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Mettwurst ist kein Smoothie

Mettwurst ist kein Smoothie

Titel: Mettwurst ist kein Smoothie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Barth
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machten alles, was Schlecker-Verkäuferinnen halt so tun mussten: kassieren, einräumen, umetikettieren, Prospekte drucken, Ladendiebe überwältigen, Decke streichen, mit bloßen Händen Paletten ins Lager schleppen und Militärparaden für Anton Schleckers Geburtstag einstudieren. Das Übliche eben.
    Irgendwann war es dann nur noch eine Verkäuferin. Das war etwas umständlich, weil die sich ab dann selbst an die Konzernzentrale verpfeifen musste, wenn sie mal länger als 30  Sekunden auf Toilette war. Aber auch das ging offensichtlich.
    Doch dann kam Schlecker in die Krise, Filialen wurden geschlossen, und die in unserer Straße war eine der ersten.
     
    Der Laden war also zu. Im Fenster hing ein großes «Zu vermieten»-Schild, und ab dann begann für mich eine herrliche Zeit. Ich liebe «Zu vermieten»-Schilder. Für mich heißen sie nichts anderes als «Wünsch dir was!». Jeden Tag ging ich an dem Laden vorbei und überlegte, was wohl Schönes da reinkommen könnte. Eine Kaffee-Bar? Ein Delikatessenladen? Ein Spezialgeschäft für reduzierte Apple-Produkte? Ein Spezialgeschäft für kostenlose Apple-Produkte? Oder, um einen weiteren Traum von mir zu erfüllen: ein fränkischer Imbiss mit Preßsack-Burger und Schäuferla to go? Alles schien möglich. So ein «Zu vermieten»-Schild im Fenster, das ist, wie wenn man früher als Kind eine Etch-A-Sketch-Tafel mit einem vermurksten Bild einfach schüttelte, um dann noch mal neu anzufangen.
     
    Meine Aufregung steigerte sich noch, als dann das Schild verschwand und die Schaufenster mit Packpapier zugeklebt wurden. Von da an hatte ich nur noch einen großen Wunsch: Bitte kein REWE ! Das ist in den letzten Jahren nämlich völlig aus dem Ruder gelaufen. Wann immer ein Geschäft schloss, machte dort wenige Wochen später ein REWE auf. Es gab eine Zeit, da traute ich mich gar nicht mehr, meine Wohnung zu verlassen, weil ich Angst hatte, dass sonst sofort REWE dort einziehen würde. Ich sah ihn schon vor mir, den Marktleiter, wie er vor meiner ehemaligen Wohnungstür stand, mich kess anlächelte und sagte: «Haha, weggegangen, Platz vergangen! Wir mussten hier die Versorgungslücke schließen, schauen Sie sich doch mal um: Auf dem ganzen Stockwerk gab’s noch keinen einzigen REWE !»
     
    Teilweise öffneten sogar REWE -Filialen gegenüber von REWE -Filialen. Vermutlich für Menschen wie mich, die losziehen, um Bananen zu kaufen, und dann mit allem anderen aus dem Laden kommen, außer Bananen. Solche Leute haben dann immerhin noch die Chance, in die zweite REWE -Filiale zu gehen und dort die Bananen noch mal zu vergessen.
     
    Zum Glück hatte die REWE -Manie sich in den letzten Monaten wieder ein bisschen gelegt. Was dann kam, war allerdings eher
noch
schlimmer. Offensichtlich sagten sich die Kölner Geschäftsleute: «So, die Grundversorgung ist gewährleistet – ab jetzt eröffnen wir nur noch totalen Unsinn.»
    Beispiel: der Bubble-Tea-Laden. Falls Sie Bubble-Tea nicht kennen: Stellen Sie sich ein extrem überzuckertes Tee-Mischgetränk vor, auf dessen Boden künstlich schmeckende Geleekugeln wabern. Das Ganze ist so süß und stückig, als hätte man ein Glücksbärchi püriert. Das Zeug wird mit einer Maschine, die aussieht wie aus Dr. Snuggles Geheimlabor, luftdicht verschweißt, und wenn man mit so einem Becher durch die Stadt läuft, erntet man Blicke, als hätte man atomaren Müll in der Hand. Man kann natürlich, wenn man ein kleines Event draus machen will, hektisch durch die Straßen rennen und schreien: «O mein Gott, o mein Gott – wo geht’s hier nach Gorleben?» Aber, glauben Sie mir: Das funktioniert nur einmal.
     
    Also, dachte ich mir, bitte kein REWE und keinen Bubble-Tea. Und wenn wir schon dabei sind: bitte auch kein Body-Forming-Studio. Auch die haben sich in den letzten Jahren vermehrt wie Schimmelpilze im WG -Kühlschrank: Überall lassen sich Menschen in Frischhaltefolie verpacken und an Elektrodrähte anschließen, schlüpfen in Neoprenanzüge und machen seltsame Bewegungen, setzen sich in Schwitzkabinen oder stellen sich auf vibrierende Platten, weil man sich, wie mir ein Kumpel erklärte, «damit den Sport sparen kann». Was diese Menschen scheinbar nicht wissen: Man kann sich den Sport auch auf andere Art sparen, zum Beispiel, indem man sich mit einer Flasche Bier in eine Kneipe stellt. Dünner wird man damit natürlich nicht, aber, so viel kann ich sagen: Mein Kumpel, der sich auf vibrierende Platten stellt, wurde es bisher auch

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