Microsoft Word - Atlan 032 - Der galaktische Lockvogel.opd.rtf
Grumer gegenübersah.
“Wo kommen Sie plötzlich her?” fragte er und merkte dann, daß eigentlich
Grumer die Frage hätte stellen können, denn er, Ronald Tekener, hatte den Ort
gewechselt und stand in der Kommandozentrale.
Grumers Kopf zog sich in die Länge, aus den Ohren wurden zitronengelbe
spiralige Gebilde, und in den Augenhöhlen flackerten Kaminfeuer.
Undefinierbare dumpfe Laute erreichten Tekeners Gehör, dann wirbelte alles in
irrsinnigem Tanz vor seinen Augen—und im nächsten Augenblick saß er wieder im
Freizeitraum, auf der anderen Seite des Tisches saß Weytchen, den Mund geöffnet und
die Karten an die Brust gepreßt. Auf der Tischplatte lagen Tekeners Karten. Der Wissenschaftler schloß den Mund, dann sagte er:
“Sie waren eine Amöbe und haben sich vor meinen Augen geteilt,
Oberstleutnant. Ekelhaft, so etwas!” Plötzlich zitterte er an allen Gliedern. “Beruhigen Sie sich”, sagte Tekener. Er tastete einen Whisky und flößte ihn dem
Ultradim-Physiker ein. Lorb Weytchen entspannte sich allmählich wieder. Als Ronalds—Armbandtelefon sich summend meldete, winkelte er den Arm an
und schaltete es ein.
“Tekener:”
“Hier Grumer”, dröhnte die Stimme des Epsalers aus dem Empfangsteil. “Was
sagen Sie zu den Verrücktheiten der alten Perno Castle, Oberstleutnant?” “So etwas hätte ich von dem alten Mädchen- nicht erwartet”, gab Tekener
zurück. “Passieren diese Dinge auch, wenn der HÜ-Schirm eingeschaltet ist?” “Der HÜ-Schirm war eingeschaltet”, antwortete Grumer ernst. “Verstehen Sie
jetzt, warum die Blues diesen Raumsektor meiden?”
“Allerdings”, erwiderte Tekener. “Die Blues besitzen keine Hochenergieschirme—
und keinen Whisky.”
Er schaltete sein Armbandgerät aus, beugte sich nieder und schlug Weytchen
ganz leicht auf die Wange.
“Noch einen Whisky, Professor?”
Weytchen schüttelte den Kopf.
“Nein, danke, es geht schon wieder. Ich glaube, ich hatte einen leichten Schock.
War ich auch eine—eine—Amöbe?”
“Das weiß ich nicht, denn in der vorletzten Phase waren Sie samt Ihrem Sessel
verschwunden. Wirklich interessant, die Sache. Ich wäre doch beinahe erschrocken.
Nun; noch ein Spielchen gefällig?”
“Nein, jetzt nicht.” Weytchen lächelte. “Schade, daß ich Sie nicht fotografiert
habe, als Sie eine Amöbe waren.”
Ronald Tekener erwiderte das Lächeln.
“Fotografieren Sie mich beim nächstenmal. Ich gehe jetzt in die Zentrale. Nein,
besser noch in die Astrophysikalische Station. Diese Perno Castle interessiert mich
ungemein.”
*
Fiebernd vor Ungeduld, hatte Arkh Spihen auf die abendliche Visite gewartet. Als dann Liargoseths Gesicht auf dem Bildschirm am Bettende erschien, schlug sein Herz wie rasend.
Der Ara-Mediziner machte ein besorgtes Gesicht.
“Guten Abend, Mr. Spihen. Ich bin heute gar nicht zufrieden mit Ihnen. Ihre Kontrollinstrumente zeigen bei Puls und Blutdruck über Normal liegende Werte, außerdem ist Ihr Nervensystem in Unordnung. Haben Sie sich über etwas aufgeregt?”
Der Springer frohlockte insgeheim. Er hatte nicht gedacht, daß Llargoseth ihm praktisch in die Hände arbeitete, aber bei nüchterner Überlegung erschien es ihm logisch, daß seine Erregung sich in den Kontrollen widerspiegeln mußte.
“Ich glaube, es ist die Streustrahlung des Schutzschirms”, sagte er. “Vor Jahren hatte ich einen Strahlenunfall. Seitdem kommt es hin und wieder vor, daß die Streustrahlung eines Schutzschirms mich physisch und psychisch durcheinander bringt.”
Llargoseth runzelte die Stirn.
“Das hätten Sie aber bei der Aufnahme sagen müsen, Mr. Spihen. Was machen wir denn da?”
“Können Sie denn diesen Energieschirm nicht ausschalten?” fragte Arkh.
Ich könnte schon, aber bei Ihrer hochinfektiösen Erkrankung muß ich sichergehen, daß Sie Ihr Zimmer nicht verlassen.”
“Ich verspreche Ihnen, daß ich in meinem Zimmer bleibe, Professor!” erklärte Arkh.
“Das genügt nicht. Hm, ich könnte eine Wache vor der Tür postieren. Ja, so werden wir es machen! Mr. Spihen, ich veranlasse das sofort und ich hoffe, Sie werden sich bald besser fühlen.”
“Vielen Dank, Professor.”
Als der Bildschirm dunkel wurde, lachte Arkh Spihen leise. Er fühlte sich mit einem Mal viel besser als zuvor. Dennoch war ihm klar, daß eine tödliche Krankheit in ihm arbeitete. Das hatte er auch ohne die Fehlschaltung gewußt, die ihn zum Zeugen einer wichtigen Geheimkonferenz gemacht hatte.
Er blickte zum Trivideokubus, dann befahl er
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