Midnight Breed - Alles über die Welt von Lara Adrians Stammesvampiren
Suche nach einem Weg aus dem Haus übersehen hatte.
Da war eine Falltür im Boden.
Kaum sichtbar, aus Dielenbrettern gefertigt und völlig eben mit dem Rest des Fußbodens.
Mit einer Mischung aus Neugier und einer unguten Vorahnung kroch Savannah darauf zu und tastete nach ihren Kanten. Sie zwängte ihre Finger zwischen zwei Dielen und merkte, dass die verborgene quadratische Falltür nicht abgeschlossen war. Sie hob sie an und wich zurück, als ein kühler, feuchter Luftzug aus der dunklen Öffnung wehte.
Savannah spähte hinunter, versuchte zu sehen, ob der Weg durch die Dunkelheit irgendwo aus dem Haus hinaus oder nur zu einem alten Keller hinunter führte. Ein Prickeln in ihrem Nacken sagte ihr, dass beides nicht der Fall war, aber jetzt, wo sie die Falltür geöffnet hatte, konnte sie sie nicht einfach wieder schließen, ohne die Antwort zu kennen.
Eine roh gezimmerte Leiter war an die aus der Erde herausgehauene Kellerwand gebaut. Sie schlüpfte in das Loch hinab und kletterte vorsichtig etwa sechs Meter nach unten.
Es war eine tiefe, dunkle Grube, nur beleuchtet vom schwachen Lichtschein, der von oben aus der Küche drang.
Hatte sie gestern Abend beim Ankommen nicht gedacht, dass das Haus sich wie eine Gruft anfühlte? Diese handgegrabene Kammer in der kalten, dunklen Erde brachte das Gefühl zehnfach zurück.
Wer hatte das gebaut?
Zu welchem Zweck?
Savannah spähte in dem tristen Raum herum. Nichts außer feuchten Wänden und Boden, ein Ort des Kummers und der Isolation. Ein Ort, um zu vergessen.
Nein, dachte sie und erkannte mit einem Mal den Zweck des geheimen Raumes – in seine hintere Wand war eine Nische eingehauen, in der passgenau eine roh gezimmerte Holzkiste stand.
Dieses Loch in der Erde war ein Ort der Erinnerung.
Der Sühne.
Langsam ging sie näher auf die Nische und die alte Kiste zu, die sie enthielt. Auch ohne sie zu berühren, konnte sie die Seelenqual spüren, die den Reliquienschrein wie eine Aura umgab.
Woher war die Kiste gekommen? Warum war sie hier? Wer hatte sie hier so wohlüberlegt abgestellt?
Sie musste es wissen.
Savannah fuhr mit der Hand leicht über den Deckel der uralten Kiste.
Eine Kummerwelle überrollte sie, drang ihr bis ins Mark.
In der Kiste lagen die Überreste einer jungen Frau aus lang vergangenen Zeiten. Asche und Knochen, von Tränen gesalbt. Den Tränen eines Mannes.
Nein, keines Mannes.
Eines Stammesvampirs, den sie nicht kannte, der seine tote Gefährtin betrauerte. Sich die Schuld an ihrem Tod gab.
Savannah sah ihn in einem Aufblitzen ihrer übersinnlichen Gabe: einen riesigen Krieger mit zottigem lohfarbenen Haar und durchdringenden smaragdgrünen Augen. Augen, in denen heiße Wut, Kummer und Selbsthass brannten.
Sein Schmerz war zu viel, zu groß für sie.
Zu herzzerreißend, um noch mehr davon aushalten zu können.
Hastig zog sie die Hand weg und wich zurück, entfernte sich so weit wie möglich von der schrecklichen Vergangenheit, die in dieser Kiste lag.
Jetzt hatte sie genug von den verborgenen Räumen und Geheimnissen dieses Hauses. Erschüttert stieg sie die Leiter wieder hinauf, um auf Gideons Rückkehr zu warten.
Nachdem er bei Anbruch der Dunkelheit im Verwaltungsgebäude der Fakultät eingebrochen war und sich dort die nötigen Informationen besorgt hatte, ging Gideon weiter in das Arbeiterviertel Southie, zum Haus eines gewissen Professor William Charles Keaton.
Man sah dem heruntergekommenen Holzhaus im Neuenglandstil der Jahrhundertwende nicht direkt an, dass dort ein lebensfroher Junggeselle wohnte, aber ein protziger weißer Firebird stand auf der Seiteneinfahrt und verriet den Schürzenjäger.
Oder vielmehr den ehemaligen Schürzenjäger.
Nachdem ihm Savannah am Nachmittag seinen Verdacht bestätigt hatte – dass Keaton von dem Stammesvampir, der ihn angegriffen hatte, tatsächlich gebissen worden war –, war Gideon ziemlich sicher, dass Keaton sich jetzt nur noch für die Befehle seines Meisters interessierte.
Gideon musste wissen, wem Keaton jetzt diente.
Er musste wissen, wem so viel an Hugh Faulkners Schwert gelegen war, dass er dafür über Leichen ging, und auch, warum.
Er machte sich keine großen Hoffnungen, dass Keaton ihm diese Antworten so einfach geben würde, wenn überhaupt. Lakaien zu verhören war immer eine undankbare Aufgabe. Die ganze Loyalität eines Geistsklaven gehörte seinem Meister.
Trotzdem musste Gideon es versuchen.
Schon um Savannahs Sicherheit willen.
Er hatte vorhin nur ungern
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