Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)
betrunken.)
11 Bilder, die Sie mit einem Bier in der Hand oder beim Rauchen zeigen, oder Bilder, auf denen Sie ein T-Shirt mit einem Aufdruck tragen, der missverstanden werden könnte
12 Begriffe wie »Ich hasse das« oder »Das ist wirklich doof« (Dies gilt als Indiz, dass Sie zu den Menschen gehören, die sich oft beschweren.)
Weitere in Echtzeit gesammelte Beispiele, wie Menschen unbedarft Dinge mitteilen, die ihnen – nicht nur – am Arbeitsplatz schaden können, finden Sie hier: http://www.weknowwhatyouredoing.com /.
Ihre Vergangenheit ist käuflich
Kinder und Jugendliche, die mit Social Media aufwachsen, werden sich eines Tages um eine Stelle bewerben und dabei eine Spur digitaler Informationen hinterlassen haben, die viel detaillierter ist, als man sich das heute vorstellen kann. Selbst Arbeitnehmern, die schon älter sind und bereits mit beiden Beinen im Berufsleben stehen, bereiten die unendlichen Speicher- und Suchoptionen im Web zunehmend Sorgen. Was auch immer Sie im Laufe der Jahre veröffentlicht und getwittert haben, lebt in Datenbanken fort, bis irgendwann ein Personalchef oder ein Headhunter beschließt, eine Suche durchzuführen. Beiträge auf Facebook oder Twitter verblassen vielleicht nach ein paar Tagen oder Wochen, weil wir sie buchstäblich nicht mehr auf dem Schirm haben. Aber das bedeutet nicht, dass Ihr nächster Arbeitgeber keinen Zugang zu ihnen haben wird. Ihre Mitteilungen, Witze und Frotzeleien lagern irgendwo auf einer Festplatte und warten nur darauf, durch die richtige Software ausgegraben zu werden.
Es ist alles eine Frage des richtigen Werkzeugs und des richtigen Preises. Firmen wie Datasift aus Großbritannien weisen den Weg: Datasift war eine der ersten Firmen, die im Frühjahr 2012 Zugriff auf das gesamte Archiv aller Kurznachrichten bei Twitter gekauft haben, zunächst nur bis 2010 zurückreichend. 11 Inzwischen hat der Microblogging-Dienst aus San Francisco den Zugang zu seinem Archiv schon an ein Dutzend Firmen vermietet und weitere tausend stehen auf der Warteliste. 12 Der durchschnittliche Benutzer konnte bislang nur die Tweets einer Woche sehen, aber zahlende Kunden dürfen den Redeschwall von derzeit 250 Millionen aktiven Nutzern unters Mikroskop legen. So lassen sich die belastenden Bits aus einer täglichen Flut von mehr als 500 Millionen Kurznachrichten herausfischen. Datasift ist nur der Anfang des Geschäfts mit der häppchenweisen Vergangenheitsanalyse.
Stellen Sie sich vor, Sie gehen zu einem Vorstellungsgespräch und Ihr Gegenüber zieht zwei besonders delikate Tweets aus dem Ärmel: »Sie wollen in unsere Stadt ziehen, nannten sie aber 2010 ein langweiliges Kaff. Wirklich? Und Sie haben Ihren alten Vorgesetzten bei der Firma XY schlechtgemacht. Warum sollten wir so jemanden einstellen?« Die verheerende Wirkung solcher Recherchen liegt in ungeahnten Kombinationen: Alle Veröffentlichungen, die an einen bestimmten Benutzernamen gebunden sind, lassen sich ebenso aufrufen wie eine Visualisierung Ihres Netzwerks von Freunden und Ihrer Mobilitätsmuster.
Check-ins und Auszeichnungen bei Social Games, selbst die Veröffentlichung von Bildern eigener kleiner Kinder im Netz erzählen eine Geschichte über die Fähigkeiten eines Menschen. Ist er unstet und bringt nichts zu Ende? Ist sie bereit, abends auch einmal länger zu arbeiten, oder ist sie immer auf dem Sprung nach Hause zur Familie? Ein Gesprächspartner mag diese Details einordnen und gewichten können, aber eine Software kann das meist nicht. Daten im automatisierten Puzzle entwickeln schnell ein Eigenleben und entfalten ihre eigene Erklärungsmacht. Den Algorithmen von morgen, deren schnelle Auftragsarbeit darin besteht, Ihre Vergangenheit zu durchforsten und zusammenzustellen, ist der Kontext vollkommen gleichgültig.
Unkontrolliertes Data-Mining ist nur ein Problem. Mindestens ebenso bedenklich sind Arbeitgeber, die ihre Macht missbrauchen, um Zugriff auf private Daten zu gewinnen. Im US-Bundesstaat Maryland etwa mussten sich Arbeitsuchende, die sich für eine Stelle im Strafvollzug bewarben, während des Vorstellungsgesprächs in ihre Facebook-Konten einloggen, damit ihnen ein Beamter über die Schulter schauen konnte, während sie sich durch ihre Einträge, Freunde und Fotos klickten. Diese dreiste Überwachung sollte verhindern, dass Freunde von Bandenmitgliedern als Gefängnispersonal eingestellt wurden. Nach ersten Medienberichten reagierten die Gesetzgeber. Die Praxis wurde nicht nur in
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