Midnight Breed 03 - Geschöpf der Finsternis-neu-ok-13.11.11
paar Häuserblocks hinter dem Bahnhof, aber
jetzt kam ihr die Entfernung endlos vor. Sie war erschöpft von den Torturen,
die sie an diesem Tag durchgemacht hatte, und zitterte von der Gewalt, die sie
gerade in der Gasse miterlebt hatte.
Sie machte sich auch Sorgen um
Tegan, obwohl sie sicher war, dass er ihre Besorgnis nicht nötig hatte. Er war
ein Ordenskrieger. Wenn man seinem Ruf Glauben schenken konnte, wahrscheinlich
der tödlichste von allen. Eine Killermaschine, wie alle sagten, die seinen
Namen kannten. Nachdem sie ihn eben in Aktion gesehen hatte, zweifelte Elise
keine Sekunde daran.
Nun, da man sie allein in der
Stadt entdeckt hatte, konnte sie nur hoffen, dass der Krieger kein Interesse an
dem zeigte, was sie tat. Sie konnte nicht erlauben, dass man sie zurück in den
Dunklen Hafen brachte, nicht einmal einem so furchterregenden Mann wie Tegan.
Elise rannte den letzten Block
zu ihrer Wohnung entlang und die Betontreppe hinauf. Der Haupteingang war
normalerweise abgeschlossen, aber vor fünf Wochen hatte jemand das Schloss
aufgebrochen, und der Hauswart hatte es noch nicht geschafft, es zu reparieren.
Elise drückte die Tür auf, rannte den Korridor entlang zu ihrer Wohnung. Sie
schloss den extrastarken Riegel auf, der auf ganzer Breite an die Tür
angeschraubt war, schlüpfte hinein und machte sofort alle Lichter an.
Als Nächstes waren Stereoanlage
und Fernseher an der Reihe.
Beide waren nicht auf einen
speziellen Sender eingestellt, liefen aber mit voller Lautstärke. Elise zog die
Kopfhörer ihres MP3-Players ab und legte das Gerät auf die angeschlagene gelbe
Küchenablage, zusammen mit dem Handy des toten Lakaien. Ihren ruinierten Anorak
warf sie neben ihrem Crosstrainer auf den Boden. Als das Licht der nackten
Glühbirne, die von der Decke des Wohnschlafzimmers baumelte, die dunkelroten
Blutflecken des Lakaien beleuchtete, drehte sich ihr fast der Magen um. Sie
hatte es auch an den Händen, ihre Finger waren klebrig von Blut.
Immer noch dröhnte ihr Kopf von
der bösen Migräne, die sich stets einstellte, wenn sie ihre Gabe über längere
Zeit benutzte. Die Kopfschmerzen waren aber noch nicht so schlimm, wie sie
schon bald sein würden. Sie hatte noch Zeit, um sich zu säubern und zu
versuchen, ins Bett zu kommen, bevor der schlimmste Anfall über sie
hereinbrechen würde.
Elise schleppte sich ins
Badezimmer und drehte die Dusche an. Mit zitternden Fingern schnallte sie die
Lederscheide von ihrem Oberschenkel und legte sie aufs Waschbecken. Die Scheide
war leer. Sie hatte die Titanklinge im Schnee verloren, als der Rogue sie ihr
aus der Hand getreten hatte. Aber sie hatte andere.
Ein Großteil des Geldes, mit dem
sie ihren Dunklen Hafen verlassen hatte, war in Waffen und Trainingsausrüstung
geflossen - Dinge, von denen sie nie etwas hatte wissen wollen, die sie jetzt
aber als Notwendigkeit betrachtete.
Oh Gott, wie drastisch sich ihr
Leben in den letzten vier Monaten verändert hatte.
Nie wieder würde sie in ihr
altes Leben, ihr altes Ich zurückkehren können. Tief in ihrem Herzen wusste
sie, dass es kein Zurück mehr gab. Die Person, die sie gewesen war, solange sie
im Schutz des Stammes gelebt hatte, war verschwunden - tot, so wie ihr
geliebter Gefährte und ihr Sohn. Der Schmerz über diese beiden Verluste war zu
einem Hochofen geworden, der ihr altes Leben verschlungen und verbrannt hatte
wie Zunder. Jetzt war sie der Phönix, der sich aus der Asche erhoben hatte.
Elise sah zum beschlagenen
Spiegel auf, in ihren eigenen, gehetzten Blick. Wangen und Kinn waren
blutverschmiert, an ihrer Stirn klebte eine Matschkruste - sie sah aus, als
trüge sie Kriegsbemalung. In den erschöpften Augen, die sie aus dem Spiegel
anstarrten, lag ein wildes Glitzern.
Gott, wie müde sie war. So müde.
Aber solange sie noch konnte, würde sie weiterkämpfen. Solange ihr Herz immer
noch nach Rache schrie, würde sie ihre Gabe einsetzen, die so lange ihre größte
Schwäche gewesen war. Sie würde alle Schwierigkeiten ertragen, jedes Risiko eingehen.
Selbst ihre unsterbliche Seele würde sie verkaufen, wenn es sein musste. Was
auch immer nötig war, um Gerechtigkeit zu erfahren.
3
Tegan wischte seine
blutverschmierte Klinge an der Jacke des toten Rogue ab und beobachtete müßig,
wie sich die letzte Leiche in der Gasse in kürzester Zeit auflöste. Diese
postmortale Aufräumarbeit hatte Tegan seinen Titanwaffen zu verdanken.
Das Metall wirkte sich auf die
verseuchte Zellstruktur von
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