Midkemia Saga 01 - Der Lehrling des Magiers
Herzen des Waldes verbarg. Doch dann verwarf er diesen Gedanken wieder, denn kein Gesetzloser würde sich mit einem offensichtlich armen Knaben aus der Burg abgeben.
Dann fiel ihm ein, daß der Mann seinen Herrn erwähnt hatte Pug vermutete daher, daß es sich um einen Freisassen handelte einen, der mit einem Landbesitzer auf dessen Grund lebte. Er würde für ihn arbeiten, würde ihm aber nicht wie ein Leibeigener gehören. Die Freisassen wurden frei geboren und gaben einen Teil ihrer Ernte oder Herde als Austausch für die Benutzung des Landes ab. Er mußte ein freier Mann sein. Kein Leibeigener durfte einen Langbogen besitzen. Aber Pug konnte sich nicht erinnern, daß es im Wald Landbesitz gab. Es war ein Rätsel für den Knaben, aber die Verletzungen des Tages vertrieben bald all seine Neugier.
Nach einer kleinen Ewigkeit trat der Mann in ein Dickicht von Bäumen. Pug hätte ihn in der Dunkelheit fast verloren, denn die Sonne war schon vor geraumer Zeit untergegangen. Jetzt fehlte auch noch das wenige Licht, das trotz des Sturmes noch dagewesen war. Er folgte dem Mann mehr nach dem Geräusch seiner Schritte und nach dem Tastsinn als mit den Augen. Pug hatte das Gefühl, sich auf einem Weg durch die Bäume zu befinden, denn seine Füße spürten keinen Widerstand von Büschen. Von der Stelle aus, wo sie sich noch vor wenigen Augenblicken befunden hatten, war der Weg schon bei Tag schwierig zu finden, aber in der Nacht würde es unmöglich sein, wenn man ihn nicht bereits kannte. Bald darauf betraten sie eine Lichtung, in deren Mitte ein kleines, steinernes Häuschen stand. Licht fiel aus einem einsamen Fenster, und Rauch stieg aus dem Kamin auf. Sie überquerten die Lichtung, wobei Pug sich darüber wunderte, wie relativ mild der Sturm auf diesem Fleckchen Wald war.
Als sie die Tür erreichten, trat der Mann beiseite. »Geh du nur immer hinein, Junge. Ich muß das Schwein häuten.«
Pug nickte benommen, stieß die Tür auf und trat ein.
»Mach die Tür zu. Junge! Sonst erkälte ich mich, und du bist schuld an meinem Tode!«
Pug gehorchte ganz schnell. Dann drehte er sich um, um die Szene genauer betrachten zu können. Das Häuschen bestand im Innern aus einem einzelnen, kleinen Raum. An einer Wand befand sich die Feuerstelle, mit einem großen Herd davor. Ein leuchtendes, fröhliches Feuer prasselte und sandte ein warmes Glühen aus. Neben der Feuerstelle stand ein Tisch, hinter dem eine schwere, in Gelb gekleidete Gestalt ruhte. Das graue Haar und der Bart bedeckten fast das gesamte Gesicht, mit Ausnahme der blauen, lebhaften Augen, die im Feuerschein funkelten. Eine lange Pfeife ragte aus dem Bart hervor, und enorme Wolken aus hellem Rauch stiegen aus ihr auf, Pug kannte den Mann. »Meister Kulgan…«, setzte er an, denn der Mann war der Magier und Ratgeber des Herzogs, eine vertraute Gestalt in der Umgebung der Burg.
Kulgan schenkte Pug einen Blick, ehe er mit seiner tiefen, rollenden, mächtigen Stimme sprach: »Also kennst du mich?«
»Ja, mein Herr. Aus der Burg.«
»Wie lautet dein Name, Knabe?«
»Pug, Meister Kulgan.«
»Jetzt erinnere ich mich.« Der Magier wedelte mit einer Hand. »Aber nenn mich nicht >Meister<, Pug, - obwohl ich zu Recht als ein Meister meiner Kunst bezeichnet werde.« Fröhliche Fältchen zeigten sich um seine Augen. »Ich bin zwar von höherer Geburt als du, aber nicht um vieles. Sieh, dort am Feuer hängt eine Decke, und du bist durchnäßt. Häng deine Kleider zum Trocknen auf, und dann setz dich her.« Er deutete auf eine Bank, die sich ihm gegenüber befand.
Pug tat, wie ihm geheißen worden war, behielt aber den Magier die ganze Zeit über im Auge. Er war zwar Mitglied des Herzoglichen Hofes, aber immer noch ein Magier und damit
Gegenstand seines Mißtrauens. Gewöhnlich wurde er vom einfachen Volk nicht sehr geschätzt. Es lag noch gar nicht so lange zurück, da hätte man Kulgan mit Steinen aus Crydee vertrieben Seine Stellung bei Hofe ließ ihn jetzt von den Bürgern geduldet sein, aber alte Ängste vergingen nur langsam.
Nachdem Pug seine Kleider aufgehängt hatte, setzte er sich. Er fuhr zusammen, als er ein Paar roter Augen entdeckte, die ihn unter dem Tisch hervor anstarrten. Ein schuppiger Kopf erhob sich dann über die Tischplatte und musterte den Jungen.
Kulgan lachte. »Keine Angst, Knabe. Fantus frißt dich nicht.« Er legte die Hand auf den Kopf der Kreatur, die neben ihm auf der Bank hockte, und rieb über deren Brauenknochen. Das Wesen schloß die
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