Microsoft Word - Atlan 023 - Seuchenalarm auf Cronot.rtf
er erregt, “Sie schränkten Ihre letzte Aussage mit dem Wort ‘normalerweise’ ein. Bedeutet das, daß wir bei Tekener mit einer anderen als der normalen Entwicklung rechnen dürfen?”
Seine Augen verengten sich.
“Beispielsweise damit, daß der Oberstleutnant eine gewisse Immunität gegen die Seuche besitzt?”
Das Lächeln verschwand von Atlans Gesicht, als wäre es fortgewischt worden. Der Arkonide beugte den Oberkörper leicht vor und sah dem Major in die Augen.
“Professor Dr. Llargoseth hat herausgefunden, daß allen Spielarten der M-Viren eines gemeinsam ist—unter anderem natürlich: Sie sind mit jenem Virus, der die berüchtigten Lashat-Pokken hervorruft, verwandt.”
Kennon schluckte trocken. Dann leuchteten seine Augen auf. Doch schnell verschwand das Leuchten wieder. Er schüttelte den Kopf.
“Verwandt heißt nicht identisch, Sir.”
Atlan erhob sich.
“Da haben Sie recht, Major. Aber Llargoseth rechnet damit, daß die Abwehrstoffe gegen die Lashat-Pocken, die sich in Tekeners Blut befinden, ausreichen, um ein Übergreifen auf die Zellkerne hinauszuzögern. Wie lange, das konnte er natürlich auch nicht sagen. Jedenfalls brauchen wir nicht ganz so schwarz zu sehen, was Tekener angeht.”
Kennon erhob sich ebenfalls.
“Ich danke Ihnen für diese Auskunft, Sir. Dieser Professor Llargoseth ist ein Genie. Er denkt offenbar an alles.”
“Das haben Genies so an sich”, erwiderte Lordamiral Atlan und streckte dem Halbroboter die Hand entgegen. “Bitte, drücken Sie nicht zu fest zu, Major. Sie sind etwas verwirrt.”
Sinclair Marout Kennon lächelte. Er griff Atlans Hand und drückte sie behutsam. Die Warnung des Arkoniden war nicht ganz unbegründet. Wenn er, Kennon, versehentlich kräftig zudrückte, bliebe von Atlans Hand nicht viel übrig.
“Das unterscheidet mich eben von Genies”, sagte er ironisch.
Der USO-Chef ging bis zur Tür. Dort drehte er sich noch einmal um und drohte lächelnd mit dem Finger.
“Ich habe es gern, wenn meine Mitarbeiter bescheiden sind, Major. Aber so ausdrücklich Bescheidenheit zu äußern wie Sie, grenzt schon an Unverschämtheit.”
5.
Monty Stuep versuchte, listig zu lächeln, aber unter dem harten Blick des Akonen gelang es ihm nicht recht.
“Ich kenne den Anti nicht, der mir die Nachricht von Tekeners Entführung hinterbrachte”, sagte er. “Das spielt wohl auch kaum eine Rolle.”
“Vielleicht sollte ich sämtliche Bewohner der Tempelstadt auf dem Hauptplatz zusammentreiben und an Ihnen vorbeiführen lassen”, entgegnete Tarvu von Nyklat. “Dann müßten Sie Ihren Informanten identifizieren können.” Seine Stimme klang lauernd.
Der Hypertransit-Ingenieur fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Einem Gegenspieler wie Tarvu von Nyklat war er auf die Dauer nicht gewachsen; und der Akone glaubte ihm seine Geschichte anscheinend nicht. Ob aus Prinzip oder aufgrund von Fakten, die er, Stuep, übersehen hatte, war ungewiß.
Monty schüttelte den Kopf.
“Mein Informant war völlig vermummt. Ich könnte ihn beim besten Willen nicht erkennen, Oberst.”
Tarvu von Nyklat lächelte.
“Woher wollen Sie dann wissen, daß es ein Anti war, Stuep?”
Monty dachte angestrengt nach oder gab sich jedenfalls den Anschein. Geistesabwesend spielten seine Finger mit einem dickwandigen Whiskyglas—und im nächsten Moment hielt er nur noch winzige Scherben in der Hand.
Er ließ sie fallen und wischte sich die Handfläche an seinem Kampfanzug ab.
“Wer hätte es sonst sein sollen, wenn es kein Anti war?” fragte er den Akonen. “In der Tempelstadt leben doch nur Antis, oder?”
“Mit Ausnahme von Mr. Tekener und Ihnen”, erwiderte Tarvu von Nyklat. “Ich frage mich nur, warum ein Anti ausgerechnet Ihnen hätte verraten sollen, was Yuycolo mit Tekener vorhatte. Er muß zum Kreis von Yuycolos Vertrauten gehören, sonst hätte er nicht so genau Bescheid gewußt. Solche Leute aber halten für gewöhnlich dicht.”
Monty Stuep schwitzte.
Doch was hätte er und Kamla Romo anderes tun sollen, als schnellstens dafür zu sorgen, daß Tekener abgeholt wurde! Romo konnte doch den Oberstleutnant nicht allein draußen in der Wildnis liegen lassen. Der Kranke wäre entweder das Opfer eines Raubtieres geworden oder die Rockados hätten ihn, in ihrem Drang, einem Freund zu helfen, berührt und wären mit der Seuche infiziert worden. Folglich hatte Romo ihn, Monty, über Funk benachrichtigt und solange neben Tekener gewartet, bis die Seuchenkommandos der Akonen eingetroffen
Weitere Kostenlose Bücher