Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
ist.»
«Was wirfst du mir vor? Ich habe meine Aussage gemacht. Was suchst du also hier?»
«Ich mag deine Gesellschaft, es zog mich einfach hierher.»
«Ich habe alles gesagt, was ich wußte.»
«Das glaube, wer will. Als ich noch Seeräuber war, habe ich meine Gefangenen persönlich verhört. Viele erinnerten sich nicht mehr, wo sie ihre Beute versteckt hatten.
Ich konnte sie dann doch überreden, sich wieder zu erinnern.»
«Ich besitze keine Reichtümer!»
«Dein schmieriges Geld will ich gar nicht.»
Abner schien erleichtert. Während der Sarde einen Bierkrug entkorkte, schob der Hebräer das Täfelchen unter eine Matte.
«Was hast du aufgezeichnet auf diesem Stück Holz, Abner?»
«Nichts, nichts Besonderes.»
«Ich vermute, du hast zusammengezählt, was du von deinen hebräischen Brüdern erpreßt hast. Ein schönes Beweisstück vor Gericht!»
Abner schlotterte vor Angst, er entgegnete nichts.
«Man kann sich einigen, mein Freund, ich bin weder Wachposten noch Richter.»
«Was… was schlägst du vor?»
«Ich komme wegen Moses, nicht deinetwegen. Du hast ihn doch gut gekannt, nicht wahr?»
«Nicht besser als andere…»
«Lüg nicht, Abner. Du suchst seinen Schutz, daher hast du herauszufinden versucht, welche Art Mann er war, wie er sich benahm, welche Beziehungen er hatte.»
«Er hat ja immer nur gearbeitet.»
«Und mit wem traf er sich?»
«Mit den Verantwortlichen der Baustätten, den Arbeitern und mit…»
«Und nach der Arbeit?»
«Er redete besonders gern mit den Obersten der Hebräerstämme.»
«Und worüber redeten sie?»
«Wir sind ein stolzes und verletzbares Volk… Von Zeit zu Zeit hegen wir Unabhängigkeitsgelüste. Einigen wenigen, die völlig überspannt sind, erschien Moses wie eine Leitfigur. Nach Beendigung der Bauvorhaben in Pi-Ramses wäre dieser Wahn bald in sich zusammengefallen.»
«Einer der Arbeiter, die du ‹beschützt›, hat mir von einer merkwürdigen Person erzählt, mit der Moses sich ausführlich, Aug in Aug, in seiner Dienstwohnung unterhalten haben soll.»
«Das ist richtig… Kein Mensch kannte ihn. Es hieß, er wäre Baumeister und aus dem Süden gekommen, um Moses fachmännisch zu beraten, aber nie sah man ihn auf einer der Baustellen.»
«Beschreib ihn mir.»
«Etwa sechzig Jahre alt, groß, hager, ein Raubvogelgesicht, hervorstechende Nase, hervortretende Wangenknochen, auffallend schmale Lippen, ein ausgeprägtes Kinn.»
«Seine Kleidung?»
«Ein einfaches Hemd… Ein Baumeister wäre besser gekleidet gewesen. Man hätte schwören mögen, daß dieser Mann möglichst unauffällig bleiben wollte. Er hat nur mit Moses geredet.»
«Ein Hebräer?»
«Bestimmt nicht.»
«Wie oft ist er nach Pi-Ramses gekommen?»
«Mindestens zweimal.»
«Und hat ihn jemand nach Moses Flucht nochmals gesehen?»
«Nein.»
Durstig leerte Serramanna den ganzen Krug Süßbier.
«Ich hoffe, daß du nichts ausgelassen hast, Abner. Sonst würden meine Nerven mit mir durchgehen, und meine Selbstbeherrschung wäre dahin.»
«Ich habe alles gesagt, was ich über diesen Mann weiß!»
«Ich erwarte nicht, daß du plötzlich ehrlich wirst, das wäre eine zu große Anstrengung. Aber versuch zumindest, dich in Vergessenheit zu bringen.»
«Möchtest du… ein paar Krüge wie den, den du soeben geleert hast?»
Der Sarde zwickte den Hebräer in die Nase, wie ein Schraubstock wirkten Daumen und Zeigefinger.
«Und wenn ich sie dir zur Strafe ausrisse?»
Der Schmerz war so groß, daß Abner das Bewußtsein verlor.
Serramanna zuckte mit den Achseln, verließ die Behausung des Ziegelmachers und ging gedankenverloren auf den Palast zu.
Seine Nachforschungen waren erfolgreich gewesen.
Moses schmiedete finstere Pläne. Er beabsichtigte, sich an die Spitze der Hebräer zu setzen, vermutlich, um für sein Volk weitere Vergünstigungen herauszuschlagen, vielleicht sogar eine von ihnen selbst verwaltete Stadt im Nildelta. Und wenn dieser geheimnisvolle Mann ein Fremder gewesen wäre, der den Hebräern Hilfe von außen anbot? In diesem Fall hätte Moses sich des Hochverrats schuldig gemacht.
Derartige Mutmaßungen würde Ramses sich niemals anhören.
Serramanna mußte erst Beweise haben, bevor er diese Gedanken dem König vortragen konnte, um ihn zu warnen. Der Sarde griff in glühende Kohlen.
Iset die Schöne, die zweite Gemahlin von Ramses und Mutter seines Sohnes Kha, verfügte in Pi-Ramses über prachtvolle Gemächer innerhalb der Palastanlage. Obwohl ihr Verhältnis
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