Midnight Man (02) – Gefährliche Mission
Hand hatten, hätte vor Gericht nicht ausgereicht. Ein eingeschleuster Agent wurde aufgehängt an einem Fleischerhaken gefunden. Carson ist absolut skrupellos. Pack deine Sachen.«
Widerspruchslos machte Suzanne sich ans Packen. Braves Mädchen, dachte er.
»Willst du Bud sagen, dass wir kommen?«, fragte sie.
Er starrte sie nur an. Hatte sie nicht verstanden, was er gerade erzählt hatte? »Nein, natürlich nicht. Wir fahren nicht zu Bud. Wir werden einfach verschwinden. Die Sache ist schlimmer als ich dachte. Wir müssen untertauchen und ganz woanders, weit weg von hier, als jemand anders wieder auftauchen. Ich habe für mich falsche Ausweise und weiß, wo ich auch für dich welche bekomme. Ich dachte, wir ziehen auf die Keys, falls du Strand magst. Oder nach Kanada, falls du auf Kälte stehst. Kannst du dich ein bisschen beeilen, Honey? Ich will so schnell wie möglich abfahren. Wir fahren nach Boise und nehmen von dort einen Flug.«
Suzanne hielt mit einem Hemd in der Hand inne und starrte ihn an. »Ich verstehe nicht. Warum sollte ich auf die Keys ziehen? Oder nach Kanada? Oder nach Boise fahren? Ich muss zu Bud. Oder … oder zum FBI. Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe, John? Ich kann einen Mord bezeugen. Oder jedenfalls kann ich beschwören, dass Carson zur Tatzeit bei Marissa im Haus gewesen ist. Da er diesbezüglich lügt, muss er der Täter sein.«
Jetzt wurde er wütend. Gut. Wut hielt die Angst fern. Wut lenkte davon ab, dass Carson weitere Killer auf Suzanne angesetzt haben dürfte.
John ging zu ihr, riss ihr das Hemd aus der Hand und blickte sie zornig an. Er stellte sich dicht vor sie, sodass sie gezwungen war, den Kopf in den Nacken zu legen. Er wusste, wie einschüchternd er wirken konnte, und setzte das jetzt erbarmungslos ein.
Sie schaute zu ihm auf, und er machte deutlich, dass er hundert Pfund schwerer war als sie und einen Kopf größer.
»Hör mir jetzt gut zu, Suzanne, denn ich sage es nur einmal. Wir haben nicht viel Zeit, und jede Minute, die ich mit Erklärungen verbringe, ist eine verlorene Minute. Du wirst nicht gegen Carson aussagen. Der Mann ist ein Mörder und war es schon lange, bevor er seine Frau kaltgemacht hat. Wenn du gegen ihn aussagst, ist dein Leben vorbei. Er wird dich noch vor der Gerichtsverhandlung umlegen. Falls ihm das nicht gelingt, weil das FBI dich vielleicht – nur vielleicht – in einem sicheren Haus unterbringt und rund um die Uhr bewacht, dann kannst du darauf wetten, dass er alle Register zieht, um an dich heranzukommen, bevor du vor Gericht gegen ihn aussagst. Jeder Killer im Land wird ein Foto von dir und einen Vertrag in der Tasche haben. Das FBI wird dich bis zur Verhandlung schützen, und vielleicht überlebst du bis dahin. Vielleicht. Aber hinterher kommst du ins Zeugenschutzprogramm und landest als Kellnerin in einem Nest in Nebraska. Da kannst du dann den Rest deines Lebens zubringen. Und Carson sitzt im Knast und hat viel Zeit, sich zu überlegen, wie er an dich herankommt. Er hat mehr Geld als ein Drittweltland und eine Armee von Handlangern, und er wird nicht aufgeben. Es ist nur eine Frage der Zeit. Du kannst also wählen: Willst du vom Marshals Service in ein Prärienest verpflanzt werden, um in einer Anstellung ohne Aufstiegsmöglichkeiten ganz allein ein kurzes Leben zu fristen und ständig über die Schulter zu gucken? Ach, und in diesem Zeugenschutzprogramm wirst du auch weder deine Eltern noch mich noch deine Freunde oder Portland je wiedersehen.«
Er war laut geworden. Jetzt holte er tief Luft und senkte die Stimme. »Oder möchtest du mit mir kommen? Ich weiß, wie wir untertauchen können. Ich kann uns in einem anderen Teil des Landes oder sogar im Ausland ein neues Leben aufbauen, mit einer ganz anderen Identität, und ich kann das besser und schneller als die Leute vom Zeugenschutz. Wir können ein ruhiges und sogar gutes Leben führen. Wenn wir uns aus allem raushalten und unsere Tarngeschichte gut unterlegt haben, kannst du in fünf bis zehn Jahren sogar eine unauffällige Stelle als Innenarchitektin annehmen. Das sind deine Wahlmöglichkeiten, Suzanne. Kellnern in der Prärie und allein leben oder mit mir kommen.«
Er biss die Zähne zusammen, um seine Angst und Wut im Zaum zu halten.
»Wofür entscheidest du dich?«
Da kommt wieder der Midnight Man zum Vorschein. Das war Suzannes erster Gedanke. Er kam in dem Moment heraus, wo John den Namen Peter Carson auf dem Bildschirm las. Sein Blick war kalt und hart wie
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