Michel bringt die Welt in Ordnung
und Knirpsschweinchen, und so werde ich euch von jetzt an immer nennen.«
»Ich glaub, das lässt du lieber«, sagte Alfred und sah Lina scharf an und da schwieg sie.
Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Gegen Abend schritten drei würdevolle Herren durch das Gartentor von Katthult, drei Guttempler von der Guttempler-Vereinigung Lönneberga. Ja, du weißt wohl nicht, was eine Guttempler-Vereinigung ist, aber ich kann dir sagen, dass sie damals in Lönneberga und ganz Småland sehr nötig war. Die Guttempler bemühten sich nämlich, der entsetzlichen Sauferei Einhalt zu gebieten, die früher so viele Menschen unglücklich machte und übrigens auch heute noch unglücklich macht.
Krösa-Majas Gejammer über Michels Trunkenheit hatte die Guttempler-Vereinigung in Bewegung gesetzt. Und nun kamen sie und wollten mit Michels Mama und Papa reden. Es wäre gut, meinten sie, wenn Michel zum Abendtreffen ins Guttemplerhaus käme und dort zu einem nüchternen Leben bekehrt würde. Michels Mama platzte fast vor Wut und erzählte, wie es mit Michel und den Kirschen gewesen war. Aber die drei Guttempler sahen trotzdem sehr bekümmert drein und einer von ihnen sagte:
»Ja, aber man sieht doch schon, wohin das mit Michel führt! Es könnte nicht schaden ihm heute Abend einen Verweis zu erteilen.«
Da stimmte Michels Papa zu.
Froh war er darüber allerdings nicht. Sehr angenehm würde das nicht werden, dort so angeprangert unter allen
Leuten dazustehen und sich für seinen Jungen schämen zu müssen. Aber vielleicht war es notwendig, um Michel auf nüchterne Wege zu bringen.
»Ich komme mit ihm«, murmelte Michels Papa finster.
»Nein, wenn er schon hin muss, dann werde ich mit ihm gehen«, sagte Michels Mama; sie wurde wirklich energisch!
»Ich bin es, die diesen elenden Wein gemacht hat, und dafür sollst du, Anton, nicht leiden. Nur ich brauche diese Nüchternheitspredigt. Außerdem kann ich Michel ja mitnehmen, wenn ihr meint, dass es notwendig ist!«
Als der Abend kam, musste Michel seine Sonntagskleider anziehen. Die Müsse setzte er auch auf. Er hatte nichts dagegen sich bekehren zu lassen. Es konnte recht lustig werden, ein bisschen unter Menschen zu kommen.
Das fand Knirpsschweinchen auch. Als Michel und seine Mama losmarschierten, kam Knirpsschweinchen hinterhergerannt und wollte mit. Aber Michel sagte: »Lieg tot!«, und Knirpsschweinchen legte sich folgsam auf den Weg und blieb ganz still liegen, doch es guckte Michel lange nach.
An diesem Abend war das Guttemplerhaus überfüllt, kann ich wohl sagen. Ganz Lönneberga wollte dabei sein,
wenn Michel zur Nüchternheit bekehrt wurde. Vorn auf der Tribüne hatte sich der Chor der Vereinigung aufgestellt, und als Michel zur Tür hereinkam, legten sie los und sangen aus voller Kehle:
»Du junger Mann hast ergriffen das Glas,
gefüllt mit dem tödlichen Gifte … «
»Es war kein Glas«, sagte Michels Mama wütend, aber das hörte nur Michel.
Als das Lied beendet war, kam ein Mann nach vorn, der lange und ernst zu Michel sprach und ihn zum Schluss
fragte, ob er ein Nüchternheitsgelübde ablegen wolle, das für das ganze Leben gelten sollte.
»Das kann ich schon machen«, sagte Michel.
Genau in diesem Augenblick hörte man hinten an der Tür ein leises Grunzen und Knirpsschweinchen kam hereingetrabt. Es war Michel still gefolgt und hier war es nun. Als es Michel ganz vorn sitzen sah, lief es vergnügt zu ihm hin. Da entstand eine große Unruhe im Saal. Noch nie war ein Schwein im Guttemplerhaus gewesen und auch jetzt wollten die Guttempler dort keins haben. Bei solchen Anlässen waren Schweine nicht ganz passend, fanden sie. Aber Michel sagte:
»Knirpsschweinchen muss auch ein Nüchternheitsgelübde ablegen, es hat viel mehr Kirschen gegessen als ich.«
Knirpsschweinchen wurde jetzt ein wenig zu ausgelassen und deshalb sagte Michel zu ihm: »Sitz brav!«
Und da setzte sich Knirpsschweinchen auf die Hinterpfoten wie ein Hund und die Leute aus Lönneberga staunten. Es sah sehr fromm und nett aus, wie es da saß. Michel holte einige getrocknete Kirschen aus seiner Hosentasche und gab sie ihm. Die Lönneberger trauten ihren Augen nicht, als das Schwein sofort die rechte Pfote hob und sich für das, was es bekommen hatte, bedankte.
Alle waren so interessiert an Knirpsschweinchen, dass
sie beinahe das Nüchternheitsgelübde vergaßen. Michel selbst musste sie daran erinnern.
»Wie ist das
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