Microsoft Word - Atlan 020 - Planet der Orkane.rtf
fragte Kennon mit einem Seitenblick. “Muskalon hat mir die Position der roten Sonne Kael verraten.”
Tekener hob den Kopf und starrte in die Augen des Roboters vor ihm.
“Nein!” sagte er verblüfft.
“Doch. Zwar nicht genau, aber immerhin so gut, daß eine Flotte unter Atlans Leitung den Stern finden könnte.”
Tekener tippte mit zwei Fingern gegen den Oberarm des Freundes.
“Abstrahlen!” sagte er. “Sobald die Gelegenheit dazu ist.”
Kennon sagte leise:
“Gelegenheit dazu wird erst dann sein, wenn wir die Station erreicht haben.”
“Ich weiß. Die Sonne ist unübersehbar—bitte, besprich ein Band und mache alles zurecht, so daß wir die Nachricht sofort ausstrahlen können, wenn wir Gelegenheit haben.”
Kennon winkte ab.
“Ist bereits geschehen. Wir warten noch. Mehr weiß ich nicht.”
Er berichtete.
Muskalon und er hatten sich, von der kardanisch aufgehängten Kugel und somit aus der winzigen Kombüse kommend, in einem Korridor getroffen. Die Nähe der vier Fremden hatte den Anti halb wahnsinnig vor Angst gemacht, und er hatte einige Verwünschungen ausgestoßen. Er wünschte sich, rief er, daß eine Flotte aus dem All kommen und diesen Planeten mit allen Einrichtungen zerstören sollte.
Kennon hatte gefragt, wie eine Flotte um alles in der Galaxis willen diesen häßlichen Planeten finden sollte.
Die Antwort war gewesen, daß die Sonne Kael innerhalb einer bestimmten, nicht unbekannten Konstellation von Sternen stand und dort wohl kaum zu übersehen war. Ihre Planeten zu suchen und zu finden wäre dann auch eine Kleinigkeit. In derselben Sekunde war Bront in den Korridor gestürzt und hatte Muskalon angebrüllt.
Kennon hatte schnell reagiert und ihm gesagt, daß er ohnehin an diese Konstellation gedacht hätte ... Muskalon habe also mithin kein Geheimnis verraten.
Daraufhin habe Bront sehr geschickt versucht, die Konstellation der Sonnen in einen anderen Raumbezirk zu verlegen, und das war es gewesen, was Kennon schließlich davon überzeugt hatte, daß Muskalon nicht gelogen hatte.
“Ausgezeichnet!” sagte Tekener. “Wenn ich richtig rechne, werde ich dich ablösen, und das dürfte bereits in der Nähe des Zentratoms stattfinden.”
Tekener öffnete die Drucktür.
“Du hast recht’, sagte er. “Wollen wir wetten, daß die Fremden ein raupenähnliches Aussehen haben?”
“Mit dir wette ich nicht’, sagte Tekener. “Geh jetzt und lasse mich schlafen.”
Kennon schloß die Tür und knurrte:
“Angenehme Träume.”
Sie näherten sich dem Augenblick, in dem von ihnen blitzschnelles Handeln verlangt wurde. Die pausenlose Anstrengung des turnusmäßigen Steuerns würde sich bemerkbar machen. Und zwar genau dann, wenn von ihnen allen höchste körperliche und geistige Anstrengung verlangt würde.
6.
Askar Hulk, der Akone, deutete auf den Bildschirm und auf den Sehschlitz.
“Zweifellos”, sagte er, “ist der Anblick für uns alle eine Art Erlösung, aber er geht einher mit erhöhter Gefahr.”
Hätten sie nicht die letzten hundertzweiundvierzig Stunden gezittert, wäre das Bild, das sich ihnen bot, bezaubernd gewesen.
Dämmerung.
Unterhalb der Steuerkanzel lag die aufgewühlte Oberfläche des Ozeans. Sämtliche Wellenspitzen und die hochliegenden Teile der treibenden Schollen färbten sich plötzlich hellrot, fast metallisch glänzend. Diese Erscheinung schuf ein Muster, das sich bewegte und in lauter neue Teile zerfiel, als der Sturm wieder einsetzte. Die Wolken wurden farbig, ihre Ränder glühten auf. Am Horizont, der sich deutlich sichtbar nur auf dem Radarschirm abzeichnete, breitete sich ein Streifen eines rötlichen, hellen Lichts aus. Die stechenden Bahnen der Scheinwerfer verblaßten, weil sie sich mit dem Licht vermischten.
“Warum Gefahr?” fragte Kennon.
Er würde den Akonen ablösen, und ihn löste Tekener ab, sobald die Zeit um war. Das Licht war ein Signal. Es bedeutete, daß das Ziel nahe war.
“Weil in der Zwielichtzone die Orkane ihre größte Geschwindigkeit erreichen”, sagte Askar Hulk. “Und weil es dort alles gibt, was wir bisher nur ih kleinen Mengen kennengelernt haben.”
Kennon sagte:
“Ja, was?”
Er ahnte natürlich, worum es sich handelte, aber er wollte es genau wissen.
“Das Chaos wartet dort auf uns. Wir müssen hindurch—es gibt keine andere Möglichkeit für die Raupe.”
Die Wolken waren jetzt an den Unterseiten beleuchtet. Die große rote Sonne Kael brannte am Himmel. Sie war bis jetzt noch unsichtbar. Aber der Orkan, der die Wolken mit
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