Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)
die Hand auf die Sprechmuschel.
»Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe, Honey. Schlaf weiter.«
»Gibt es ein Problem?«, fragte sie gähnend.
»Nein«, log er. Es gab allerdings ein Problem, und das betraf ihre Freundin, aber er würde sie nicht damit belasten, bevor er nicht genau wusste, was los war. Sie würde sich nur unnütz aufregen. »Schlaf weiter, Honey. Ich muss weg. Zu einem Tatort. Weiß nicht, wann ich wiederkomme. Du hast die Schlüssel für den Fall, dass ich bis zum Morgen noch nicht zurück sein sollte. Schließ hinter dir ab.«
Claire blinzelte wie eine Eule. »Mach ich«, murmelte sie, legte sich hin und schlief sofort wieder ein.
Bud nahm seine Klamotten und ging ins Wohnzimmer. »Bin gleich da«, sagte Bud leise in die Sprechmuschel. »Ich mache Meldung und fahre direkt zu Suzannes Haus. Die anderen werden in einer Viertelstunde da sein.«
»Die Tür steht offen«, meinte John. »Der Kerl hat die Alarmanlage zerstört. Und ihr könnt mit Sirene kommen, er kann nicht mehr weglaufen. Warte mal eine Sekunde, Bud.«
In der Leitung war es still. Bud nutzte die Zeit, um sich fertig anzuziehen.
John kam an den Apparat zurück. »Ich denke, wir haben einen Profi erwischt, Bud.«
»Ja? Wieso?« Er klemmte sich das Telefon zwischen Ohr und Schulter und legte sein Schulterholster an.
»Er hat einen
Colt Woodsman
mit rausgefeilter Seriennummer und Schalldämpfer. Den nimmt man nicht mit, wenn man das Silber klauen will. Und er trägt eine schusssichere Weste. Ist bei Einbrechern auch nicht üblich. Beeil dich, Bud.«
Ein
Colt Woodsman
, eine von Killern bevorzugte Waffe, mit einem Schalldämpfer. Eine schusssichere Weste. In Suzannes Haus. Das war nicht gut.
»Bin schon unterwegs, Kumpel«, sagte Bud und verließ die Wohnung.
23. Dezember
Polizeizentrale Portland
Später Vormittag
Neun Stunden später war Bud auf dem Revier, trank den Ölschlick, der als Kaffee bezeichnet wurde, und blickte frustriert auf den Bildschirm seines Computers. Er hatte sich ins NCIC eingeloggt und suchte nach den Fingerabdrücken der beiden Killer, die jemand auf Suzanne Barron angesetzt hatte.
Das Programm bearbeitete über eine Million Abfragen im Jahr. Es arbeitete schnell, aber Bud hatte trotzdem keine Geduld damit. Er wollte das Ergebnis sofort haben. Suzannes Leben stand auf dem Spiel.
Ein Killer war im Haus gewesen, und dann war ein zweiter aufgetaucht. Nachdem die Spurensicherung ihre Arbeit erledigt hatte, waren sie allesamt aus dem Haus gegangen, um zum Revier zu fahren. In dem Moment schlug der zweite Killer zu, ein Schütze, der im zweiten Stock einer Absteige gewartet hatte. Er verfehlte Suzanne knapp. Wäre John nicht gewesen, hätte Bud sie ins Leichenschauhaus schaffen müssen.
John erledigte auch den zweiten Killer mit zwei Schüssen in den Kopf, dann rannte er mit Suzanne um die Straßenecke und verschwand mit ihr. Das hatte die ohnehin schon üble Situation noch verschärft.
Bud hatte keinen blassen Schimmer, wo John und Suzanne jetzt waren. Der Polizist in ihm war darüber stocksauer. Suzanne war ins Visier eines Verbrechers geraten, weil sie etwas gesagt oder getan oder gesehen hatte. Sie musste dringend dazu befragt werden.
Der Mann in ihm hatte vollstes Verständnis. Er hatte den beiden angesehen, dass sie sich ineinander verliebt hatten. John schützte, was ihm gehörte. Jemand wollte Suzanne umbringen, und John hatte sie weggebracht in dem Vertrauen, dass Bud den Fall derweil löste. Wenn John das Versteck ausgesucht hatte, würde sie keiner finden.
Der Ball lag nun in Buds Spielfeld, und er dachte fieberhaft nach. Die ganze Sache stank nach Mafia. Der zweite Schütze war da gewesen, um den ersten Killer auszuschalten und alle Verbindungen zum Auftraggeber zu kappen.
Die Killer waren jetzt tot. John hatte sie in Notwehr erschossen und würde sich deswegen bestimmt keine grauen Haare wachsen lassen. Bud musste jetzt herausfinden, wer die beiden gewesen waren, und danach, warum jemand sie geschickt hatte.
Der Computer meldete sich mit einem Piepsen.
Die Ergebnisse kamen herein. Bud schaute auf den Bildschirm. Das Gesicht, das da erschien, kannte er. Es gehörte dem Killer, der ins Haus eingebrochen war. Leiche Nummer eins.
Bud war John plötzlich sehr dankbar, dass er die Voraussicht besessen und dem Kerl die Kehle durchgeschnitten hatte, anstatt ihm ins Gesicht zu schießen. Dadurch wusste Bud jetzt, wer der Killer war. Auf den Polizeifotos war er ein paar Jahre jünger und
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