Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)
keiner Hinsicht!“, flüsterte er und senkte seinen Kopf,
bevor er sich auf mich konzentrierte. „Er ist mächtig, mächtiger als du denkst
und seine Chancen die Raschka zu seinen Gunsten zu bestimmen, sind
ausgesprochen groß!“ Der letzte Satz klang, als würde er sich selbst davon
überzeugen wollen.
Ich betrachtete das
L auf meiner Hand. „Du hast mich nach meinem Traum gefragt!“, flüsterte ich.
„Ich habe von Luciens Tod geträumt, Asron. Er lag auf einer Lichtung. Überall
waren Explosionen zu hören, Fußgetrampel. Ein riesiges Loch klaffte in seinem
Bauch. So viel Blut! Unmengen von Blut. Ich habe ihn gefühlt. Den Tod, der ihn
mitgenommen hat und nur Kälte in mir zurückließ.“ Meine Stimme war nur mehr
brüchiges Wispern. „Ich könnte es nicht ertragen! Eine Welt ohne ihn ist keine Welt
in der ich existieren könnte!“
Asron betrachtete
mich eine Weile. Seine Augen forschten in meinem Gesicht, als könne er dort
Antworten finden. Sein Blick drückte Mitgefühl aus, doch da war noch etwas
anderes. Ein Wissen, das über das Gesagte hinausging. Und als er sich vorbeugte
und mit eindringlicher Stimme: „Dein Vorhaben ist Wahnsinn, Mia!“, flüsterte,
konnte ich ihn nur verblüfft anstarren.
„Woher weißt du …“
„Jeder hat so seine
Möglichkeiten.“, warf er ein, erhob sich aus seinem Sessel und ging zur Tür.
Den Knauf schon in der Hand, hielt er inne, seufzte leise, und meinte: „Doch,
egal wo du hingehst, vergiss nie, wo dein Platz in dieser Welt ist!“
Das würde ich nie
vergessen, dachte ich im Stillen, doch ich würde daran zweifeln.
„Wirst du mir helfen
Asron?“, fragte ich und starrte auf seinen Rücken.
„Nein!“, kam die
Antwort, die zu erwarten war. „Doch weißt du“, begann er, und griff in seine
Sakkotasche. „ich bin ein vergesslicher alter Mann und verlege immer wieder
meine Sachen!“ Mit diesen Worten zog er etwas aus seiner Tasche, betrachtete es
einen Moment und legte es schließlich auf die Kommode. „Leb wohl Mia!“,
flüsterte er, bevor er durch die Tür trat und sie leise hinter sich schloss.
Während mein
Bewusstsein das ganze Ausmaß meines Vorhabens zu erfassen versuchte, trugen
mich meine Beine zu der Kommode, griff meine Hand nach den Gegenständen, und
bevor ich es realisieren konnte, saß ich wieder auf dem geblümten Sessel, und
betrachtete ein kleines Telefon und einen zusammengefalteten Zettel in meinem
Schoß.
Langsam entfaltete
ich den Zettel und blickte auf ein Flugblatt von dem städtischen
Stromversorgungsbetrieb. Es war eine offizielle Kundmachung für eine
Stromabschaltung, mit morgigem Datum, der Zeit von 23 Uhr und einer Dauer von 5
Minuten. Auf der Rückseite stand in sorgfältiger eleganter Schrift: „Denke an
meine Worte!“, geschrieben.
Mit zittrigen
Fingern griff ich nach dem Prepaid-Handy, entfernte die Tastensperre, klickte
auf das Telefonbuch und starrte auf einen einzelnen Eintrag.
Asron musste gewusst
haben, welche Entscheidung ich treffen würde, und das noch bevor ich es selbst
begriffen hatte.
Erschöpft ließ ich
mich in die Lehne sinken. Das Ticken der Wanduhr kam mir plötzlich viel zu laut
vor. Als würde sie mich verhöhnen, die Sekunden deutlich schneller verstreichen
lassen. Zu mindestens bis Morgen, wenn um 23 Uhr, die Alarmanlage des Anwesens,
für 5 Minuten lahmgelegt wäre, und ich in ein neues Leben eintauchen würde, um
den einzigen Mann zu schützen, den ich aus tiefstem Herzen und mit meiner
ganzen Seele liebte.
33
Kühle Luft wehte mir
entgegen, als ich auf die Veranda trat und in die verstreichende Nacht blickte.
Das Handy wog schwer in meiner Tasche. Wie eine Last, die drohte mich zu Boden
zu drücken.
Von dem milden
Septemberwetter, das die Meteorologen prophezeit hatten, war nicht mehr viel
geblieben. Mit riesigen Schritten schien die Welt auf den Winter zuzusteuern,
der laut Wettervorhersage, eine Eiseskälte bringen würde. Doch was kümmerte es
mich? Die Kälte hatte schon jetzt Einzug in meinen Körper genommen und würde
auch nicht vergehen, wenn der Winter vorüber war.
Ich spürte Luciens
Näherkommen, bevor die Verandatür in meinem Rücken aufging, seine Schritte auf
dem hölzernen Boden zu hören waren und seine Stimme die Stille durchbrach. „Was
machst du hier?“ Seine Worte waren anklagend, ja sogar ein wenig distanziert.
„Luft schnappen.“,
entgegnete ich.
„Es ist kalt hier
draußen.“, stellte er fest.
Ich zog meine Jacke
enger um meinen Körper. Nicht um der
Weitere Kostenlose Bücher