Michel muss mehr Männchen machen
jemals in Vimmerby gegeben hat!«
Der arme Michel hatte in seinem ganzen Leben noch nie ein Feuerwerk gesehen – für solche Torheiten hatten
die Leute in Lönneberga nichts übrig – und nun grämte er sich bitter, dass hier ein Riesenfeuerwerk stattfinden sollte, das er auch nicht sehen konnte, weil die Katthulter schon lange vor dem Abend nach Hause fahren mussten.
Michel seufzte. Wenn man nachdachte, dann war das ein trauriger Jahrmarktstag. Kein Pferd, kein Feuerwerk, nur Kummer und zu Hause ein Tischlerschuppen, der einen erwartete. Das also war aus allem geworden.
Trübsinnig sagte er Gottfried auf Wiedersehen und machte sich auf den Weg, um Alfred zu suchen, seinen Freund und seinen Trost, wenn er traurig war.
Aber wo war Alfred? Die Straßen waren voll gestopft mit Menschen, mit Marktbauern und Einwohnern von Vimmerby, alles durcheinander. Alfred in diesem Durcheinander zu treffen, das war nicht das Leichteste. Michel trabte herum und suchte einige Stunden lang und machte in der Zeit ziemlich viel Unfug, der aber nie in ein Schreibheft eingetragen wurde, weil keiner dahinter kam. Alfred aber fand er nicht.
Im Oktober wird es zeitig dunkel. Bald würde es dämmern, bald würde der Jahrmarktstag für immer vorbei sein. Die Marktbesucher dachten schon an ihre Heimfahrt und eigentlich hätten die Vimmerbyer auch allmählich anfangen müssen, sich in ihre Häuser zurückzuziehen, aber das wollten sie nicht. Sie wollten noch immer draußen auf den Straßen lachen und miteinander reden und Krach machen. Sie wirkten alle so seltsam aufgeregt – ja, aber bedenke, was für ein Tag das auch war! Jahrmarktstag und Geburtstag des Bürgermeisters und vielleicht der letzte Tag der Welt, falls dieser Komet nun tatsächlich angezischt kommen sollte. Du verstehst sicher, wie eigenartig es für die Vimmerbyer war, in der Dämmerung herumzugehen und zu warten und nicht zu wissen, ob es etwas Lustiges oder Schreckliches war, worauf sie warteten.
Wenn Menschen fröhlich und ängstlich zugleich sind, machen sie mehr Krach als gewöhnlich. Deshalb nahmen Leben und Lärm auf den Straßen immer mehr zu. In den Häusern aber war es still und friedlich und niemand war zu Hause als die Katzen und die eine oder andere Großmutter, die auf die Enkelkinder aufpassen musste.
»Wenn du schon einmal durch eine kleine Stadt wie Vimmerby geschlendert bist, vielleicht an einem Markttag und vielleicht gerade in der Dämmerung, dann weißt du, wie schön es ist, dort durch die kleinen kopfsteingepflasterten Straßen zu gehen und hinter den Fenstern der kleinen Häuser die Großmütter und Enkelkinder und Katzen zu sehen. Und du weißt auch, wie spannend es ist, durch finstere Gänge und Tore zu schleichen und in dunkle Höfe zu kommen, wo die Marktbesucher ihre Fuhrwerke abgestellt haben und nun noch herumstehen, eine Flasche Bier in der Hand, bevor sie anspannen und heimfahren.«
Michel fand es auch schön und spannend. Bald hatte er vergessen, wie unzufrieden er eben noch gewesen war, und er war sicher, dass er Alfred früher oder später finden würde. Er fand ihn auch, aber zuerst fand er etwas anderes.
Wie er so durch eine kleine Gasse ging, hörte er den wildesten Lärm aus einem dunklen Hof. Er hörte Männer, die fluchten und schimpften, und ein Pferd, das wieherte. Rasch huschte Michel durch das Tor hinein, um rauszukriegen, was da los war. Was er sah, war wirklich keine Freude für ihn. In diesem Hof war eine alte Hufschmiede und im Schein des Feuers sah er mitten in einem Haufen aufgeregter, wütender Männer sein Pferd, sein schönes braunes Pferdchen.
Und rat mal, warum sie wütend waren? Nur, weil das braune Pferd sich keine Hufeisen aufnageln lassen wollte. Sobald der Hufschmied ein Bein des Pferdes hochzuheben versuchte, legte es los mit den wildesten Sprüngen, mit Ausschlagen und Bocken, dass die
Männer nur so auseinander stoben. Der Schmied raufte sich die Haare und wusste nicht, was er machen sollte.
»In meinem Leben habe ich schon viele Pferde beschlagen«, sagte er, »aber so eins ist mir noch nie vorgekommen.«
Du weißt vielleicht nicht, was ein Hufschmied ist? Das ist ein Mann, der den Pferden Schuhe anpasst. Ja, Pferde brauchen Schuhe genau wie du, sie würden sonst ihre Hufe abnutzen und auf abschüssigen Wegen rutschen und sehr schlecht laufen können. Natürlich haben sie keine gewöhnlichen Schuhe an, sondern gebogene Eisen, die man auf den Hufen festnagelt: ganz einfach
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