche Wörter, dass es topversaut klingt. Man läuft also an dem Laden vorbei, Frank steht davor, zieht genüsslich an seiner Zigarette, setzt ein Grinsen auf und sagt in leicht tuckigem Ton so etwas wie: «Na, da
knallt
die Sonne aber wieder runter, was?»
Wenn man dann, wie ich am Anfang, ganz naiv und freundlich stehen bleibt und sagt: «Öh … stimmt», kriegt er sich gar nicht mehr ein, schnalzt mit der Zunge, wedelt mit den Händen und sagt: «
Wusst
ich doch, dass du ’ne kleine
Sau
bist!»
Der Mann ist mir ein einziges Rätsel.
Zum Glück geht es nicht nur mir so. Die Postbotin kommt, Frank leckt sich die Lippen und ruft: «Meine
Güte
, ist das Wägelchen wieder voll!»
Der Müllmann kommt, Frank lächelt lasziv und ruft: «
Das
nenn ich mal ’ne gelbe Tonne!»
So geht das den ganzen Tag.
Der einzige Grund, warum er mit dieser Masche nicht in Schwierigkeiten gerät: Wirklich niemand versteht seine Anspielungen. Was soll man auch sagen, wenn man auf dem Fahrrad an einem Laden vorbeifährt, der Besitzer verführerisch zwinkert und dabei mit einem vielsagenden Grinsen ruft: «Na, da
scheppert
aber das
Schutzblech
!» Richtig: nichts.
Nur die Politesse, der Frank mal hinterhergerufen hat: «Herrschaftszeiten, da
rattert
aber der Knöllchendrucker», hat ihn mal wegen sexueller Belästigung angezeigt. Natürlich konnte niemand Frank nachweisen, dass «Knöllchendrucker» irgendeine sexuelle Bedeutung hat, und die Anzeige wurde wieder vergessen.
Kürzlich brachte mir ein Freund eine Stehlampe vorbei, die er selbst nicht mehr haben wollte. Er kam völlig verstört an meiner Wohnungstür an und sagte: «Euer Fetischtyp hat mich grade so komisch angeguckt und gesagt: ‹Na, da
hat
aber einer was vor!› Weißt du, was der meint?»
Ich wusste es nicht. Aber ich wusste, dass das Franks neuer Lieblingssatz war. Egal, was man tat, ob man mit einem Möbelstück, einer Aktentasche oder einem Hund vorbeikam – jedes Mal rief Frank: «Na da
hat
aber einer was vor!»
Besonders schlimm war es, wenn ich mit meinen Einkäufen nach Hause kam. Und ich rede hier nicht von Gurken und Margarine, die kaufte ich vor lauter Angst schon gar nicht mehr. Zumindest nicht zusammen. Ich rede von ganz gewöhnlichen Einkäufen, an denen ich beim besten Willen nichts Anzügliches finden kann.
«Kernlose Trauben! Na, da
hat
aber einer was vor!»
Aber kürzlich hat er es übertrieben. Ich kam gerade vom REWE , in der Hand eine Zeitung und eine Packung Kaffeefilter. Ich bog in unsere Straße ein und jubelte innerlich: Frank stand nicht vor seinem Laden. Schnell wollte ich an der Tür vom «Bazar Bizarr» vorbeihuschen, aber ich hatte mich zu früh gefreut.
«Na, da
hat
aber einer was vor!», tönte es aus der Fetischhöhle.
In dem Moment traf ich eine Entscheidung. Ich blieb stehen und fragte: «Nämlich?»
Frank kam aus seinem Laden. Ich konnte ihm ansehen, dass er damit nicht gerechnet hatte.
«Wie bitte?», fragte er.
«Nämlich was?», entgegnete ich. «Was soll ich deiner Meinung nach vorhaben mit einer Packung Filtertüten und einer Zeitung?»
Frank verdrehte die Augen und schaute mich vielsagend an. «Ach, Markus, jetzt schalt aber mal den Bambi-Modus wieder aus! Du weißt genau, was man damit anstellen kann!»
«Ja», sagte ich, «Kaffee kochen und Zeitung lesen! Mehr fällt mir nicht ein! Nenn mich naiv, aber mit einer Zeitung und Kaffeefiltern kann man nichts Erotisches anstellen. Deine Anspielungen machen doch gar keinen Sinn!»
Frank runzelte die Stirn. «Meinst du?»
«Ja, mein ich. Aber du kannst mir gerne das Gegenteil beweisen.»
Frank zuckte die Schultern. «Wiiiiirklich?»
«Ja», sagte ich. «Wiiiirklich.»
Dann fing Frank an zu erzählen.
Drei Sekunden später rannte ich mit hochrotem Kopf und zugehaltenen Ohren unser Treppenhaus hoch und rief: «Lalalaaaaaa, ich kann dich nicht hööööööören!»
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Düngen ist für Muschis
Ich habe es wirklich gut gemeint mit meinen Pflanzen. Als ich zum ersten Mal eine Wohnung mit Balkon hatte, kaufte ich mir sofort einen Satz Terrakottakästen und mehrere Fleißige Lieschen, weil ich mir dachte: Mit denen hast du bestimmt keinen Ärger. «Fleißiges Lieschen» klingt so ein bisschen nach einer dieser unverwüstlichen Trümmerfrauen, die auch mit offener Tuberkulose samstags noch das Treppenhaus wischen. Die halb Afrika mit ihren Sauerkrautvorräten ernähren könnten und zu jeder Tages- und Nachtzeit
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