Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Herz zielte und mich
unweigerlich zusammenzucken ließ.
Das darf nicht sein!
Bitte nicht! Nicht so, nicht jetzt, nicht hier!, flehte ich im Stillen. Doch
wann war mein Flehen schon jemals erhört worden?
"Stimmt etwas
nicht, fühlen sie sich nicht wohl?", fragte der Mann, der noch immer meine
Hand hielt, die ich ihm augenblicklich entriss.
Fieberhaft glitt
mein Blick über die Menge, suchte nach der hoffentlich fehlenden Ursache meines
Gefühlschaos, bevor er, wie magnetisch angezogen, am Eingang zum Saal hängen
blieb.
Langsam öffnete sich
die doppelseitige Flügeltür. Wie in Zeitlupe, als wolle das Schicksal sicher
gehen, dass ich diesen Augenblick, der mir gleich den Boden unter den Füßen
wegziehen würde, nicht verpasse.
"Ah, unser
Ehrengast!", waren Elias Worte, die meilenweit entfernt schienen, während
sich mein ganzes Sein unweigerlich auf die neuen Gäste konzentrierte.
Lautlosigkeit
breitete sich über den riesigen Raum. Niemand konnte meine Seele schreien
hören, als meine Vergangenheit, in Form von Kriegern, durch die Tür trat, und
mir der Anblick eines einzigen Mannes, jeglichen Bezug zur Gegenwart entriss.
Im völligen
Gefühlschaos gefangen, nahm ich nur nebenbei wahr, wie sich Köpfe neigten und
Körper verbeugten, dabei Worte in der Alten Sprache gesagt wurden, und
zwischendurch das Wort "König" fiel, bevor mit einem Schlag das
Stimmengemurmel Hunderter den Raum wieder erfüllte.
Es schien eine
Ewigkeit, in der ich ihn nur anstarrte, mein Inneres seinen Namen schrie, immer
und immer wieder, als könne es nicht glauben, wer da den Saal betrat.
"Ich habe dir
doch gesagt, dieses Fest verspricht unvergesslich zu werden!" Elias Worte
nahe an meinem Ohr holten mein Bewusstsein wieder in die Realität. In eine
Gegenwart, in der mein Körper mir nicht mehr gehorchte. In der mein Herz
dröhnte, meine Atmung viel zu laut, viel zu schnell ging.
Erst als ich Elias
Hand in meinem Rücken spürte, bemerkte ich, dass der Boden unter mir schwankte,
wie ein Schiffsdeck bei Sturm. Haltsuchend umklammerte ich seinen Oberarm, versuchte
den Schwindel, der mich fast in die Knie zwang, zu bekämpfen, während ich mit
schreckgeweiteten Augen zu ihm aufblickte und das grausam amüsierte Lächeln
sah, das seine Lippen hob und seine Augen verengte.
Er hatte es gewusst!
Der Anruf. Seine Wut. Die Nervosität, die ihn seit Tagen umgab. Er hatte sich
ein Spiel daraus gemacht. Ein weiterer Moment, um mich zu quälen.
Doch ich sah nicht
nur sein triumphierendes Grinsen. Ich sah auch die Angst, die er zu verbergen
versuchte, kurz bevor er seinen Blick abwandte, um den Ehrengast, den König,
Lucien, willkommen zu heißen.
Immer noch starr vor
Schreck, sah ich zu, wie Lucien gemächlichen Schrittes in den Saal trat. Seine
ganze Person strahlte Autorität und Macht aus. Er war ein verdammt gutaussehender
Mann, dessen mysteriöse, verwegene Aura ihn nur noch attraktiver machte. Sein
kinnlanges, schwarzes Haar glänzte wie Samt und umrahmte seine hohen
Wangenknochen und seinen starken Kiefer. Es waren jedoch seine eisblauen Augen,
die alle Blicke auf sich zogen.
Augen, in denen ich
einst versunken war, in denen sich Stunden wie Minuten anfühlten, und Blicke,
wie liebkosende Berührungen.
Doch diese Augen
schienen mich nun nicht zu sehen. Schenkten mir nicht die kleinste Beachtung
und so zwang ich mich dazu, meinen Blick abzuwenden.
Stattdessen sah ich
nun die Frau an seiner Seite. Eine große, schlanke Vampirin, die ein vages
Gefühl von Erkennen in mir hervorrief, und während ich noch darüber nachdachte,
wo ich sie schon einmal gesehen hatte, fiel mein Blick auf ihre Hand, die auf
Luciens dargebotenem Unterarm lag, wo ihr Daumen in einem stetigem Rhythmus
über sein Handgelenk strich.
Eifersucht schoss
durch meine Adern, noch bevor sich auch nur der Gedanke daran gebildet hatte.
Ohne mir darüber
bewusst zu sein, wurde mein Griff um Elias Arm stärker. Nicht um Halt zu
suchen, sondern um den verdammten Impuls zu unterdrücken, auf sie loszugehen.
Ihr diesen stolzen Ausdruck, den sie wie eine Trophäe vor sich hertrug, aus dem
Gesicht zu schlagen.
Das leise Fauchen,
das aus meiner Kehle trat, erschreckte mich dermaßen, dass ich von meinen
Mordgedanken abkam und stattdessen die bekannten Gesichter musterte, die sich
nun vor der sich schließenden Tür positionierten.
Nicolai, Zanuk und
Riccardo. Drei von fünf Schwarzen Kriegern, die mit Lucien in London lebten.
Krieger, mit denen ich zusammengelebt, gekämpft
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