Michelle Reid
vielen Dank.“
„Er ist nicht da.“
„Trotzdem möchte ich das Risiko nicht eingehen. Ich habe am Flughafen eine Limousine gemietet. Nenn mir einfach einen Treffpunkt. Mein Fahrer wird mich dorthin bringen.“
Natasha blickte auf die Uhr und nannte den Namen eines Cafés am Kolonaki Platz. Nach einer kurzen Unterredung mit ihrem Fahrer sagte Cindy: „Okay, wir können in einer Stunde da sein.“
Es kam Natasha nicht in den Sinn, nach dem Wir zu fragen. Auch die Tatsache, dass ihre selbstsüchtige Schwester den weiten Weg von England aus auf sich nahm, um über ihre Eltern zu sprechen, wenn es am Telefon doch viel bequemer gewesen war, akzeptierte sie.
Erst als sie später im Café saß und aus der silbergrauen Limousine ein Mann ausstieg, wurde ihr klar, wie gründlich sie sich übers Ohr hatte hauen lassen.
Natasha erster Impuls war, sofort zu gehen. Doch dann gewann ihre Neugier die Oberhand. Rico blieb neben dem Wagen stehen und schaute sich aufmerksam um. Seine Augen waren hinter einer dunklen Sonnenbrille verborgen. Als er Natashas Leibwächter erspähte, warf er einen Blick auf die Uhr und betrat dann das Café.
In dem hellen Leinenanzug und dem weißen T-Shirt sah er aus wie ein Modell. Sein schwarzes Haar glänzte im Sonnenlicht wie Seide. Und es gab keine Frau zwischen neun und neunundneunzig, die nicht stehen blieb und sich nach ihm umschaute.
Tja, das ist eben Rico, dachte Natasha. Schließlich war sie ja auch auf sein gutes Aussehen und seine besondere Aura hereingefallen. Als sie ihn jedoch jetzt betrachtete, empfand sie überhaupt nichts. Es war, als würde sie einen Fremden ansehen – einen attraktiven Fremden, musste sie ihm zugestehen, aber dennoch einen ihr völlig fremden Menschen.
„Hasst du mich noch, cara ?“, eröffnete er das Gespräch.
„Wird Cindy uns Gesellschaft leisten?“
„Nein.“ Er warf einen raschen Blick auf ihren Leibwächter, der bereits sein Handy zückte.
„Ich vermute, dir bleiben ungefähr fünf Minuten. Also, fang an“, forderte Natasha ihn auf.
Rico nahm die Sonnenbrille ab. „Du siehst anders aus“, murmelte er. „Das Kleid steht dir.“
„Danke. Und jetzt komm bitte zum Punkt. Ich denke, wir beide möchten nicht erleben, wie Leo und seine drei Limousinen hier anrücken.“
Rico verzog das Gesicht. Anscheinend wusste er genau, was sie damit meinte. „Alles, was ich von dir brauche, Natasha, ist eine Unterschrift.“
Er legte einige Unterlagen vor ihr auf den Tisch und reichte ihr dann einen Stift.
Natasha begriff sofort, was die Papiere zu bedeuten hatten. „Willst du mir nicht erklären, warum ich das unterzeichnen soll?“, fragte sie trotzdem.
„Weil dir das Geld nicht gehört“, erwiderte er wahrheitsgemäß. „Das Konto ist nicht länger gesperrt. Aber ich kann nur mit deiner Unterschrift darauf zugreifen.“
Er weiß nicht, dass ich weiß, woher das Geld stammt, wurde Natasha klar. Offensichtlich hatte Leo ihm nichts erzählt. Warum nicht?
Ihr Blick wanderte zu der silbernen Limousine hinüber. Die getönten Scheiben verhinderten, dass sie in den Wagen sehen konnte. „Hast du Cindy überredet, dir dieses Treffen zu verschaffen, indem du ihr gedroht hast, die wahre Geschichte eures Stelldicheins an die Presse zu verkaufen?“
„Ich habe alles verloren, sie alles gewonnen“, erwiderte Rico schulterzuckend. „Ist das etwa fair? Deine Schwester hat ihren Plattenvertrag und ihren Nummer-Eins-Hit bekommen. Ich hingegen wurde ausgelacht, weil mein Stiefbruder mir die Verlobte ausgespannt hat.“
„Ich war nie wirklich deine Verlobte.“
Er ignorierte den Einwand. „Leo hat mich einfach gefeuert. Auf einmal bin ich überall zur Persona non grata geworden. Sogar meine Mutter ist im Moment auf Distanz zu mir gegangen. Und du sitzt hier und siehst absolut fantastisch aus, weil Leo es mag, seine Frauen in kostbare Kleider zu hüllen. Ich hoffe nur, du bist glücklich mit ihm, cara , und es stört dich nicht, ihn mit seiner verrückten Exfrau zu teilen.“
Mit einer lässigen Bewegung legte Rico sein ultramodernes Handy vor ihr auf den Tisch. „Wirf mal einen Blick darauf.“
Natasha neigte den Kopf. Anfassen wollte sie das Gerät nicht. Ansehen eigentlich auch nicht. Rico würde sie nicht zum Spaß auffordern, sein Handy zu bewundern. Ebenso wenig hatte er Gianna nicht ohne Grund erwähnt.
Auf dem Display war ein Bild von Leo zu sehen. Die wunderschöne Gianna hielt ihn eng umschlugen. Sie standen vor einem Gebäude, das wie
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