Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Zufallen der
Terrassentür, kam mein erleichtertes Ausatmen. Nun war es an der Zeit mich am
Riemen zu reißen und meine Nerven wieder unter Kontrolle zu kriegen, damit ich
einigermaßen klar denken konnte.
Wie jedesmal bei
einem inneren Aufruhr, begann ich meine Vitalfunktionen wieder auf Normal zu
stellen. Mein Herzschlag und meine Atmung nahmen den vertrauten ruhigen
Rhythmus an, den ich ihnen mental aufzwang. Auch mein viel zu hoher
Hormonspiegel ebbte schön langsam ab.
Nun galt es noch
meine Gedanken zu ordnen und einen Weg zu finden, wie ich diesen ganzen Schlamassel
überstehen konnte, ohne dabei durchzudrehen.
Tatsache war, Lucien
war hier und ich konnte nichts daran ändern. Allein seinen Namen in Gedanken
auszusprechen, tat weh und als sich nun Bilder aus der Vergangenheit in meinen
Kopf schlichen, krampfte sich mein Herz zusammen. Mit aller Kraft unterdrückte
ich den Drang, meine Hände gegen meinen Brustkorb zu pressen, in dem Schmerz
aufflammte. Ein längst vergessen geglaubter Schmerz, der mir fast die Tränen in
die Augen trieb. So lange hatte ich ihn unterdrückt, verdrängt, um wenigstens
den Anschein, zu leben, nach außen zu tragen.
Doch nun erkannte
ich, wie sinnlos diese Bemühungen waren. Sie waren nur eine weitere Lüge. Denn
manche Wunden heilten einfach nie. Und nun, mit Luciens Erscheinen, begann mein
gebrochenes Herz wieder zu bluten.
"Die Party
findet drinnen statt, oder bevorzugst du es noch immer, alles im Alleingang zu
machen?"
Schlagartig war ich
wieder in der Gegenwart. Ich spürte die erdrückende Energie, die sich von
hinten näherte und kannte auch deren Besitzer.
Mühsam zwang ich meinen
Körper in eine gerade Haltung und ließ meine Hände sinken. "Nicolai!"
Meine Stimme hatte wieder etwas an Selbstbewusstsein gefunden und klang nicht
mehr allzu brüchig.
"Ah, du hast
uns also noch nicht ganz aus deinem Gedächtnis gelöscht!" Sein Tonfall war
wie immer, nüchtern und sachlich. Doch ich kannte diesen Mann und in ihm
brodelte die Wut.
"Was willst du?"
"Was ich will?",
wiederholte er nonchalant. "Nichts! Ich folge nur einem Befehl, und der
lautet, sicher zu stellen, dass du diesmal nicht einfach so abhaust! Schließlich
gibt es noch jemanden, der auf eine Erklärung wartet!"
"Ich bin nicht
ohne Erklärung abgehauen.", sagte ich ruhig, doch innerlich versetzte mir
meine eigene Lüge einen Stich.
"Schwachsinn!",
zischte er und der Hauch von Energie, der ihm mit diesem Wort entwich, verriet
nicht einmal ansatzweise seinen Zorn.
Langsam drehte ich mich
um, und sah dem Krieger, der mich einst aus dem Anwesen in London jagen wollte,
in die Augen. Die faszinierenden goldenen und rötlichen Strähnen seines
kinnlangen Haares, schimmerten im Mondlicht und verleiteten einem dazu, es
länger zu betrachten. Doch die dunkle Aura, die ihm stets anhaftete, hinderte
jeden daran, einen längeren Blick auf ihn zu werfen.
Nicolai war mir nie
gut gesinnt gewesen. Desto mehr wunderte mich der schmerzliche Ausdruck, der
kurz über sein Gesicht huschte, bevor er wieder diese stoische Gleichgültigkeit
an den Tag legte, die er in Wahrheit nicht empfand.
"Du kannst dir
die Mühe sparen, ich hatte nicht vor, irgendwohin zu gehen!", erklärte
ich.
Das Grau seiner
Augen wurde dunkler. "Verzeih mir, aber aufgrund von vergangenen
Tatsachen, fehlt deinen Worten die Glaubwürdigkeit!"
Ich verdrängte den
Anflug von Scham, den seine Feststellung in mir auslöste. Definitiv war Nicolai
wütend auf mich, wenn ich auch nicht wusste warum. Dieser Krieger hatte mich
nie gemocht, war sogar eher feindselig mir gegenüber gewesen. "Nennst du
mich etwa eine Lügnerin?"
Er trat näher, wobei
ich all meine Selbstbeherrschung aufbringen musste, um nicht zurückzuweichen.
"Das, Mia, lässt sich ganz schnell feststellen.", flüsterte er mit
unheilvoller Stimme. "Sag mir, wie süß ist der Schmerz, der durch die
Trennung zu Lucien hervorgerufen wird? Wie laut sind die Schreie deiner Seele
nach deinem Gefährten? Wie dunkel ist dein Herz, ohne deine zweite
Hälfte?"
Jedes Wort schien
wie ein Dolch auf mich einzustechen und dennoch schaffte ich es, irgendwie,
einfach nur dazustehen, während er die Wahrheit in meinem Gesicht suchte.
Doch auch ohne eine
Antwort, schien er meinen Schmerz zu sehen - vielleicht in meinen Augen, den
Spiegeln der Seele, die drohten sich mit Tränen zu füllen -, denn sei Blick
wurde etwas weicher, seine bedrohliche Energie flaute ab und sein Ausdruck
zeugte von Erkenntnis.
Eine
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