Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Palästina jetzt unter hethitischem Schutz?»
«Besser noch: sie haben sich aufgelehnt gegen Ramses! Ihre Fürsten haben zu den Waffen gegriffen, die Festungen erobert und die ägyptischen Soldaten verjagt. Der Pharao weiß noch nicht, daß er gegen eine Verteidigungslinie anrennen wird, der er nicht gewachsen sein kann. Und wenn die Verluste auf seiner Seite erst groß genug sind, wird das hethitische Heer zum Sturm ansetzen und ihn vernichten. Dann, Chenar, ist der Augenblick für dich gekommen: Du wirst den Thron Ägyptens besteigen und ein dauerhaftes Bündnis mit dem Sieger schließen.»
Raias Verheißungen klangen ganz anders als die Achas. Aber in beiden Fällen würde er, Chenar, anstelle eines toten oder besiegten Ramses zum Pharao aufsteigen. Im ersten wäre er Vasall der Hethiter, während er im zweiten ihr Reich im Griff hätte.
Alles hing ab von der Schwere der Niederlage und den der hethitischen Armee geschlagenen Wunden. Ihm blieb wenig Handlungsspielraum, aber der Erfolg war nicht auszuschließen, und das vorrangige Ziel hieß ja, daß er die Macht in Ägypten ergreifen würde. War er erst einmal soweit, konnte er die nächsten Schritte überlegen.
«Und wie verhalten sich die Handelsstädte?»
«Wie üblich, sie wenden sich dem Stärkeren zu. Aleppo, Damaskus, Palmyra und die phönizischen Häfen haben Ägypten schon vergessen und verneigen sich bereits vor Muwatalli, dem Herrscher von Hatti.»
«Ist das nicht besorgniserregend im Hinblick auf das wirtschaftliche Wohlergehen Ägyptens?»
«Im Gegenteil! Die Hethiter sind zwar die besten Krieger im ganzen nordöstlichen Raum, aber von Geschäften verstehen sie nichts. Den Handelsaustausch neu zu fügen, überlassen sie dir… auch die Gewinne, die dir zustehen. Ich bin Kaufmann, vergiß das nicht, und ich habe die Absicht, in Ägypten zu bleiben und dort reich zu werden. Die Hethiter werden uns die dafür notwendige Ruhe und Sicherheit garantieren.»
«Ich werde dich zum Obersten Vorsteher der Schatzhäuser ernennen, Raia.»
«Wenn es den Göttern gefällt, werden wir zu Vermögen gelangen. Der Krieg wird nur eine Weile dauern, das Wichtigste ist, sich abseits zu halten und die Früchte, die vom Baume fallen, zu ernten.»
«Ramses’ Verhalten macht mir Sorgen», bekannte Chenar.
Die Miene des syrischen Händlers verdüsterte sich.
«Was hat der Pharao unternommen?»
«Er ist ständig in seinen Kasernen und feuert die Soldaten an. So viel Kampfesmut ist gar nicht günstig. Wenn er so weitermacht, werden sie sich für unbesiegbar halten!»
«Was sonst noch?»
«Die Waffenschmiede arbeiten Tag und Nacht.»
Raia zupfte an seinem Kinnbart.
«Das macht nichts… Den Vorsprung der Hethiter können sie nicht aufholen. Und der Einfluß, den Ramses jetzt ausübt, wird beim ersten Zusammenprall verflogen sein.
Wenn die Ägypter dann den Hethitern gegenüberstehen, werden sie nur noch Reißaus nehmen.»
«Unterschätzt du unsere Truppen auch nicht?»
«Wenn du einen hethitischen Angriff miterlebt hättest, würdest du es niemandem verargen, schon vor Angst zu sterben.»
«Einer zumindest wird vor nichts zurückschrecken.»
«Ramses?»
«Sein Leibwächter, der Riese aus Sardinien namens Serramanna. Ein ehemaliger Seeräuber, dem Ramses voll vertraut.»
«Sein Ruf ist mir zu Ohren gekommen. Wieso stört er dich?»
«Weil Ramses ihm ein Eliteregiment unterstellt hat, das weitgehend aus Söldnern zusammengesetzt ist. Dieser Serramanna kann zu einem leuchtenden Vorbild werden und zu Heldentaten anstacheln.»
«Ein Seeräuber und Söldner… die sind doch käuflich.»
«Eben nicht! Er fühlt sich Ramses freundschaftlich verbunden und wacht über ihn mit der Treue eines Hundes. Und die Liebe eines Hundes ist nicht käuflich.»
«Man kann ihn beseitigen.»
«Daran habe ich gedacht, mein lieber Raia, aber klüger ist es, keine Aufmerksamkeit zu erregen durch brutales Zuschlagen. Serramanna ist gewalttätig und äußerst mißtrauisch. Er wäre durchaus in der Lage, sich derer zu entledigen, denen er einen Angriff zutraut. Und ein Mord würde Ramses stutzig machen.»
«Was wünschst du?»
«Serramanna auf andere Art aus dem Spiel zu ziehen, ohne daß du oder ich in Verdacht geraten.»
«Ich bin ein umsichtiger Mensch, Chenar, und sehe schon eine Lösung…»
«Ich betone nochmals: Dieser Sarde hat das Gespür einer Wildkatze.»
«Ich werde ihn dir aus dem Weg räumen.»
«Für Ramses wäre das ein harter Schlag. Du wirst eine schöne
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