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Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)

Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition)

Titel: Mia - Vom Schicksal gezeichnet (Buch 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.S. Stone
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ich schloss
erschöpft meine Augen.
    Dunkle
Wolken verbargen den Mond. Feuchtkalte Luft drang in meine Lungen und brachte
den Geruch von Abwasser und Exkrementen mit sich. Nur langsam schienen meine
Augen sich an das dämmrige Licht zu gewöhnen und erkannten eine Gasse,
eingefasst von hohen Backsteinmauern die drohend in den Himmel ragten. Meine
Augen, starr und wie gebannt auf den hinteren Teil des dunklen Tunnels
gerichtet, vernahmen eine Bewegung. Ein Schatten in den Schatten.
    Er war
da. Ich wusste es. Konnte ihn spüren.
    Langsam
zogen die Wolken weiter und Mondlicht begann die Gasse zu fluten, verdrängte
die Dunkelheit und tauchte die Umgebung in ein matt silbriges Licht … und so
auch den Mann, dessen Gegenwart mein Inneres berührte.
    Sein
Anblick raubte mir den Atem. Ganz in schwarz gekleidet mit einem Dolch in der
Hand, wirkte er, wie der Krieger, der er war. Fülliges, schulterlanges Haar,
umrahmte ein perfektes Gesicht, und glänzte wie blauschwarze Seide.
    Das
Geräusch hinter mir, nahm ich kaum wahr. Mein ganzes Sein war auf diesen Mann
gerichtet, der mich magisch anzuziehen schien.
    Noch nie
hatte ich jemanden Furchterregenderen gesehen … noch nie jemanden Schöneren.
    Seine
Augen waren dunkel wie die Nacht, und schienen sich wie brennende Kohlen in
meinen Körper zu fressen. Seine Gesichtszüge waren hart, angespannt und seine
Haltung zeugte von Kampfbereitschaft.
    „Lucien!“,
formten meine Lippen.
    Sein
Blick schien mich fast in die Knie zu zwingen, und doch rührte ich mich keinen
Zentimeter. Wie erstarrt konnte ich nur dastehen und wusste nicht ob ich Angst
haben, oder Freude empfinden sollte. Mein Herz donnerte in meiner Brust und
mein Atem kam in schnellen Zügen, während seine Augen über meinen Körper wanderten
und einen kribbelnden Pfad hinterließen, der meinen Puls zu Höchstleistungen
trieb.
    „Lucien!“,
wisperte ich erneut und ein kurzes Aufblitzen des Erkennens schien in seinen
Augen aufzuflackern und machte seinen Ausdruck merklich weicher.
    Doch
einen Wimpernschlag später war sein Gesicht wieder eine undurchdringliche
Grimasse, von Wut und Kampfgeist gezeichnet. Wild gestikulierend, schien er mir
etwas zuzurufen, doch kein Laut drang an mein Ohr. Plötzlich erhob er die Hand
mit dem Dolch und warf diesen in meine Richtung. Wie in Zeitlupe sah ich die
Waffe auf mich zurasen …
    Ein
Klirren ließ mich aufschrecken, und ich fand mich in meiner Badewanne wieder,
das Sektglas in Scherben zerbrochen über den Boden verstreut.
    „Lucien!“,
flüsterte ich. Mein Herz raste, meine Atmung ging stockend und auf meiner Stirn
hatten sich Schweißperlen gebildet. Meine Haut fühlte sich kalt an, obwohl ich
noch immer im warmen Wasser saß. Reflexartig sah ich an mir hinunter und
tastete meinen Brustkorb nach Verletzungen ab. Nichts, kein Kratzer.
    Erleichtert
atmete ich aus und ließ mich wieder ins Wasser sinken.
    Jetzt ist
es also wieder so weit! Ich war reif für die Irrenanstalt, dachte ich, während
ich mir den Schweiß aus dem Gesicht wusch.
    Ich war
mir meiner lebhaften Fantasie durchaus bewusst, dessen Ursprung ich den
Geschichten meiner Mutter zuschrieb. Einer Fantasie, die mich schon einmal fast
in den Wahnsinn getrieben hätte, mir Träume bereitete, die kein normaler
Verstand in der Lage wäre sich auch nur auszudenken. Träume die sich real
anfühlten, zu real.
    Und nun
war es wieder geschehen.
    Ich
konnte förmlich die Kälte des Windes auf meiner Haut spüren und könnte
schwören, dass ich den Geruch von Abfällen, Urin und Alkohol in der Nase hatte
… und den leichten Duft dieses Mannes, eine anziehende Mischung aus Gewürzen
und reiner Männlichkeit, die sich durch meine Nase über meine Lungen bis in
mein Gehirn gegraben hatte und mich immer noch glauben ließ, ihn zu riechen.
    Wie so
oft nach diesen Träumen, kamen Erinnerungen an meine Mutter und ihre
Erzählungen. Ihre Lieblingsgeschichte war die der Schwarzen Krieger, die zwar
nicht zu den Guten gehörten, aber dennoch das Böse zu bekämpfen versuchten.
    „Ihr
Blick, dunkel wie Opale, lässt die Nacht zum Tag werden!“ , hatte sie immer
gesagt, „Grausam und doch gerecht. Beängstigend und doch unwiderstehlich!“
    Wie aus
heiterem Himmel hatte ich wieder diese Augen vor mir. Augen ohne Farbe, ohne
Emotion und schwarz wie die Nacht.
    Wütend
über meine mangelnde Selbstkontrolle, meine Fantasie verfluchend und Tränen der
Besorgnis unterdrückend, stieg ich aus der Wanne und schwor mir, nie wieder

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