Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
Belohnung erhalten.»
Der syrische Händler rieb sich die Hände.
«Ich habe noch eine weitere gute Nachricht für dich, Chenar. Weißt du, wie die in den fremden Ländern stationierten ägyptischen Truppen mit Pi-Ramses Nachrichten austauschen?»
«Durch berittene Boten, Lichtsignale und Brieftauben.» «In den von Aufständischen heimgesuchten Gebieten können nur noch Brieftauben eingesetzt werden. Und der Züchter dieser kostbaren Vögel ist nicht wie Serramanna. Obwohl er für die Armee arbeitet, war ihm die Bestechung doch zu verlockend. Es wird mir also ein leichtes sein, Botschaften vernichten, abfangen oder durch andere ersetzen zu lassen und die ägyptischen Nachrichtendienste, ohne daß sie es ahnen, zu verwirren…»
«Ein großartiger Gedanke, Raia. Aber vergiß nicht, mir weitere Vasen wie diese zu beschaffen.»
SIEBEN
SERRAMANNA SAH DIESEM Krieg mit Unmut entgegen. Der Riese aus Sardinien, der den Beruf des Seeräubers mit dem des Obersten der Leibwache des Pharaos vertauscht hatte, fühlte sich wohl in Ägypten, wo ihm ein schönes Haus und junge Frauen zur Verfügung standen, die ihm genüßliche Stunden bescherten. Nenofar, seine augenblickliche Geliebte, übertraf all ihre Vorgängerinnen. Bei ihrem letzten Liebesspiel hatte die ihn doch glatt völlig erschöpft, ihn, einen Sarden!
Verfluchter Krieg! Dafür so viel Glück aufgeben? Obwohl es kein Honigschlecken war, über Ramses’ Sicherheit zu wachen. Wie oft hatte der Herrscher seine Mahnungen zur Vorsicht schon in den Wind geschlagen! Aber dieser Pharao war eben ein gro
ßer Pharao, und Serramanna bewunderte ihn. Und da nun mal Hethiter geschlachtet werden mußten, um Ramses die Herrschaft zu retten, würde er eben auch dabei mitmachen. Diesem Muwatalli, den seine Soldaten den «großen Anführer» nannten, würde er doch allzugern persönlich die Kehle durchschneiden! Das war ja lachhaft: ein
«großer Anführer» an der Spitze einer Horde Barbaren und Mörder! Wenn er dies erledigt hätte, würde er, Serramanna, sich seinen spiraligen Schnurrbart mit Duftöl zwirbeln und weitere Nenofars im Sturm erobern.
Als Ramses ihm die Eliteeinheit der ägyptischen Armee unterstellt hatte, hatte Serramanna vor Stolz wieder jugendliche Kräfte verspürt. Da der Herrscher Beider Länder ihm ein solches Vertrauen entgegenbrachte, würde der Sarde, das Schwert in der Hand, ihm beweisen, daß er recht getan hatte. Die ihm unterstellten Männer hatte er bereits so gedrillt, daß Angeber und Fettwänste schnell ausgemustert waren. Er konnte nur echte Krieger gebrauchen, Kerle, die es mit zehn anderen aufnahmen und nicht jammerten, wenn ihnen Wunden geschlagen wurden.
Niemand wußte, wann die Truppen ausrücken würden, doch sein Gespür sagte ihm, daß es bevorstand. Die Soldaten in den Kasernen wurden schon nervös. Die führenden Befehlshaber trafen sich immer häufiger im Palast. Acha, der Oberste der Kundschafter, war immer öfter bei Ramses.
Schlechte Nachrichten verbreiteten sich wie ein Lauffeuer: der Aufruhr griff weiter um sich, in Phönizien und Palästina waren Würdenträger, die Ägypten die Treue gehalten hatten, kurzerhand umgebracht worden. Aber die von Brieftauben des Heeres überbrachten Nachrichten bewiesen, daß die Festungen sich behaupteten und die feindlichen Angriffe abwehrten.
Kanaan zu befrieden war also nicht schwer; Ramses würde vermutlich weiter gen Norden ziehen, nach Amurru und Syrien. Dort käme es dann zum Zusammenstoß mit der hethitischen Armee, deren Vorauskommandos - nach Geheimdienstangaben - sich aus dem südlichen Syrien zurückgezogen hatten.
Serramanna fürchtete die Hethiter nicht. Sie galten als Schlächter, und nach solchen Barbaren gelüstete ihn: Jeden, den er erwischte, würde er niedermachen.
Doch bevor diese Kämpfe in die Geschichte Ägyptens eingehen würden, hatte Serramanna noch etwas zu erledigen.
Vom Palast aus war es nicht weit zum Handwerkerviertel bei den Lagerhäusern. Im Gewirr dieser Gassen, wo die Tischler, Schneider und Sandalenmacher ihre Werkstätten betrieben, herrschte reges Treiben. Ein wenig weiter, Richtung Hafen, lagen die Wohnungen der Hebräer.
Das plötzliche Erscheinen des Riesen versetzte die Arbeiter und ihre Familien in Unruhe. Seit Moses geflohen war, hatten die Hebräer niemanden mehr, der sie gegen Bevormundung verteidigen und ihnen den verlorenen Stolz zurückgeben konnte. Das Auftauchen des Sarden, von dem jeder schon gehört hatte, verhieß nichts
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