Mia - Gefangene des Schicksals (Buch 2) (German Edition)
Barmann stellte keine Fragen und schenkte nach.
"Warum hast du
mir das nicht gesagt?" Meine Worte sollten eine Anklage sein, doch das
Beben in meiner Stimme ließ sie wie ein Wimmern klingen.
"Hätte das
etwas geändert?"
Ich konnte den Laut,
der sich vor lauter Entrüstung aus meiner Kehle schlich, nicht mehr zurückhalten.
"Oh ja! Ich wäre einem nervlichem Zusammenbruch nicht so nahe wie ich es
gerade bin!"
"Du musst jetzt
stark sein! Dich wieder einkriegen!"
"Mich wieder
einkriegen? Wie denn?" Ich kippte das nächste Glas.
"Du musst dich
zusammenreißen!"
"Du wiederholst
dich."
Er seufzte leise. "Mia,
sammel dich und mach weiter wie bisher."
"Wie bisher?",
stieß ich hervor. "Lucien ist hier, verdammt noch mal! Wie soll ich da
weitermachen wie bisher?" Meine Stimme wurde ungewollt etwas lauter.
Die Verzweiflung
hatte mich fest im Griff und zerrte an mir, als wolle sie mich in Stücke
reißen. Die Vergangenheit überrollte mich in einer rasenden Geschwindigkeit.
Mein Herzschlag donnerte gegen meine Brust und die enge Korsage schnürte mir
die Lunge ein.
Asrons Blick
schweifte kurz über die Bar, wo das leise Klirren von Gläsern und Flaschen
verriet, dass mir meine Telekinese entglitt, bevor seine fast violetten Augen
auf die meinen trafen.
"Ich muss hier
raus!", flüsterte ich, und auf sein "Geh!", eilte ich los.
Doch wieder wurde
mein Fluchtversuch gestoppt. Diesmal von Elia. "Wo willst du hin?"
"An die frische
Luft!", gab ich zurück.
"Kommt nicht in
Frage! Du bleibst!" Seine Stimme war leise aber schneidend.
Die Wut stieg rasend schnell in mir hoch. Seine
Worte, sein Tonfall, seine bloße Präsenz, zerrten an dem seidenen Faden, der
meine Kontrolle noch aufrecht erhielt. Ohne mir darüber bewusst zu sein, stand
ich plötzlich direkt vor ihm. Sein leichtes Zurückzucken floss in Form von
Genugtuung durch meine Adern, bevor ich den leichten Duft seiner Angst in mir
aufnahm und flüsterte: "Du hast viele Fehler begangen, Elia, aber wenn du
mich jetzt nicht vorbei lässt, wird das dein Größter sein!"
Sein schneller
werdender Atem strich über mein Gesicht, bevor er seinen schockierten Blick
wieder unter Kontrolle brachte und einen Schritt zur Seite trat. "Vergiss
unsere Vereinbarung nicht!", zischte er halblaut und gab einem Wachposten
das Zeichen mir zu folgen.
Als die Tür zum Saal
hinter mir geschlossen wurde, rannte ich los. Ich nahm den Gang zum Haupthaus,
ignorierte Max Rufe und flüchtete durch die Hintertür in den Garten, bis zu dem
angrenzenden Wald, wo ich keuchend stehen blieb.
Lucien! Hier! Das
durfte nicht sein. Wie grausam war das Schicksal, mich in eine Hölle zu zwingen
und mir dann den Himmel zu zeigen, den ich nie wieder erreichen konnte?
Die plötzliche
Übelkeit ließ mich würgen. Alles drehte sich und meine Welt drohte
einzustürzen. Ein Baum bewahrte mich vor dem Sturz. Die alte Rinde bohrte sich
in meine Handflächen, doch mein Griff wurde noch stärker. Ich hieß den Schmerz
willkommen, denn er erdete mich, hielt mich in der Gegenwart. Ich spürte das
warme Blut in meinen Handflächen, roch den süßen Duft meiner Verzweiflung, die
ich nicht länger verbergen konnte.
"Mia?"
Leise drang mein Name in mein Bewusstsein, klopfte an meinen Verstand und
erinnerte mich daran, dass ich nicht alleine war.
"Der Anblick
des Königs hat ihr wohl den Atem genommen.", hörte ich den Wachposten
sagen, der noch immer auf der Veranda stand und den ich völlig vergessen hatte.
"Da ist sie nicht die Einzige. Einige Weiber sind in Ohnmacht
gefallen."
"Du kannst
jetzt wieder reingehen. Ich übernehme.", verkündete Max.
"Aber der
Sire..."
"Geh!",
kam der Befehl.
Ich hörte ein
verächtliches Schnauben. Dann Schritte die sich entfernten, bevor Max näher
kam. "Mia. Ist alles in Ordnung?"
Nun, mit mir
alleine, versuchte Max nicht, seine Sorge zu verstecken. Sie war in seiner
Stimme zu hören und ihre leichte Energie streifte meinen Rücken.
"Ich brauch nur
etwas frische Luft!", antwortete ich mit möglichst viel Überzeugung, während
mein Blick auf meinen blutverschmierten Händen ruhte, die Zeugnis meines
Kontrollverlustes waren. Er konnte es nicht riechen, dafür hatte ich früh genug
gesorgt. Aber er würde es sehen, unvermeidlich. "Könntest du mir bitte etwas
zu trinken holen? Ein Glas Whisky vielleicht?"
Er schien kurz zu
zögern, fragte sich vielleicht, warum ich ihm immer noch den Rücken zuwandte,
doch schließlich meinte er: "Aber sicher. Bin gleich wieder da."
Mit dem
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