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Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition)

Titel: Mich kriegt ihr nicht!: Gebrauchsanweisung zur digitalen Selbstverteidigung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pernille Tranberg , Steffan Heuer
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einen Schritt weiter und wird als »soziale Entdeckungs-App« kategorisiert. Hier passiert alles automatisch, einchecken ist nicht mehr nötig. Die App läuft im Hintergrund, überwacht passiv Ihren Standort und sendet nur dann Benachrichtigungen, wenn ein Bekannter in der Nähe ist.
    Bei neueren Varianten solcher Anwendungen wie Highlight ist es nicht einmal erforderlich, dass Sie Freunde definieren. Jeder, der die App auch installiert hat, taucht auf Ihrem persönlichen Taschenradar auf. Kein Wunder, dass das Unternehmen behauptet, es verleihe Ihnen »einen sechsten Sinn für Ihre Umwelt und zeigt Ihnen verborgene Zusammenhänge auf, so dass Ihr Alltag mehr Spaß macht.« 1 Doch nicht jeder glaubt daran. Viele Menschen sehen keinen Sinn darin, ihren Standort wie das Licht eines Leuchtturms auszusenden. Dennoch halten vor allem jüngere Smartphone-Nutzer diese Apps für bequem und höchst unterhaltsam. Man bleibt wie durch Zauberhand mit Freunden in Kontakt, und die Liste spannender neuer Anwendungen wächst unaufhörlich. Gleiches gilt allerdings auch für die kurz- wie langfristigen Risiken in Bezug auf die persönlichen Daten und die Identität.
    Bitte rauben Sie mich aus
    Diebe, Entführer und jede Menge anderer Krimineller lesen selbstverständlich bei sozialen Medien mit, um zu sehen, wo Menschen einchecken oder in anderer Weise ihren Aufenthaltsort bekannt geben. Viele Leute laden Bilder von ihrem Skiurlaub, vom Strand oder von ihrem Kind am ersten Tag im Ferienlager hoch, so dass jeder weiß, wo sich ihr Kind in der kommenden Woche aufhalten wird. Sie müssen Ihren Freunden gar nicht detailliert beschreiben, wo Sie unterwegs oder in Urlaub sind, ein paar Schnappschüsse genügen. Das Foto, eine Bildunterschrift sowie die mit der Datei verbundenen Metadaten beschreiben meist schon recht präzise, wann und wo es aufgenommen wurde.
    Kurz nachdem ortsbezogene Dienste bei technikaffinen Anwendern beliebt wurden, entstand die Website pleaserobme.com (Bitte rauben Sie mich aus) als sarkastischer Kommentar zum modernen Mobilitätsexhibitionismus. Sie zeigt einen Live-Feed aller Menschen, die gerade irgendwo einchecken und dabei Stichwörter wie »unterwegs« oder »zu Hause« erwähnen. Die Seite ist in gewisser Weise eine Provokation, aber viele Menschen reagierten mit einem Schulterzucken. Wer Angst vor dem mobilen Einchecken mit seinem Smartphone hat, lebt einfach in der Vergangenheit, so das Argument. Früher hat man sich über die ersten Anrufbeantworter aufgeregt – was soll’s?
    Die meisten Versicherungen sehen das anders. Auch sie verfolgen unser Verhalten über soziale Medien und interessieren sich brennend dafür, ob wir während unseres groß angekündigten Urlaubs ausgeraubt werden oder mit gefährlichen Sportarten prahlen. Es ist eine ziemlich böse Überraschung, nach Hause zu kommen und eine ausgeräumte Wohnung vorzufinden. Aber das ist gar nichts im Vergleich dazu, wenn sich die Versicherung weigern sollte, für den Schaden aufzukommen. Es gibt erste Fälle, in denen Unternehmen in diesem Sinne verfahren sind. Wer seinen Urlaub quasi bewirbt, handelt ihrer Ansicht nach genauso fahrlässig wie jemand, der ein Plakat mit der Aufschrift »Hey, wir sind nicht zu Hause« an seiner Haustür aufhängt.
    Auch wenn Sie nicht selbst einchecken, ist Vorsicht geboten, denn Ihre Freunde verraten mehr, als Sie denken. Forscher an der Rochester University im Staat New York haben ein System entwickelt, mit dem man den Standort eines Twitter-Nutzers vorhersagen kann, indem man einfach schaut, wo sich seine Freunde aufhalten. Das Programm kann einen User mit bis zu 85-prozentiger Genauigkeit innerhalb eines 100-Meter-Radius orten. Auch jemand, der noch nie seinen Standort auf diese Weise preisgegeben hat, kann mit 47-prozentiger Genauigkeit geortet werden, wenn nur die Standortangaben von zwei Online-Freunden zur Verfügung stehen. 2 Die meisten mobilen Werkzeuge, die uns ständig beobachten, erfüllen einen doppelten Verwendungszweck. Doch was Ihnen heute hilft, kann Ihnen später schaden …
    Die nächste Generation mobiler Anwendungen mit Langzeitgedächtnis ist bereits auf dem Markt. Diese Apps führen Eincheckvorgänge und die Beobachtung unseres Alltags unbemerkt im Hintergrund durch. Die App PlaceMe zum Beispiel protokolliert und erinnert sich an jede noch so kleine Bewegung dank der Kombination von Standortdaten mit allen Sensoren in einem modernen Smartphone: Kompass, Gyroskop, Beschleunigungsmesser,

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