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Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition)

Titel: Midnight Fever: Verhängnisvolle Nähe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Marie Rice
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zwischen den beiden Sehnen. Bei jeder anderen Stelle, selbst wenn eine Arterie getroffen wurde, blieb dem Verletzten noch genug Zeit, um selbst einen Schuss abzufeuern, bevor er starb.
    Die Kugel, die an der Nasenwurzel eintrat, würde das Stirnhirn zerstören, und die Kugel, die im Nacken eintrat, würde die Wirbelsäule durchtrennen. In beiden Fällen brach der Getroffene sofort tot zusammen.
    John hatte im Bruchteil einer Sekunde entschieden, dem Killer die Chance auf einen zweiten Schuss zu nehmen. Damit hatte er vollkommen richtig gehandelt. Bud konnte solche Scharfschützenfähigkeiten nur bewundern.
    Er selbst hätte früher vielleicht auch so einen Treffer gelandet, aber obwohl er jetzt in der Polizeitruppe bei Weitem der beste Schütze war, wusste er nicht, ob ihm im Dunkeln und auf die Entfernung noch so ein Todesschuss gelungen wäre.
    Scharfschützenfähigkeiten verlor man schnell. Er hatte seine gepflegt, aber sein Dienst als Polizeibeamter hatte ihm so wenig Zeit gelassen, dass sie doch ein wenig eingerostet waren. Bei John war es offenbar anders. Gut. Er hatte Suzanne Barron damit zweimal das Leben gerettet.
    Bud konnte nicht hundertprozentig sicher sein, dass er den zweiten Killer identifiziert hatte, aber doch zu neunundneunzig Prozent. Der Tote auf dem Seziertisch hatte dunkelblonde Haare, einen goldüberkronten linken Schneidezahn und eine Operationsnarbe über dem Schlüsselbein gehabt, vermutlich von einer Schilddrüsenentfernung.
    Bud las die personenbezogenen Daten auf dem Bildschirm.
    Ryan McMillan, 47 Jahre alt, 1,80 groß, 85 Kilo schwer, dunkelblonde Haare, umfangreiche Zahnbehandlung, Schilddrüsenoperation im Gefängnis 1995. Bud las weiter und bekam eine Gänsehaut.
    Ryan McMillan war der beste im kleinen Kreis der erstklassigen Killer, die man auf dem amerikanischen Festland engagieren konnte. Ihm wurden die Morde an Carmine »Fish« Lo Pesce und dem Gewerkschaftsboss Vic Torrance sowie – Bud erstarrte – der Anschlag auf Senator Julius Lesley angelastet, das berühmteste ungelöste Verbrechen seit dem Verschwinden von Jimmy Hoffa.
    McMillan verlangte pro Auftrag fünfhunderttausend Dollar.
    Wer immer Suzanne tot sehen wollte, war bereit, mindestens fünfhunderttausend zu zahlen plus Spesen. Über eine halbe Million Dollar für den Tod einer Innenarchitektin. Ihm schwirrte der Kopf beim Nachdenken darüber, was das bedeuten konnte, als er Sisman in trockenem Ton sagen hörte: »Sie sind dran.«
    Bud drehte den Kopf und sah dem Special Agent in die misstrauischen, alt wirkenden Augen. Während der nächsten zwanzig Minuten gab er dem Schwachkopf einen vollständigen Bericht über die Ereignisse der vergangenen Nacht einschließlich seines Besuchs im Leichenschauhaus.
    Eine volle Minute lang herrschte Schweigen.
    Dann bestätigte Special Agent Sisman das Offensichtliche. »Da haben wir ein ernstes Problem.«
    23. Dezember
    Polizeizentrale Portland
    18.00 Uhr
    Das Taxi setzte Claire vor dem Justice Center ab, einem sechzehnstöckigen Hochhaus aus Beton und Stahl. Vor einiger Zeit hatte im
Oregonian
gestanden, dass seit 9/11 im Umkreis von ein paar Blocks das Parken verboten war. So, wie sie gekleidet war, konnte sie unmöglich so weit zu Fuß gehen. Darum hatte sie sich fürs Taxi entschieden.
    Im Büro hatte sie gesagt, sie müsse früh Feierabend machen. Für den Job der Sekretärin war sie völlig überqualifiziert und hatte schon viele Überstunden gemacht. Man hatte ihr sofort erlaubt zu gehen.
    Claire raffte die weichen Falten ihres dicken Wintermantels zusammen. Sie fror, und zugleich war ihr heiß. Sie fürchtete sich vor dem, was sie vorhatte.
    Mit gesenktem Kopf betrat sie die Eingangshalle und fuhr zum dreizehnten Stock hinauf. Dort lag das Morddezernat. Darüber hatte sie sich vorher informiert.
    Sie hatte weiche Knie und starkes Herzklopfen, während sie der Aufzug langsam nach oben brachte.
    Sie hatte Angst.
    Wenn sie es nicht täte, hätte sie noch mehr Angst.
    Fang so an, wie du weitermachen willst.
    Das war ein Satz ihrer Mutter, an den sich Claire noch erinnerte, und er leuchtete ein. Sie und Bud hatten eine Liebesaffäre angefangen, sich nach lächerlich kurzer Zeit verlobt, und Bud hatte deutlich bekundet, dass er sie so bald wie möglich heiraten wollte. Die Ehe war für Claire eine lebenslange Verbindung.
    Ihr Zusammensein, wie es jetzt war, könnte sie nicht ein Leben lang ertragen. Bud ging in ihrer Gegenwart nur auf Zehenspitzen, scheute sich, sie zu küssen,

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