Midnight Angel: Dunkle Bedrohung (German Edition)
sich bei Gelegenheit einfordern ließe.
Suzanne blickte zu ihm auf. »Gefällt es dir, Douglas ?«
Kowalski hätte beinahe nicht geantwortet, weil er nicht gleich begriff, dass er der Angesprochene war. Douglas. Kein Mensch nannte ihn Douglas, außer Suzanne. Er hieß Kowalski oder Senior Chief, und das schon so lange, dass er seinen Vornamen fast vergessen hatte.
»Absolut « , log er. »Fantastische Ausstellung. Herrlicher Schmuck. Großartige Vitrinen .«
»Das freut mich. Dann sag meinem Gatten bitte, dass er den Abend auch genießen soll .«
Kowalski drehte den Kopf. »Genieß den Abend, John. Das ist ein Befehl .«
John brummte.
Suzanne strahlte Kowalski zufrieden an. Fast hätte er sich umgedreht, um zu sehen, wem das Lächeln galt. Schöne Frauen lächelten ihn nicht an. Sie schafften es kaum, ihm ins Gesicht zu blicken ohne zusammenzuzucken. Er konnte es ihnen nicht verdenken – er wusste, wie er aussah. Wie ein Schläger. Wie ein harter, gefährlicher, gemeiner Schläger. Wahrscheinlich, weil er hart, gefährlich und gemein war. Er rechnete es Suzanne hoch an, dass sie ihn anschaute, als sähe er aus wie jeder andere.
Doch das tat er nicht. Er war groß und mit groben Gesichtszügen auf die Welt gekommen, und das Leben hatte sie nicht weicher gemacht. Seine Nase hatte vier Brüche hinter sich. Zudem hatte ihn vor zehn Jahren ein feindlicher Soldat mit dem Messer angegriffen. Ehe Kowalski ihn ausschalten konnte, hatte ihm der Scheißkerl den Kiefer aufgeschlitzt. Das nächste Krankenhaus war siebenhundert Meilen weit weg, darum hatte er die Messerklinge als Spiegel benutzt und die Wunde selbst genäht. Die Navy hatte ihm später angeboten, ihm eine kosmetische Operation zu bezahlen, doch er hatte abgelehnt.
Die Narbe war ihm völlig egal. Je härter er aussah, desto besser. Und außerdem hatte er von Klingen erst einmal genug.
Sein ganzes Erwachsenenleben hatte er harte Männer darauf trainiert, dem Tod ins Auge zu blicken. Das tat man nicht lächelnd und augenzwinkernd. Er hatte sich einen harten Gesichtsausdruck angewöhnt, bis er irgendwann gar nicht mehr anders gucken konnte.
Lächeln fühlte sich so seltsam an, dass er es nie tat.
»Suzanne! Da bist du ja! Was für ein Triumph, meine Liebe !« Zwei gertenschlanke Männer im weißen Smoking kamen in einer Duftwolke angeschwebt und küssten die Luft neben Suzannes Wangen. Sie waren äußerst elegant und geschmeidig. John musterten sie anerkennend, bei Kowalskis Anblick hingegen schauderten sie und wandten sich lieber wieder Suzanne zu.
»Darling « , sagte einer und nahm ihren Arm. »Eine brillante Designlösung, die dir da eingefallen ist. Ich sage dir, Nomura ist irre eifersüchtig .« Er schürzte die Lippen. »Geschieht dem alten Miststück recht. Er wollte nur Glas und Messing. Das wäre überhaupt kein Vergleich gewesen. Wir sollten nächste Woche mit ihm zum Lunch gehen und uns an seinem Neid ergötzen. Das ist einfach zu köstlich .«
Johns brummige Miene verfinsterte sich, obwohl ihm diese beiden Männer nicht gefährlich werden konnten. Die hatten noch keine Frau bestiegen und würden es auch nie tun, das war sonnenklar. John guckt wahrscheinlich nur so finster, weil er Suzanne mal nicht in Reichweite hat, dachte Kowalski.
»Meine liebe Suzanne « , sagte der andere. »Gerade habe ich Marvin Lipinsky hereinschlendern sehen. Du musst sofort mitkommen und ihn kennenlernen. Weißt du, dass er nächstes Jahr seine präkolumbische Sammlung ausstellen will? Ich wette, du würdest fantastische Vitrinen dafür entwerfen. Komm, Darling, gehen wir zu ihm .«
John streckte die Hand aus. »Nein, ich will nicht … «
Suzanne fasste ihn am Arm, stellte sich auf die Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Bin gleich wieder da« , sagte sie und schoss ihm einen eindringlichen Blick zu, der hieß: Du bleibst hier und benimmst dich.
Ihr Blick für Kowalski war genauso deutlich: Und du sorgst dafür, dass er dableibt und mich nicht in Verlegenheit bringt.
Nach einem schmunzelnden Blick auf ihren Gatten ließ sie sich wegführen.
John sah ihr grimmig hinterher.
Ein Kellner im Frack näherte sich mit einem Silbertablett voll Champagnerflöten. John nahm sich eine und kippte den Inhalt in einem Schluck hinunter.
Der Kellner zögerte einen Moment, bevor er Kowalski das Tablett hinhielt. Kowalski biss die Zähne zusammen. Klar, er sah aus wie ein Schwerarbeiter, der sich auf der Baustelle oder im Containerhafen wohler fühlt als
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