Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
hatte, hatte ihm sein gutes Aussehen
für immer genommen, und die Enthüllung, dass es seine eigene Stammesgefährtin
Eva gewesen war, die ihn verraten und in den tödlichen Hinterhalt gelockt
hatte, hatte ihm den Rest gegeben.
„Madre de Dios“ ,
flüsterte Rio heiser. „Keiner sollte in meiner Nähe sein. Ich verliere meinen
verdammten Verstand! Was, wenn ich … Cristo , was, wenn ich ihr etwas
antue? Tegan, was, wenn ich ihr wehtue?“
Tegans Sinne wurden auf der
Stelle in Alarmbereitschaft versetzt. Der Krieger redete nicht von Eva. Sie
hatte sich selbst gerichtet, an dem Tag, als ihr Verrat entdeckt worden war.
Die einzige andere Frau, mit der Rio jetzt regelmäßigen Kontakt hatte, war
Tess, Dantes Gefährtin. Seit ihrer Ankunft im Hauptquartier vor einigen Monaten
hatte Tess mit Rio gearbeitet. Sie setzte ihre Gabe der heilenden Berührung
ein, um seinen zerschmetterten Körper zu heilen, so gut sie konnte, und
versuchte, ihm zu helfen, sich von den körperlichen und seelischen Blessuren zu
erholen, die er bei seinem Unfall davongetragen hatte.
Ach, Scheiße.
Wenn der Krieger sie verletzt
hatte, zufällig oder absichtlich, würde es ernsthaften Ärger geben. Dante
liebte seine Frau mit einer Intensität, die alle anderen im Hauptquartier
überraschte.
Früher der rücksichtslose
Tunichtgut, war Dante von Tess komplett um den Finger gewickelt worden, und was
die anderen darüber dachten, war ihm egal. Wenn seiner Gefährtin etwas zustieß,
würde Dante Rio mit bloßen Händen töten.
Tegan zischte einen Fluch. „Was
hast du getan, Rio? Wo ist Tess jetzt?“
Rio schüttelte unglücklich den
Kopf und machte eine vage Geste in Richtung des hinteren Flügels des
weitläufigen Herrenhauses. Tegan war schon dabei, in die angegebene Richtung
loszustürmen, als im selben Moment eilige Schritte im langen Korridor ertönten,
der vom Hauptflügel des Gebäudes zum hauseigenen, unterirdischen Schwimmbecken
führte. Leichte Schritte von nackten Füßen näherten sich, gefolgt von einer
besorgten Frauenstimme.
„Rio? Bio, wo bist …“
Quietschend kam Tess um die Ecke
geschliddert. Sie trug schwarze Trainingshosen über einem nassen, babyblauen
Badeanzug und sah wie eine typische Physiotherapeutin bei der Arbeit aus. Aber
jeder Mann, der auch nur halbwegs Augen im Kopf hatte, musste verrückt sein, um
nicht zu bemerken, wie atemberaubend sie all das Nylon und Lycra ausfüllte. Ihr
langes, honigbraunes Haar wurde in einem Pferdeschwanz zusammengehalten, an den
Haarspitzen feucht und lockig vom Wasser des Pools. Nackte Füße mit
pfirsichfarben lackierten Zehennägeln blieben abrupt am Rand des Trümmerfeldes
aus Porzellanscherben stehen.
„Oh, mein Gott. Rio … bist du in
Ordnung?“
„Er ist okay“, sagte Tegan zu
ihr. „Und du?“
Tess hob unwillkürlich die Hand
an den Hals, aber sie nickte. „Mir geht’s gut. Rio, bitte sieh mich an. Es ist
okay. Wie du sehen kannst, fehlt mir absolut nichts.“
Aber irgendetwas war vor wenigen
Minuten vorgefallen, das war offensichtlich. „Was ist passiert?“
„Wir hatten bei unserer heutigen
Sitzung ein paar Rückschläge, aber nichts Ernstes.“
„Sag ihm, was ich mit dir
gemacht habe“, murmelte Rio.
„Sag ihm, wie ich im Becken
weggetreten und erst wieder zu mir gekommen bin, als ich dir die Hände um den
Hals gelegt und dich gewürgt habe.“
„Heilige Muttergottes“, knurrte
Tegan, und nun, als Tess die Finger vom Hals nahm, konnte er dort verblassende
Würgemale sehen. „Und du bist okay, bist du sicher?“
Sie nickte. „Er hat es nicht so
gemeint und sofort losgelassen, als er erkannte, was er da gerade tat. Mir
geht’s gut, wirklich.
Und ihm wird es auch wieder
besser gehen. Das weißt du doch, Rio, nicht wahr?“
Vorsichtig, um nicht auf
Scherben zu treten, kam Tess auf sie zu, doch sie hielt dabei eine gesunde
Distanz zu Tegan, als wäre er eine größere Bedrohung ihrer Sicherheit als das
verwilderte Wrack, das Rio war.
Tegan nahm es ihr nicht übel.
Seine bevorzugte Lebensweise war die des Einzelgängers, und er arbeitete hart
daran, dass es auch so blieb. Er sah zu, wie sich Tess langsam auf Rio
zubewegte, der immer noch in seiner steifen Haltung an die Kredenz gekrallt
dastand.
Sanft legte sie dem Krieger die
Hand auf die vernarbte Schulter. „Ich bin mir sicher, morgen wird es besser
gehen. Jeder Tag bringt uns kleine Fortschritte.“
„Es wird nicht besser“, murmelte
Rio. Es hätte nach Selbstmitleid klingen können,
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