Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
brachte doch nichts
zustande. Stattdessen glitt mein Blick über seinen perfekten Körper und blieb
schließlich an seinen Händen, die kraftlos an seinen Seiten herunterbaumelten,
hängen.
Hände, die mich
durch eine kleine Berührung zum Schmelzen bringen konnten. Hände die einem
Klavier unbeschreiblich emotionale Klänge entlockten. Hände die töten und foltern
konnten.
"Mia, ich weiß
was du denkst." Mit dieser Bemerkung steckte er seine Hände in seine
Hosentaschen, wo ich sie nicht mehr sehen konnte. "Und wahrscheinlich hast
du recht. Ich möchte mich für mein Verhalten gestern entschuldigen, ich hätte
nicht so … aufbrausend sein sollen. Aber ich entschuldige mich nicht dafür, dass
ich wollte, dass du diesem Ereignis fernbleibst."
"Du hättest
mich darum bitten können.", flüsterte ich.
Er seufzte. "Ja,
das hätte ich. Doch ich war so … ich hatte Angst, dass du da auftauchen
würdest, dass du mit ansehen müsstest, wie ich … wie ich … das Monster bin, für
das mich alle halten!" Seine Stimme zeugte von Schmerz. Einem seelischen
Schmerz, der so alt zu sein schien wie die Welt selbst.
"Du bist kein
Monster, Lucien!", sagte ich und meinte es auch so.
Sein Blick war
traurig aber entschlossen. "Doch Mia. Heute war ich eins! Und
wahrscheinlich macht mich die Tatsache, dass ich es nicht einmal bereue, noch mehr
zu einem!"
Ich sah wie seine
Kiefer sich anspannten, als er mich genau beobachtete - meine Reaktion
abwartete -, bevor er fortfuhr.
"Ich möchte, dass
du weißt, dass ich es nicht bereue, weil Elia es selbst zu verschulden hat. Ich
werde es nie tolerieren, wenn dir jemand Schaden zufügt, Mia! Niemals! Viele
Vampire respektieren nur das was sie fürchten, und wenn das der Fall ist, dann
muss ich ihnen zeigen, dass es einen Grund gibt, mich zu fürchten! Ich kann es
ertragen, wenn mich die Leute als Schlächter betrachten. Ich kann vieles
ertragen, Mia. Aber wenn ich sehe, wie du mich so ansiehst, wenn du meine Hände
betrachtest und du dir ausmahlst, was ich schreckliches getan habe, dann … dann
ertrage ich das nicht." Seine Stimme wurde leiser und seine Gefühle
drohten durch die Mauer, die er um sie errichtet hatte, zu dringen. "Aber
ich kann verstehen, wenn du … wenn du mich…"
Eine Träne lief über
meine Wange. Sein Selbsthass hatte mir schon die Kehle zugeschnürt, doch die
Verzweiflung, die nun an ihm zerrte, war ein Stich in mein Herz.
Was war nur los mit
mir? Wie konnte ich nur schlecht von ihm denken? Niemals würde er grundlos eine
grausame Tat begehen. Niemals würde dieser Mann etwas tun, was mich verletzt!
Ich überbrückte die
Distanz zwischen uns und umschlang seine Taille mit meinen Armen. Er zögerte nicht
mich fest an seine Brust zu ziehen, wo stille Tränen seinen Pulli benetzten.
"Es tut mir
leid, Mia!", flüsterte er und küsste mein Haar.
"Mir tut es
Leid, Lucien. Ich weiß nicht was in letzter Zeit mit mir los ist. Ich habe das
Gefühl zu fallen und keiner ist da der mich auffängt.", gab ich zu und
vergrub mein Gesicht an seiner Schulter.
Seine Hand strich
zärtlich über mein Haar und verharrte in meinem Nacken, während die andere
meinen Körper umfing und mich einhüllte, wie ein stählerner Käfig.
Er gab mir das
Gefühl von Sicherheit. Eine Sicherheit, die ich nur in seinen Armen empfand.
"Ich bin da um
dich aufzufangen, Mia. Ich bin immer für dich da. Du bist nicht allein. Nie
mehr!" Nicht nur seine Worte waren ein Versprechen. Ich fühlte auch die
Kraft und Stärke in seinem Inneren, die mir Zuversicht verliehen, dass er fest
entschlossen war, dies zu bewahrheiten. "Lass uns ins Bett gehen."
"Ich will dich
nicht los lassen. Ich möchte, dass du mich hältst damit ich nicht falle. Ich
habe Angst zu fallen, Lucien. Wenn du nicht da bist, habe ich Angst zu fallen."
Ich wusste nicht ob er meine Worte verstand. Ich dachte an meine schrecklichen
Träume. An das Nichts, das mich zu verschlingen versuchte. An die Kraft, die
mich in eine endlose Leere zerren wollte, wo ich unaufhörlich fallen würde. Wo
ich drohte mich zu verlieren!
"Ich bin hier
und ich lasse dich nicht los." Er hob mich hoch und ich drängte mich an
seine Brust. Mit seinen geschmeidigen Schritten durchquerte er den Saal und
ging mit mir im Arm Richtung Treppe.
"He, alles OK
bei euch zweien?", hörte ich Nicolais Stimme.
"Wir gehen nach
oben.", gab ihm Lucien als Antwort und nahm die ersten Stufen.
"Kommst du
heute noch mal runter?", fragte Nicolai.
Ohne ins Stocken zu
geraten
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