Microsoft Word - Atlan 032 - Der galaktische Lockvogel.opd.rtf
vernickelten Smith and Wesson, 38er Regulation Police. Er riß die Waffe aus dem Gürtelhalfter und lief zum Innenschott der Schleusenkammer. Sein Plan war, Ikarus hereinzuholen und mit geschlossenem Kampfanzug nach draußen zu gehen, um den Gegner zu stellen, der sich angeschlichen hatte.
Doch als er das Innenschott öffnete, wurde er vom Druck der aus der Station entweichenden Luft durch die Schleusenkammer geschleudert und durch das offene Außenschott ins Freie.
Glücklicherweise arbeitete das Sicherheitssystem seines Kampfanzuges narrensicher. Es schloß seinen Druckhelm, bevor es zu gefährlichen Dekompressionserscheinungen kommen konnte.
Ronald Tekener rollte sich ab, richtete sich auf und packte den neben ihm liegenden Körper, zog ihn in die Schleusenkammer und ließ das Außenschott zufallen. Allmählich wurde das Zischen der einströmenden Ersatzluft lauter; die roten Warnlampen flackerten und leuchteten dann gelb.
Der USO-Spezialist ging zu Atlan, der neben dem seltsam zusammengefallenen Flugaffen lag. Er sah auf den ersten Blick, daß Ikarus durch explosive Dekompressionen umgekommen war, und auf den zweiten Blick sah er den silbrig schimmernden kurzen Stab, den Ikarus in der linken Hand hielt.
Atlan löste den Stab behutsam aus Ikarus’ Griff und musterte ihn.
“Es handelte sich zweifellos um eine Energiewaffe”, erklärte er mit belegter Stimme.
“Dann ...”, begann Tekener und stockte, weil er einen Kloß im Hals verspürte.
“... war Ikarus kein Tier, sondern ein intelligentes Lebewesen, ein Mensch, trotz seines unterschiedlichen Äußeren.”
Ronald Tekener fühlte sich bedrückt. Hätten sie Ikarus nicht in die Schleusenkammer gesperrt, würde er noch leben.
Er ging hinüber zu dem Körper, den er hereingeholt hatte. Es handelte sich um einen Mann, vermutlich um einen Akonen. Er war an einem Energieschuß in die Brust gestorben, aber die automatische Teilabdichtung seines Raumanzugs hatte dafür gesorgt, daß der größte Teil des Körpers erhalten geblieben war. Ronald sah hinter der Helmscheibe ein Gesicht mit hoher Stirn und hellgrauen Augen. Der Mund stand leicht offen, und es sah aus, als lächelte der Mann.
“Das ist General Kors von Haynamir, akonisches Energiekommando”, sagte Atlan neben ihm. “Ich erinnere mich genau an sein Dossier. Er war ein Mann, der stets fair kämpfte und Blutvergießen verabscheute.”
Tekener seufzte. Er verstand noch immer nicht, wie er das Innenschott hatte öffnen können, obwohl das Außenschott offenstand. Als er die halb abgerissene Abdeckplatte der Sicherheitsautomatik und die heraushängenden Drähte sah, wußte er Bescheid.
Ikarus mußte die Sicherheitsautomatik überbrückt haben, dann hatte er das Außenschott geöffnet und mit seiner kleinen Waffe auf den Akonen geschossen. Dazu gehörten aber Überlegungen und ein Wissen, wie es nur die Angehörigen einer Zivilisation besaßen, die die überlichtschnelle interstellare Raumfahrt kannten.
“Mir wird klar ...”, murmelte er, “... daß Ikarus die Rolle eines Tieres spielte, um zu spionieren. Aber warum hat er sich dann für uns geopfert?”
“Wahrscheinlich, weil wir ihm sympathisch waren, und er die Zusammenhänge der Ereignisse auf Spoonerman durchschaute.”
“Dann muß er unsere Gespräche verstanden haben, was die Beherrschung des Interkosmo voraussetzt.”
Atlan nickte.
“Ja. Womit wir wieder einmal erfahren haben, daß ein Mensch nicht wie ein Terraner oder Akone oder Arkonide aussehen muß.”
*
Wir bemerkten die herabstürzenden Eismassen erst, als der Himmel sich verdunkelte. Gugulja und Barna liefen in panischer Furcht davon, ohne an ihre Flugaggregate zu denken.
Ich rief ihnen eine Warnung zu, doch sie hörten nicht auf mich. Also rannte ich allein in die einzige Richtung, in der ich Rettung zu finden hoffte, nämlich auf die Steilwand der Barriere zu.
Es wurde immer dunkler, und der Umstand, daß sich alles völlig lautlos abspielte, machte es unheimlich. Ich erreichte die Eiswand, preßte mich dagegen und legte die Arme über den Kopf. Nach einiger Zeit prasselten kleinere Eisstücke auf Arme und Schultern; es wurde vollkommen finster, und der Boden zitterte unter meinen Füßen.
Ich wartete einige Minuten, dann wandte ich mich zögernd um. Meine Beine steckten bis zu den Knöcheln in staubfeinem Schnee oder zerpulvertem Eis; kleinere Eisbrocken lagen überall herum.
Und dort, wohin die Akoninnen gelaufen waren, türmte sich ein mindestens hundert Meter hoher Hügel aus
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