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Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf

Titel: Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allgemein
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Angst!»
    «Vor wem? Sary ist tot. Peinigt dich etwa der neue Vorarbeiter?»
    «Nein, nein…»
    «Was erschreckt dich?»

    «Das Gericht, die Wachen…»
    «Lügen ist ein schweres Vergehen, Abner. Aber vielleicht glaubst du ja nicht an die Waage in der anderen Welt, auf der all unsere Taten gewogen werden.»
    Der Hebräer biß sich auf die Lippen.
    «Du hast Schweigen bewahrt», fuhr der König fort, «weil du die Nachforschungen nicht auf dich lenken wolltest. Moses zu helfen, dem Mann, der dir das Leben gerettet hat, war dir nicht wichtig.»
    «Majestät!»
    «Das ist die Wahrheit, Abner: du wolltest im Schatten verharren, weil auch du andere zu erpressen pflegst. Serramanna hat die jungen Ziegelmacher zum Reden gebracht, die du gewissenlos ausbeutest.»
    Der Hebräer kniete vor dem König nieder.
    «Ich helfe ihnen, Arbeit zu finden, Majestät… Das ist doch ein gerechter Lohn.»
    «Du bist ein Schurke, Abner, nichts weiter, aber für mich bist du ungeheuer wertvoll, weil du allein Moses’ Unschuld bezeugen und seine Tat rechtfertigen kannst.»
    «Und… vergibst du mir?»
    «Serramanna wird dich einem Richter vorführen, wo du deine Aussage machen kannst. Unter Eid wirst du alles haarklein und ohne Auslassung nochmals berichten.
    Ich möchte nicht mehr von dir hören, Abner.»

    ACHT
    DER KAHLE, EINER der Würdenträger im Haus des Lebens von Heliopolis, hatte die Nahrungsmittel, die Bauern und Fischer ihm vorlegten, auf ihre Güte zu prüfen.
    Jede Frucht, jedes Gemüse, jeden Fisch untersuchte er gewissenhaft, peinlich genau.
    Die Händler fürchteten ihn, achteten ihn aber auch, da er angemessene Preise zahlte.
    Vertragshändler konnte niemand werden, denn er bevorzugte keinen und tat auch nichts nur gewohnheitsmäßig. Für ihn zählte allein die hohe Güte des Nahrungsmittels, das geweiht und den Göttern dargebracht und dann erst an die Sterblichen verteilt wurde.
    Hatte er seine Wahl getroffen, gingen seine Einkäufe in die Küchen vom Haus des Lebens, deren Name «der reine Platz» bereits vom beständigen Bemühen um Sauberkeit kündete. Der Priester führte auch hier immer wieder unerwartete Überprüfungen durch und verhängte oft schwere Strafen.
    An diesem Morgen begab er sich in die Vorratskammer, wo getrocknete und gesalzene Fische aufbewahrt wurden.
    Der hölzerne Riegel vor der Tür, den nur er und der Vorräteverwalter zu öffnen vermochten, war durchgesägt worden.
    Verdutzt stieß er die Tür auf.
    Alles wie immer: Halbdunkel und Stille.
    Besorgt trat er ein, entdeckte aber keinen Eindringling. Obwohl schon fast beruhigt, machte er dennoch vor jedem Krug halt: Art, Anzahl der Fische sowie der Tag, an dem sie ins Salz gelegt worden waren, standen auf jedem Gefäß vermerkt.
    In der Nähe der Tür war ein Platz leer.
    Ein Gefäß war entwendet worden!
    Zum Hofstaat der Königin zu gehören war eine Ehre, von der alle Damen bei Hofe träumten. Aber Nefertari schätzte Umsicht und Gewissenhaftigkeit höher ein als Vermögen und gesellschaftliche Stellung. Wie Ramses bei seiner Regierungsbildung hatte auch sie mannigfach Erstaunen hervorgerufen, als sie sich unter jungen Frauen niederer Herkunft ihre Haarmacherin, Stoffweberin oder Leibdienerin aussuchte.
    So hatte sie die Aufsicht über die Kleiderkammer der Großen königlichen Gemahlin, diesen beneideten Posten, einer hübschen, dunkelhaarigen jungen Frau aus einem der Vororte von Memphis übertragen. Sie hatte sich im wesentlichen um Nefertaris Lieblingsgewänder zu kümmern, wozu, trotz reicher Auswahl, so manches Kleid von früher und ein alter Schal gehörten, den die Königin sich bei Tagesausklang gern um die Schultern legte. Sie liebte diese vertrauten Kleidungsstücke. Es war nicht allein die Kühle des Abends, sondern die Erinnerung an jene Nacht nach ihrer ersten Begegnung mit Prinz Ramses, diesem stürmischen und doch auch zartfühlenden jungen Mann, den sie lange abgewiesen hatte, bevor sie sich ihre eigene Liebe eingestand. In jener Nacht hatte sie sich träumerisch in diesen Schal gehüllt.
    Wie alle anderen, die im Hause der Königin Dienst taten, empfand auch die Verwalterin der Kleiderkammer höchste Verehrung für ihre Herrin. Nefertari verstand es, mit Anmut zu herrschen und lächelnd Anordnungen zu erteilen. In ihren Augen war nichts so gering, als daß man es nachlässig hätte tun dürfen. Ungerechtfertigte Säumigkeit oder Lüge duldete sie nicht. Ergab sich eine Unstimmigkeit, sprach sie persönlich mit der

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