Microsoft Word - Christian Jacq - RAMSES3 - Die Schlacht von Kadesch.rtf
berauschen.»
«Erscheinen sie dir lächerlich?»
«Bisher hast du nur klägliche Krieger bezwungen, die von Amurru haben sogar kampflos die Waffen gestreckt. Das werden die Hethiter aber nicht tun. Außerdem sind unsere Männer erschöpft und möchten so schnell wie möglich nach Haus. Es wäre unser Untergang, würden wir uns jetzt in einen Krieg solchen Ausmaßes stürzen.»
«Sollte unsere Armee so schwach sein?»
«Sie war körperlich und geistig auf einen Rückeroberungsfeldzug vorbereitet, nicht auf den Angriff eines Reiches, das uns überlegen ist, was die militärischen Fähigkeiten betrifft.»
«Ist deine Vorsicht nicht gefährlich?»
«Die Schlacht um Kadesch wird stattfinden, wenn du es wünschst: aber bereite sie vor!»
«Ich werde meine Entscheidung heute nacht treffen.»
Das Fest war verklungen.
Im Morgengrauen hatte die Losung die Runde gemacht in den Unterkünften: Klarmachen zum Gefecht! Zwei Stunden später fuhr Ramses in seinem Streitwagen vor, seine beiden getreuen Kampfrösser im Geschirr. Der König trug seinen Waffenrock.
So manchem krampfte sich der Magen zusammen. Wahnwitzige Gerüchte hatten die Runde gemacht. Waren sie begründet? Angriff auf Kadesch, auf diese unzerstörbare hethitische Festung, Mann gegen Mann, und das bei diesen Barbaren, die so grausam sein sollten wie niemand sonst… Nein, einen so wahnwitzigen Plan konnte ihr junger König nicht gefaßt haben! Als Erbe der Weisheit seines Vaters würde auch er das Einflußgebiet des Gegners achten und nur den Frieden festigen wollen.
Der Herrscher musterte seine Truppen. Die Gesichter waren angespannt und besorgt.
Vom jüngsten Soldaten bis zum erfahrensten Haudegen standen die Männer in Reih und Glied, alle Muskeln gespannt, fast bis zum Schmerz. Von den Worten ihres Pharaos hing ihr weiteres Leben ab.
Setaou, der solche Aufmärsche haßte, lag bäuchlings auf seinem Karren und ließ sich von Lotos massieren. Ihre nackten Brüste streiften seine Schulterblätter.
Fürst Benteschina hatte sich in seinem Palast verschanzt und war nicht einmal in der Lage, die sahnigen Küchlein hinunterzuwürgen, die er sich doch sonst beim Frühstück mit Wonne in den Mund schob. Wenn Ramses den Hethitern den Krieg erklärte, würde Amurru der ägyptischen Armee als Nachschubstützpunkt dienen und Söldner liefern müssen. Und würde Ramses geschlagen, würden die Hethiter sein Land in Schutt und Asche legen und ein Blutbad anrichten.
Acha versuchte die Absichten des Königs zu ergründen, doch Ramses’ Gesicht blieb undurchdringlich.
Als die Musterung abgeschlossen war, wendete Ramses seinen Wagen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als zögen die Pferde gen Norden, gen Kadesch. Doch dann wandte der Pharao sich gen Süden, gen Ägypten.
Setaou handhabte seinen bronzenen Bartschaber und seinen unregelmäßig gezahnten hölzernen Kamm, rieb sich das Gesicht mit einer Salbe gegen Insekten ein, säuberte seine Sandalen und rollte seine Schlafmatte zusammen. Wenn er auch nicht so elegant war wie Acha, wollte er sich doch ansehnlicher zeigen als gewöhnlich, auch wenn Lotos noch so kicherte!
Seit das ägyptische Heer begeistert den Rückweg eingeschlagen hatte, fanden Setaou und Lotos endlich wieder Zeit für die Liebe. Die Fußtruppen schmetterten ohne Unterlaß ihre Lieder zum Ruhme Ramses’, während die Wagenlenker, die edelste Waffengattung, nur leise trällerten. Sämtlichen Soldaten war eine Überzeugung gemeinsam: Schön ist das Soldatenleben, wenn kein Kampf bevorsteht!
Eilig hatte die Armee Amurru, Galiläa und Kanaan durchquert, sich von den Einheimischen bejubeln und mit Feldfrüchten und frischem Obst beschenken lassen. Als dann die letzte Strecke vor ihnen lag, die ins Delta hineinführen würde, schlugen die Soldaten nochmals ein Lager auf, nördlich des Berges Sinai und westlich des Negeb, in dieser heißen Gegend, wo Wüstenaufseher die Streifzüge der Nomaden beobachteten und die Karawanen schützten.
Setaou jubilierte. Hier wimmelte es nur so von Vipern und Kobras, kräftigen Tieren mit höchst wirksamem Gift. Geschickt wie immer, hatte Lotos schon ein Dutzend gefangen, im unmittelbaren Umkreis des Lagers. Sie lächelte nur, wenn die Soldaten ihr aus dem Weg gingen.
Ramses betrachtete die Wüste. Er blickte gen Norden, in Richtung Kadesch.
«Deine Entscheidung war hellsichtig und weise», erklärte Acha.
«Ist es Weisheit, wenn man vor dem Feind zurückweicht?»
«Sich niedermetzeln zu lassen oder das
Weitere Kostenlose Bücher