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Meuterei auf der Elsinore

Meuterei auf der Elsinore

Titel: Meuterei auf der Elsinore Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Ausguck von dem Galion zu mir.
    Es war Mulligan Jacobs. Er bahnte sich den Weg durch die Überreste der Laufbrücke und kam furchtlos zu mir heran, so verbittert und unversöhnlich, wie er stets gewesen.
    »Jacobs«, flüsterte ich. »Du wirst hier neben mir stehenbleiben, bis wir alle Boote zerschlagen haben. Verstanden?«
    »Als ob ich deshalb Angst hätte«, knurrte er. »Meinetwegen könnt ihr machen, was ihr wollt, mir ist es schnuppe. Und ich weiß auch, was die Scheißkerle da unten ausgeheckt haben: Sie wollen sich in den Booten dünne machen. Und jetzt wollen Sie die Boote zerschlagen und die ganze Bande ins Kittchen bringen.«
    »Seht…« Ich suchte ihn vergeblich zum Schweigen zu bringen.
    »Was denn?« fuhr er so laut wie je fort. »Die pennen alle schon, wie die heut gefressen haben. Selbst Rhine schnarcht. Ein paar Stiche mit der schönen Nadel, die sie ihm gaben, haben dem ewigen Gewimmer ein Ende gemacht. Nur los! Schlagen Sie die Boote kaputt! Mir kann’s schnuppe sein. Mir ist mein Buckel immer noch mehr wert als alles Gesindel in dieser lausigen Welt.«
    »Aber wenn du so denkst, warum hast du nicht zu uns gehalten?« forschte ich.
    »Weil ihr mir ebenso ekelhaft seid wie die Bande dort unten. Auf die pfeife ich, aber euch kann ich schon gar nicht vertragen. Ich kümmere mich nur um mich selbst und um meinen Buckel, der mir Beweis ist, daß es keinen Gott gibt.«
    »Dann schließ dich uns jetzt an«, sagte ich, um ihm etwas entgegenzukommen. »Später wirst du dann einen leichteren Stand haben.«
    »Scheren Sie sich zum Teufel!« sagte er. »Knallt sie meinetwegen zu Mus. Aber mit dem Gesetz könnt ihr mir nicht bange machen. Die Natur hat mich zum Krüppel gemacht, ich bin viel zu schwach, um eine Hand gegen die Meuterer zu erheben.«
    »Nun, wie du willst«, sagte ich.
    »Das fehlte nur, daß ich nicht tun dürfte, was ich will«, brummte er.
    »Mit dem vollen Bauch hast du deine große Schnauze wiederbekommen«, knurrte ich. »Wer hat denn die Sache mit dem Schwefel gemacht?«
    »Ich werde den Mann nicht bei Ihnen verpfeifen, aber ich hab’ ihn ehrlich beneidet, bis ich sah, daß sein Plan zu Essig wurde. Und wer hat denn die verdammte Idee gehabt, Rhine Schwefelsäure in die Fresse zu schmeißen? Sein ganzes Galion ist für immer verschimpfiert.«
    »Das erzähle ich dir nicht«, erklärte ich. »Aber ich freue mich, daß es nicht meine Idee war.«
    Erst als wir unsere Arbeit beendet hatten, fand ich Zeit, über dieses geheimnisvolle Geschöpf nachzudenken. Mulligan Jacobs hätte Künstler – ein Dichter und Denker – werden können, wäre er nicht mit einem Buckel zur Welt gekommen!
    Wir zertrümmerten also sämtliche Boote. Mit Äxten und Hämmern war die Arbeit leichter, als ich gedacht hatte. Auf den Decken beider Hütten ließen wir die Wracks der zerschlagenen Boote liegen. Die Leute im Mannschaftslogis wurden natürlich durch den Lärm aus dem Schlaf gepurrt, aber sie machten keinen Versuch, uns an der Arbeit zu hindern.
    Und hier muß ich Kritik an den Verfassern der üblichen Seemannserzählungen üben. Eine Schar von Männern vor dem Mast, verzweifelte Männer, die eine Reihe von verzweifelten Taten begangen und innerhalb nicht vieler Tage Zuchthaus und Galgen zu erwarten hatten, konnte eigentlich nichts tun als kämpfen. Aber diese Männer rührten keine Hand, als ihre letzte Möglichkeit, diesem Schicksal zu entrinnen, vernichtet wurde.
    »Aber wo haben die Kerle eigentlich den Proviant herbekommen?« fragte mich der Steward später.
    Diese Frage hat er mir jeden Tag gestellt, seit Pike sich den Kopf damit zu zerbrechen begann. Jedenfalls wird sie ja vor dem Gericht in Valparaiso geklärt werden. Ich bin aber überzeugt, daß der Steward mich inzwischen täglich fragen wird.
    »Es ist Mord und Meuterei auf hoher See«, sagte ich heute morgen zu den Matrosen, als sie achteraus gekommen waren, um sich über die Vernichtung der Boote zu beschweren und gleichzeitig meine Absichten zu erfahren…
    Von der Brüstung der Kampanje aus betrachtete ich die jämmerlichen Wracks. Seit wir Baltimore verließen, hatten schon drei Männer diesen Platz eingenommen, alle drei starke Männer, die dennoch längst dahingegangen waren – der Kapitän, Pike und Mellaire. Jetzt stand als vierter ich selber da. Und die Aufgabe der Elsinore in dieser Welt wurde weiter vollbracht wie bisher.
    Dort unten stand Bert Rhine – sein Gesicht war in Verbände gehüllt, und ich gestehe offen, daß ich

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