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Michel bringt die Welt in Ordnung

Michel bringt die Welt in Ordnung

Titel: Michel bringt die Welt in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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in ihren Sorgen nach einem Korb Holz schickte. Ida weinte, als sie hinausging, denn es war ja wirklich ein trauriger Abend und noch mehr weinte sie, als sie in den Holzschuppen kam und Hinke-Lotta tot auf dem Hauklotz liegen sah.
    »Arme Hinke-Lotta«, sagte Ida. Sie streckte ihre kleine Hand aus und streichelte Lotta. Und, man stelle sich vor, da kam Leben in Lotta! Sie schlug die Augen auf und flatterte mit einem verärgerten Gackern vom Hauklotz und hinkte wütend zur Tür hinaus. Ida stand verdutzt da und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Hatte sie vielleicht Hände, die zaubern konnten und mit denen sie Tote zum Leben erwecken konnte?
    Vor lauter Sorge um Michel hatte es niemand geschafft, sich um die Hühner zu kümmern. Sie lagen noch immer im Gras herum. Aber jetzt kam Ida und streichelte sie alle, schön der Reihe nach, und jedes Huhn sprang auf und wurde lebendig. Ja, sie waren nämlich nicht tot, sie waren nur vor Schreck ohnmächtig geworden, als Knirpsschweinchen ihnen nachgejagt war – so was tun Hühner manchmal.
    Ida aber ging stolz in die Küche, wo ihre Mutter und ihr Vater saßen und sich sorgten und weinten. Jetzt hatte Ida auch Neuigkeiten, mit denen sie ankam.
    »Ja, jetzt habe ich jedenfalls die Hühner von den Toten aufgeweckt«, sagte sie stolz. 
     
    Der Hahn, Knirpsschweinchen und Michel waren am nächsten Morgen wieder einigermaßen zu sich gekommen. Der Hahn konnte allerdings drei Tage lang nicht krähen. Er versuchte es dann und wann, aber es kam kein Kikeriki heraus, sondern nur ein schreckliches, rasselndes Geräusch, das ihm selber peinlich war. Die Hühner sahen ihn bei jedem Versuch vorwurfsvoll an und da verkroch sich der Hahn unter die Büsche und schämte sich.
    Knirpsschweinchen schämte sich nicht. Aber Michel wirkte den ganzen Tag etwas verschämt und Lina ärgerte ihn.
    »Sich da besoffen mit einem Schwein zusammenlegen, ja, das ist schön! Saufschweine, das seid ihr beide, du und Knirpsschweinchen, und so werde ich euch von jetzt an immer nennen.«
    »Ich glaub, das lässt du lieber«, sagte Alfred und sah Lina scharf an und da schwieg sie.
    Aber damit ist die Geschichte noch nicht zu Ende. Gegen Abend schritten drei würdevolle Herren durch das Gartentor von Katthult, drei Guttempler von der Guttempler-Vereinigung Lönneberga. Ja, du weißt wohl nicht, was eine Guttempler-Vereinigung ist, aber ich kann dir sagen, dass sie damals in Lönneberga und ganz Småland sehr nötig war. Die Guttempler bemühten sich nämlich, der entsetzlichen Sauferei Einhalt zu gebieten, die früher so viele Menschen unglücklich machte und übrigens auch heute noch unglücklich macht.
    Krösa-Majas Gejammer über Michels Trunkenheit hatte die Guttempler-Vereinigung in Bewegung gesetzt. Und nun kamen sie und wollten mit Michels Mama und Papa reden. Es wäre gut, meinten sie, wenn Michel zum Abendtreffen ins Guttemplerhaus käme und dort zu einem nüchternen Leben bekehrt würde. Michels Mama platzte fast vor Wut und erzählte, wie es mit Michel und den Kirschen gewesen war. Aber die drei Guttempler sahen trotzdem sehr bekümmert drein und einer von ihnen sagte:
    »Ja, aber man sieht doch schon, wohin das mit Michel führt! Es könnte nicht schaden ihm heute Abend einen Verweis zu erteilen.«
    Da stimmte Michels Papa zu.
    Froh war er darüber allerdings nicht. Sehr angenehm würde das nicht werden, dort so angeprangert unter allen Leuten dazustehen und sich für seinen Jungen schämen zu müssen. Aber vielleicht war es notwendig, um Michel auf nüchterne Wege zu bringen.
    »Ich komme mit ihm«, murmelte Michels Papa finster.
    »Nein, wenn er schon hin muss, dann werde ich mit ihm gehen«, sagte Michels Mama; sie wurde wirklich energisch!
    »Ich bin es, die diesen elenden Wein gemacht hat, und dafür sollst du, Anton, nicht leiden. Nur ich brauche diese Nüchternheitspredigt. Außerdem kann ich Michel ja mitnehmen, wenn ihr meint, dass es notwendig ist!«
    Als der Abend kam, musste Michel seine Sonntagskleider anziehen. Die Müsse setzte er auch auf. Er hatte nichts dagegen sich bekehren zu lassen. Es konnte recht lustig werden, ein bisschen unter Menschen zu kommen.
    Das fand Knirpsschweinchen auch. Als Michel und seine Mama losmarschierten, kam Knirpsschweinchen hinterhergerannt und wollte mit. Aber Michel sagte: »Lieg tot!«, und Knirpsschweinchen legte sich folgsam auf den Weg und blieb ganz still liegen, doch es guckte Michel lange nach.
    An diesem Abend war das Guttemplerhaus

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