Michelle Reid
tun?“, murmelte sie mit einer Stimme, die so kalt war, wie sie sich fühlte.
„Ich habe dir gesagt, was ich will.“
„Sex.“ Dieses Mal sprach sie das Wort aus.
„Übertreib es nicht, Natasha. Nur die Tatsache, dass wir uns körperlich zueinander hingezogen fühlen, verhindert im Moment, dass ich dich der Polizei ausliefere.“
Damit wandte er sich ab. Verwirrt betrachtete sie seinen breiten Rücken. Er verhielt sich so kalt und abweisend. Wer, fragte sie sich, war dafür verantwortlich?
Ihr fiel ein, dass Rico ihr erzählt hatte, dass Leo einmal verheiratet war. In Ricos Worten war seine Frau eine schwarzhaarige, glutäugige, südländische Sexbombe, die Männer mit einem einzigen Blick den Verstand verlieren lassen konnte. Die Ehe hielt ein Jahr, dann war Leo es leid, sie ständig aus den Betten anderer Männer zu zerren.
Aber er musste sie aufrichtig geliebt haben, sonst hätte er es wohl kaum mit einer so untreuen Frau ein Jahr lang ausgehalten. Hatte seine Exfrau so sehr auf seinen Gefühlen herumgetrampelt, dass er sich in den Zyniker verwandelt hatte, den Natasha nun vor sich sah?
Als wüsste er genau, woran sie dachte, wandte Leo sich in diesem Augenblick um und sah den Ausdruck auf ihrem Gesicht. Einige nervenaufreibende Sekunden hielten ihre Blicke sie wie einander gefangen.
„Okay, gehen wir.“ Und so einfach wurde aus dem Mann, der fast menschlich gewirkt hatte, wieder das gefühllose Ungeheuer, das sie mit Sex unterhalten sollte, bis sie ihm sein kostbares Geld zurückzahlen konnte. „Nimm das Angebot an, oder lass es sein, Natasha“, sagte er in die unbehagliche Stille hinein. „Aber entscheide dich jetzt.“
Natashas Antwort bestand in einem kurzen Nicken. Wieder einmal stellte sie ihr eigenes Leben zurück, damit ein anderes weiterging.
Leo zog sie in seine Arme. Prickelnde Hitze flammte zwischen ihnen auf. Ein hilfloser Protest entrang sich ihrer Kehle, als er seinen Mund auf ihren presste.
Am schlimmsten war jedoch, dass sich tief in ihrem Inneren eine sehnsüchtige Glut entzündete, die mit jeder Liebkosung seiner Zunge heißer aufflackerte.
Als er den Kuss unterbrach, konnte sie kaum noch klar denken. Ihre Lippen fühlten sich ganz weich und samtig an.
Kurz dachte Leo darüber nach, den Flug einfach auf später zu verschieben und Natasha wieder nach oben ins Schlafzimmer zu tragen. Sie hatte keine Ahnung, was der hoffnungslose Ausdruck auf ihrem Gesicht mit ihm anstellte.
Sich von der gefährlichen Versuchung abwendend, wunderte Leo sich über seine seltsamen Gelüste. Wie war aus dem sich stets auf seine Geschäfte konzentrierenden Tycoon ein Kerl geworden, der ausschließlich an Sex dachte?
Doch als sie seinen Arm ergriff, ihn zu sich herumdrehte und ihn anschaute, wusste er genau, warum ihm diese Frau wichtiger als seine Geschäfte war. Seit Wochen trieb sie ihn nun insgeheim schon zum Wahnsinn.
Rico hatte seine Chancen bei ihr verspielt. Pech. Ricos Verlust, sein Gewinn. Unter seiner Anleitung würde Natasha Moyles aufblühen, und er würde jede Minute dieser Verwandlung genießen.
Sobald die sechs Wochen vorbei waren, würde er sein Geld zurückbekommen. Dann würde er auch Natasha los sein. Wenn sie nicht länger Teil seines Lebens war, würde sie ihn auch nicht beständig von wesentlicheren Dingen ablenken können.
Vielleicht war das die zwei Millionen wert.
„Ich muss mit meinen Eltern sprechen …“
„Du kannst sie später anrufen … von Athen aus. Stell sie vor vollendete Tatsachen, dann können sie nichts dagegen unternehmen.“
„Das wäre nicht …“
„Wäre es dir lieber, ihnen sämtliche hässliche Details zu präsentieren?“, fiel er ihr ins Wort. „Möchtest du ihnen lieber erklären, dass du deinen Verlobten beim Sex mit ihrer süßen kleinen Tochter überrascht hast?“
Natasha seufzte unglücklich. „Ich muss meinen Pass aus der Wohnung holen“, war alles, was sie sagte.
„Dann los.“ Leo streckte eine Hand aus.
Ein weiterer Schritt auf der Straße des Verderbens, ging es Natasha durch den Kopf, während sie ihre Hand in seine legte.
4. KAPITEL
Die Strahlen der Nachmittagssonne wärmten Natashas Gesicht. Die Fahrt zu ihrem Apartment verbrachten sie und Leo in absolutem Schweigen. Als sie Cindys silbernen Sportwagen auf dem Parkplatz vor dem Haus entdeckte, wurde ihr das Herz schwer.
Auch Leo musste den Wagen gesehen haben. „Ich begleite dich“, sagte er.
Ohne es sich wirklich eingestehen zu wollen, empfand Natasha große
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