Microsoft Word - Atlan 023 - Seuchenalarm auf Cronot.rtf
den Hohen Prampriester. Huldvoll nahm er die Hand, die Tarvu von Nyklat ihm reichte.
“Schon vergessen, Tarvu von Nyklat.” Er runzelte die Stirn. “Aber was sollen meine Leute auf dem Hauptplatz?”
Neben Montys rechtem Ohr flüsterte Kamla Romos Stimme:
“Der Akone hat ein fleischfarbenes Mikro-Injektionsgerät, zwischen den Fingern gehabt, als er Yuycolo die Hand gab. Passen Sie auf, Herr Hypertränsit-Ingenieur! Hier wird mit gezinkten Karten gespielt.”
Einige Meter vor ihm sagte Tarvu von Nyklat:
“Auf dem Hauptplatz findet in genau zwanzig Standardminuten die Hinrichtung eines Dummkopfes statt, Yuycolo. Da ich weiß, daß Sie sich so etwas nur selten entgehen lassen, lade ich Sie persönlich dazu ein.”
Der Hohe Prampriester runzelte die Stirn. Monty glaubte, in dem faltigen Greisengesicht Anzeichen von Unsicherheit zu erkennen.
“Darf ich fragen, wie der Name des Verurteilten lautet?” fragte Yuycolo zögernd und machte einen vorsichtigen Schritt auf ein Schaltpult zu.
Tarvu von Nyklat lächelte wieder, aber diesmal war es ein kaltes Lächeln. Er griff nach Yuycolos Arm und zog den Priester zurück.
“Sie dürfen fragen, aber ich werde nicht antworten—jedenfalls jetzt noch nicht. Vielleicht versuchen Sie, den Namen zu erraten. Sie kennen ihn.”
In Yuycolos Augen flackerte plötzlich panische Angst. Doch noch einmal versuchte der Anti, die Autorität seines hohen Amtes geltend zu machen.
“Lassen Sie mich sofort los!” befahl er dem Akonen. “Niemand darf den Hohen Prampriester berühren!”
Tarvu von Nyklat lachte grausam.
“Warum bauen Sie Ihren Individualschirm nicht auf, Hoher Prampriester?”
Yuycolo wurde leichenblaß und preßte die Lippen zusammen.
Der Akone rief einen kurzen Befehl in sein Armbandgerät. Sekunden später kehrten seine Soldaten zurück. Einer von ihnen legte Yuycolo Handschellen an. Dann führten sie ihn hinaus.
“Wollen Sie Yuycolo hinrichten lassen, Oberst?” fragte der Ertruser den Akonen.
Tarvu von Nyklat sah ihn verwundert an.
“Wollen Sie etwa um Gnade für ihn bitten, Stuep? Immerhin ist Tekener mit Ihnen befreundet, und Yuycolo hatte ihn einfach draußen in den Dschungel werfen lassen.”
“Dafür hätte Rabal Tradino ihn schon zur Verantwortung gezogen”, entgegnete Monty. “Oder ich, in Tradinos Auftrag. Aber was haben Sie damit zu tun?”
“Ich bin nicht privat auf Cronot”, erwiderte Tarvu von Nyklat kalt. “Und die Organisation’schützt alle, die mit ihr zusammenarbeiten und übt Vergeltung für das Unrecht, was einem der ihren angetan wird.”
“Ach, nein!” entfuhr es Monty. “Und die Tatsache, daß Sie Tekener mit einer gefährlichen Krankheit infizieren ließen, ist wohl kein Unrecht, wie?”
“Gebrauchen Sie Ihr Gehirn zum Nachdenken”, erwiderte der Akone sarkastisch. “Unsere Handlungen unterscheiden sich doch wesentlich von denen Yuycolos. Wir infizierten Tekener, weil das im Interesse der Condos Vasac lag, aber Yuycolo handelte aus eigennützigen Motiven gegen die Interessen der Condos Vasac.”
Monty Stuep schluckte.
Jetzt hätte ich mich doch beinahe verraten! dachte er. Natürlich hatte Tarvu von Nyklat von seinem Standpunkt aus recht. Überhaupt kam alles immer darauf an, von welchem Standpunkt man es betrachtete, und ich sollte wenigstens so tun, als dächte ich tatsächlich als Mitarbeiter der Condos Vasac und nicht als ihr Feind.
“Das stimmt natürlich”, antwortete er. “Aber da es um einen Freund von mir geht, sind auch Emotionen mit im Spiel. Ich hoffe, Sie verstehen das, Oberst.”
Tarvu von Nyklat verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Erst dachte Monty, der Akone machte sich über ihn lustig, doch dann merkte er, daß es eine Grimasse des Schmerzes war.
Der Akone krümmte sich leicht zusammen und preßte eine Hand gegen den Leib. Dann entspannte er sich wieder. Aber in der kurzen Zeit hatte sich seine Stirn mit Schweiß bedeckt.
“Ich verstehe eine ganze Menge”, erklärte er mit flacher Stimme. “Aber es ist nicht ganz einfach, mit Leuten wie Ihnen und Tekener umzugehen. Er hat mir damals einen Leberhaken verpaßt, und ich fürchte, ich muß mich demnächst in klinische Behandlung begeben.”
Er blickte den Ertruser an.
“Wissen Sie, daß Sie damals vier meiner besten Soldaten umgebracht haben? In Zukunft unterlassen Sie bitte derartige Späße!”
Monty zuckte die Schultern. Er hielt es zwar keineswegs für einen Spaß, Männer zu töten, aber wenn man ihn angriff ...
Inzwischen waren sie auf der
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