Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
dem … Unfall .«
In seiner Brust zog sich etwas zusammen. Sie war als Erwachsene blind geworden. »Wann haben Sie das Augenlicht verloren ?« , fragte er geradeheraus.
»Vor fünf Monaten .« Ihr Gesicht wurde traurig, und sie senkte den Blick. Ihre unbeschwerte, lebendige Heiterkeit war weg. Wie abgeschaltet. Kurz drehte sie den Kopf zur Seite.
ErbrauchteseineganzeSelbstbeherrschung,umsienichtanzufassenundzutrösten.»Estutmirunendlichleid « ,sagteer.»Esmussschrecklichsein,plötzlichnichtmehrsehenzukönnen .«
Allegra drehte den Kopf wieder zu ihm hin, aber sie schwieg ein paar Augenblicke lang mit tiefernstem Gesicht. »Wissen Sie, Douglas « , sagte sie dann leise, »ein Gutes hat mir die Blindheit gebracht: Sie zwingt mich, bei den Leuten auf die Stimme zu achten, wirklich hinzuhören. Ich habe gelernt zu unterscheiden, wann jemand die Wahrheit sagt und wann er höflich lügt. Ihnen tut es wirklich leid. Ich danke Ihnen sehr .«
Oh Mann. Was sollte er darauf sagen? Ein Kellner ging vorbei. »Möchten Sie … « Er räusperte sich. »Möchten Sie etwas trinken? Dürfen Sie bei einem Auftritt Champagner trinken ?«
»Sicher. Alkohol hat noch kein Mädchen vom Singen abgehalten « , antwortete sie mit verschmitztem Lächeln und kräftigem irischem Akzent.
»Connemara « , sagte Kowalski. Mit dem SAS war er fünf Jahre lang zur Stealth-Ausbildung in Nordirland gewesen. Sobald er mal einen Tag freigehabt hatte, war er nach Irland reingefahren. »Aber Sie haben nicht lange dort gelebt. Sie klingen sehr amerikanisch .«
Kowalski bedeutete dem Kellner, ihnen zwei Gläser Champagner zu bringen. Für ihn war es schon das dritte Glas, aber das war in Ordnung. Die Gläser waren sehr schlank und nur zu einem Drittel gefüllt. Und außerdem würde er nicht eher gehen, als bis »Elvis « das Gebäude verlassen hatte. Bis dahin hätte er den Alkohol sowieso abgebaut.
»Sie haben ein feines Gehör, Douglas. Und liegen goldrichtig. Als meine Mutter starb, zog mein Vater mit mir nach Portland. Da war ich zehn. Aber wenn ich meine Cousins besuche, rede ich wie sie. Sie würden glauben, ich wäre nie weg gewesen .«
»Die frühen Jahre sind anscheinend die prägenden. Geben Sie mir Ihre Hand .« Der Kellner war gekommen.
Vertrauensvoll streckte sie ihm die Hand hin, und gerade als er sie nahm, rempelte irgendein Idiot sie von hinten an. Erschrocken stolperte sie nach vorn. Kowalski griff ihr um die Taille, damit sie nicht fiel, und schoss dem ungeschickten Kerl einen finsteren Blick zu. Der riss erschrocken die Hände hoch, murmelte eine Entschuldigung und flüchtete.
»Alles in Ordnung ?« , fragte er Allegra. Er hatte ihre Hände an seine Brust gezogen und den Arm um ihre Taille gelegt, sodass sie dastanden wie in einer Umarmung.
»Ja, natürlich. Tut mir leid « , sagte sie atemlos. »Wie ungeschickt von mir .«
»Überhaupt nicht « , widersprach er grimmig. »Dieser Sch… Dieser Idiot hat Sie angerempelt .«
Sie fühlte sich so weich und warm an. So zierlich und doch so weiblich. Dieses üppige rotbraune Haar, das an seinem Ärmel haftete und ihn an der Hand kitzelte. Ein Duft stieg ihm in die Nase, ein leichtes, frisches Parfüm. Er musste an sich halten, um nicht zu schnuppern wie ein Hund.
Er hätte noch stundenlang so stehen können mit dieser Frau im Arm. Aber er biss die Zähne zusammen und rang die Versuchung nieder, vergewisserte sich, dass Allegra sicher stand, und ließ sie los. Schließlich konnte er sie nicht öffentlich befummeln. So gern er es getan hätte.
Ganz zu schweigen davon, dass er jetzt einen Steifen hatte. Ein Mordsding sogar. Und wenn sie ihm nur einen Zentimeter näher käme, würde sie das merken.
Kowalski hatte seinen Körper normalerweise völlig in der Gewalt. Das hatte er sein Leben lang trainiert. Er konnte ohne Wasser, Essen, Tageslicht, Schlaf und Sex auskommen, so lange er wollte. Er kriegte nie ungewollt einen Ständer, schon gar nicht in der Öffentlichkeit.
Trotzdem hatte er jetzt einen, mitten in einem Saal vor zweihundert Leuten. Und diese Reaktion auf die Berührung der Frau konnte er so wenig unterdrücken, wie er seinem Herzen befehlen konnte, nicht mehr zu schlagen.
Er hielt noch immer ihre Hand. Mit der anderen zog er sich das Jackett zurecht und nahm dann eine Sektflöte von dem Tablett, das der Kellner geduldig hinhielt, während er geflissentlich an Kowalski vorbeiblickte. Kowalski drückte Allegra das Glas in die Hand und schloss ihre Finger um den Stiel.
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