Midnight Breed - Alles über die Welt von Lara Adrians Stammesvampiren
ihr zu flirten. Plutarch zu zitieren und sich unter den Abbey-Gemälden in ihr Höschen hineinzuschäkern.
Und er hatte so getan, als wüsste er nichts davon, dass ihre Mitbewohnerin am Vorabend von einem gottverdammten Vampir ermordet worden war – einem Angehörigen seiner eigenen Spezies.
Savannah fühlte sich seltsam bloßgestellt. Wie eine Idiotin, die die Pointe erst zwei Minuten zu spät kapierte.
»Willst du damit sagen, dass er mich in der Bibliothek gezielt aufgesucht hat?«
Der Krieger stieß einen leisen Fluch aus, antwortete aber nicht auf ihre Frage. Das war auch nicht nötig. Sie kannte die Wahrheit jetzt. Endlich, dachte sie.
Gideon hatte ihr Interview im Fernsehen gesehen und sie aufgespürt, um Informationen zu bekommen über jemanden, den zu finden er entschlossen war. Jemanden, den er für seinen Feind hielt, der wahrscheinlich mit der Ermordung seiner Brüder zu tun hatte.
Er hatte sie benutzt.
Darum
hatte er gewusst, wo sie wohnte,
darum
war er immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort, was sie betraf.
Er hatte sie verfolgt, wie er jede andere Beute jagen würde … oder eine Schachfigur.
Gott, war etwa alles zwischen ihnen nur Teil irgendeines Planes, seiner privaten Vendetta?
Savannah wich einen Schritt zurück, sie fühlte sich, als hätte man sie geschlagen.
Er hatte sie auch heute benutzt – sie aufgefordert, Rachels Armreif zu berühren, damit er mehr über Keaton und den Vampir erfahren konnte, der ihn angegriffen hatte.
Jetzt lag Gideon schwer verletzt und schwach zu ihren Füßen, bewusstlos und blutend. Vielleicht lag er sogar im Sterben. Und nur wegen seiner verdammten Suche.
Und sie stand über ihn gebeugt wie eine Idiotin, fühlte sich hilflos, hatte Angst um ihn … entsetzt darüber, dass sie sich in ihn verliebt hatte, wo sie doch für ihn nur Mittel zum Zweck gewesen war.
Es war einfacher, zu akzeptieren, dass er ein Stammesvampir war, als die Erkenntnis zu ertragen, dass sie diese ganze Zeit nur benutzt worden war. Der Schmerz fuhr mitten in ihre Seele wie kalter Stahl.
Ein anderer Mann hatte sie benutzt, um etwas zu bekommen, was ihm wichtiger war als sie, aber Danny Meeks hatte sich nur ihre Unschuld genommen; Gideon hatte sich ihr Herz geholt.
Savannah ging einen Schritt zurück. Dann noch einen, sah zu, wie Gideons Kamerad vom Orden die Aderpresse um seinen zerfetzten Schenkel fester zurrte und sich daran machte, ihn zurückzutragen, wohin er gehörte.
Sie spürte kühle Luft an ihrem Rücken, als sie langsam Schritt für Schritt aus der offenen Tür in die Nacht hinausging.
Und als sie sich umdrehte und losrannte, strömten ihr die ersten heißen Tränen über die Wangen.
15
»Savannah.«
Gideon erwachte mit einem Schrei, all seine Besorgnis, jede Zelle seines Körpers auf einen einzigen Gedanken konzentriert …
sie
.
Er setzte sich auf und spürte einen scharfen Schmerz, der aus seinem ganzen Körper kam, aber am schlimmsten schmerzte der tiefe Schnitt in seinem Oberschenkel. Er lag in einem Bett. In der Krankenstation des Ordens. Er atmete ein und roch nichts von der Asche, Schweiß und Blut, die nach der Explosion im Haus des Lakaien seinen ganzen Körper bedeckt hatten. Jemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu waschen, nachdem er ihn verarztet hatte.
»Wie spät ist es?«, murmelte er laut. Wie lange war er bewusstlos gewesen? »Ach, Scheiße. Welchen Tag haben wir?«
»Alles in Ordnung, Gideon. Entspann dich.« Eine sanfte Frauenhand legte sich auf seine nackte Schulter. »Du bist jetzt außer Lebensgefahr. Tegan hat dich gestern Nacht ins Hauptquartier zurückgebracht.«
Gestern Nacht.
»Danika«, keuchte er, öffnete mühsam die Augen und sah zu Conlans Stammesgefährtin auf, die neben ihm stand, eine Rolle weißen Gazeverband in der Hand. »Wo ist sie? Wo ist Savannah?«
Die große Blondine schüttelte mitfühlend den Kopf. »Tut mir leid, das weiß ich nicht.«
Verdammt.
Gideon warf die Bettdecke ab und schwang die Beine aus dem Bett, ignorierte den heißen Schmerz, der wie ein Speer in seine Wunde schoss. »Ich muss sie sehen. Ich muss sie finden. Keatons Meister ist immer noch irgendwo da draußen. Sie ist nicht sicher –«
»Sie ist weg, Alter.« Tegan stand in der Tür des Krankenzimmers, seine Miene war grimmig. Er nickte Danika flüchtig zu, die jetzt leise aus dem Raum schlüpfte und die beiden Krieger alleine ließ. »Meine Schuld, Gideon. Ich wusste nicht –«
»Was ist passiert?« Ein Adrenalinstoß schoss durch
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