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Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum

Titel: Michelle Obama – Ein amerikanischer Traum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph von Marschall
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    Viele bewundern Michelle. Die Neider und Spötter ruhen freilich auch nicht. Mehrere Internetseiten beschäftigen sich zum Beispiel mit der Frage, ob Michelle eine Perücke trage. Ein unbedarfter Medienkonsument kann da beim Betrachten von Fotos der First Lady durchaus ins Grübeln kommen. Bei einem Schneeeinbruch im März 2009 wird sie mit Schlitten und Töchtern an der Hand im Garten des Weißen Hauses abgelichtet. Die Haare liegen eng an der Kopfhaut, tragen keine zwei Zentimeter auf. Die Ohren sind komplett frei. Wenige Tage zuvor und danach ist Michelle bei offiziellen Anlässen mit der bekannten voluminösen Frisur zu sehen. Der äußere Anschein legt nahe, dass zumindest einige Strähnen länger als 20 Zentimeter sind. Kann das mit rechten Dingen zugehen – ohne Perücke?
    Es kann nicht nur, sagt Pamela Gentry, eine afroamerikanische Journalistenkollegin im Pressecorps des Weißen Hauses. Sie wisse sogar «ganz sicher», dass Michelle keine Perücke trage. Weiße würden «die Probleme schwarzer Frauen mit Haaren wohl nie ganz verstehen», seufzt sie. Aber Gott sei Dank biete die kosmetische Industrie heute jede Menge Hilfe an. Mit der richtigen Behandlung lasse sich aus dem eng anliegenden Schopf dünnen Krausehaars eine lange glatte Löwenmähne zaubern.
    Einer könnte Auskunft geben über Michelles Haar. Aber er schweigt. Johnny Wright ist der Friseur der First Lady, auch ihn hat Michelles Aufstieg von Chicago nach Washington verschlagen. Der Ruf wird ihn wohl zu einem reichen Mann machen, er hat jetzt seinen eigenen Salon in der U-Street der Hauptstadt. Der Preis für bleibenden Erfolg ist absolute Diskretion. Kennengelernt hatten die beiden sich, kurz nachdem Barack Obama im Februar 2007 seine Kandidatur erklärt hatte. Ein Fotoshooting für das Magazin «Essence» stand an, und Michelle wünschte ein besseres Styling. Johnny arbeitete damals im Chicagoer Viertel Wicker Park und erledigte den Job zur Zufriedenheit. Seither weiß Michelle ihr Haar bei ihm in besten Händen.
Vier Großprojekte für die Amtszeit
    Das bleibende Bild einer First Lady entwickelt sich meist erst im Rückblick. Lady Bird Johnson machte den Highwaybau zu einem landschaftsgärtnerischen Projekt. Laura Bush, die studierte Bibliothekarin, promotete die Liebe zum Buch und zum Lesen in Kindergärten und Schulen. Nancy Reagan spielte nach außen die politisch passive Frau, die ihren Gatten öffentlich anhimmelt. Hinter den Kulissen war sie seine wichtigste Beraterin und entschied oft, welche Mitarbeiter geheuert oder gefeuert werden. Jackie Kennedy repräsentierte stärker als ihr Mann John F. den Glamour der Kennedy-Präsidentschaft. Sie schuf den Mythos von Camelot. Ihre Hüte und Kleider, ihr Einrichtungsstil und Porzellan prägten die Geschmäcker und Moden einer Epoche.
    Michelle ist ein neuer Typus von First Lady. Ihre offizielle Biografie hat am ehesten Ähnlichkeiten mit der Hillary Clintons. Beide haben ein Jurastudium an einer der angesehensten Universitäten Amerikas absolviert und unabhängig von ihren Ehemännern erfolgreich Karriere gemacht. Insofern stehen beide für eine neue Generation von First Ladies. Das Bild ihrer Vorgängerinnen entsprach mehr der Frau an der Seite des Präsidenten ohne größere berufliche Ambitionen. Doch anders als Hillary Clinton strebt Michelle keine eigene tagespolitische Rolle an. Die Vorvorgängerin ist da eher ein warnendes Beispiel, durch welche Fehler eine First Lady ihre Macht beeinträchtigen kann. Hillary Clinton hatte sich zu sehr in die Regierungsgeschäfte gedrängt. Sie wurde zur Beauftragten für die Gesundheitsreform, scheiterte mit dem Projekt und beschädigte damit auch ihre Rolle als First Lady.
    Michelles Zurückhaltung bei der Einmischung in die Tagespolitik bedeutet aber keinen Verzicht auf aktive Selbstdarstellung. Sie möchte vier Anliegen zu ihren «signature projects» machen, den stilbildenden Themen ihrer Jahre im Weißen Haus. Erstens die Vereinbarkeit von Familie und Beruf für Frauen. Zweitens die Betreuung der Militärfamilien. Drittens eine neue Welle freiwilliger Dienste an der Gesellschaft. Und viertens den Appell an afroamerikanische Mädchen, nach den Sternen zu greifen, nach Bildung und Erfolg zu streben und sich nicht einreden zu lassen, dass sie für höhere Aufgaben nicht geboren seien. Wenn die Zeit des vorsichtigen und tastenden Eingewöhnens in die neue Rolle vorbei ist, wird sie diese Projekte mit symbolhaften Auftritten, Reden und

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