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Microsklaven

Microsklaven

Titel: Microsklaven Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Wir können sie nicht umbringen.
    Plötzlich fiel mir ein, daß Ethan ja seine Patek-Philippe-Uhr verkaufen könnte. Das sind 35 Millionen Yen auf die Hand. Ich sagte: »Ethan, verkauf deine Uhr«, und er sagte: »Das kann nicht wahr sein, daß du die für echt gehalten hast« und warf sie in die Kaffeekanne mit den Worten: »Sechs Dollar. Kowloon. 1991.«
    Wir haben am Nachmittag nichts auf die Reihe bekommen. Um ehrlich zu sein: Wir haben uns betrunken. Keine Ahnung, was wir tun sollen. Noch mehr arbeiten, schätze ich.
    A be macht den Eindruck, als sei er kurz davor, nonlinear zu werden. Seine E-Mail deutet in zunehmendem Maße daraufhin:
     
    Mit 21 schließt man so einen faustischen Pakt mit sich selbst - du darfst deiner Firma 7 bis 10 Jahre deines Lebens opfern - aber dann, mit 30, mußt du gehen, sonst STIMMT ETWAS NICHT mit dir. Das Tech-System lebt von intelligenten, kontaktarmen Kids aus geschiedenen Ehen, deren Eltern ihnen eine gute Ausbildung ermöglicht haben. Wir befinden uns in einer neuen Industrie, in der es nicht besonders viele ältere Leute gibt. Wir sind die Vorboten der Verlängerung der Jugend. Wie bei Microsoft-Leuten so üblich, habe ich zwischen 20 und 30 wie ein Bescheuerter gearbeitet, und mit 30 bin ich dann gegen so eine Wand geknallt, und es machte *PLATSCH*. Uberleg bloß mal, wie die High-Tech-Kulturen die Jugend ihrer Angestellten absichtlich bis Ende 20, wenn nicht sogar Anfang 30 ausdehnen. Ich meine, all diese NERF-Spielzeuge und GRATISGETRÄNKE! Und daß die Techfirmen den Arbeitsplatz noch nicht mal »das Büro« nennen, sondern »den Campus«. Das ist krank und böse. Zumindest arbeitet IHR da unten in Kalifornien nicht auf einem Campus. Wenn man 30 wird, beginnt »der Schluß« ... Da wird einem bewußt, daß es nicht ewig weitergeht ... Das ganze Spiel ist plötzlich viel ernster. Man vertieft sich noch mehr in seine Arbeit.
    Paradoxon: Ich kann mir nicht vorstellen, mich einem Job nicht ganz intensiv zu widmen . .. 100%ig ... Aber wenn ich das TUE, werde ich nie »ein Leben haben« (was auch immer das bedeutet). Das Problem ist, wer WILL schon einen Job, in dem er nicht 100% aufgeht??
     
    KAPIERT?
    W ieder im Büro, betrunken, demonstrierte Susan uns den Offiziellen Chyx-Handschlag - alle Chyx-Mitglieder begrüßen sich mit der weltberühmten Farrah-Fawcett-Geste: gleichzeitig die Haare zurückwerfen und zielen, und zum Schluß tut man so, als würde man feuern, wobei sich die Fingerspitzen berühren. Dusty, Karla, Michael und Susan waren im Lego-Garten und übten, und es war wie beim Militär: »Das muß ganz flüssig kommen, Kinder - denkt dran, ihr fegt euch zwölf Pfund texanisches, maisgemästetes Haar aus den Augen und entsichert fast gleichzeitig einen geladenen .45er-Colt. Dazu bedarf es eines leichten Rucks des Halses, und die linke Hand mit der Pistole muß genau in dem Moment die Horizontale erreichen, in dem der Finger, der die Haare weggestrichen hat, am Abzug ist. Michael - etwas graziöser bitte. Dusty, was sollen Kelly, Jill und Sabrina denn dazu sagen, daß du so zwischen Haar und Abzug herumzappelst? Zielen, Chyx. You are the world. Freeyourmind. Unplug. Plug in.«
    Gedanke: Alle PC-artigen Unterhaltungselektronikartikel haben dieselbe austerngraue Farbe wie die Macintoshs. Der Typ, der den grauen Farbstoff herstellt, muß ziemlich reich sein. Und alle fernsehermäßigen Sachen sind schwarz. Welche Farbe wird dabei herauskommen, wenn Fernseher und PCs miteinander verschmelzen?
     

SONNTAG
    A be ist desertiert! Susan war auf CNN! Was für ein Tag! Ausrufezeichen!
    Als erstes kam Abe mit einem mit 10.000 Plastikstrohhalmen, Jif, einem Bett und hoffentlich einem Onkel-Dagobert-mäßigen Haufen Geld beladenen Anhänger bei uns an. Ungefähr um zwölf Uhr mittags betrat er in seinem Raumschiff-Enter- präe-T-Shirt unser Büro in der Hamilton Street. Ich sagte zu ihm: »Hi, Abe, willkommen daheim«, und er sagte: »Hallo, Daniel. Mein Trampolin wird noch geliefert - obwohl es wahrscheinlich billiger wäre, hier eins zu kaufen.« Dann war er einen Moment still und blickte sich im Lego-Garten um. »Es wäre eine Schande, das Trampo nicht mitzubringen, weißt du - das ist so eine brauchbare Metapher für die Arbeit in den 90ern.« Er ließ seinen B lick weiter durch den Raum schweifen, offenbar unbeeindruckt von dessen farbigem Schock-Potential, und zog eine prallvolle Costco-Tüte unter seiner Achselhöhle hervor. »Ach, hallo, Michael... Ich hab dir ein paar

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