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Miese Chefs

Miese Chefs

Titel: Miese Chefs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan White
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normalen Kommunikationskanäle, die es in anderen Ländern gab. Die Presse war still, die Leute in Führungspositionen konnten nicht an verlässliche, konsistente Informationen gelangen und die Verantwortlichkeiten verlagerten sich wie Sanddünen. Dank der totalen Erosion einer normalen Regierung konnte Stalin sich darauf verlassen, dass sein Vermächtnis auch nach seinem Tod eine Weile sicher sein würde.
    Stalin schuf außerdem eine Kultur der Rivalität. Seine Opponenten stürzten sich fortwährend kämpfend aufeinander, wodurch sie ständig am Rande ihrer Kräfte waren. Die Situation wurde so komplex und verwoben, dass die Handlanger oft losgeschickt wurden, um ihre Kollegen zu exekutieren, während sie genau wussten, dass sie ein ähnliches Schicksal von Händen eines anderen erwartete. Es ist möglich, dass es Stalin durch die ständige Umwälzung der oberen Ränge seiner Rivalen gelang, einen gewissen Grad an erlernter Hilflosigkeit unter ihnen zu verankern. »Erlernte Hilflosigkeit« ist eine Formulierung, die in den 1950er-Jahren von dem Psychologen Burrhus Skinner geprägt wurde. Er führte eine Reihe von Experimenten mit Ratten durch, die etwa folgendermaßen verliefen:
    1. Man platziert eine Ratte in einen Drahtkäfig mit einer gummiverkleideten Erhöhung.
    2. Man lässt einen Summton erklingen und setzt dann den Käfig unter Strom – die Ratte springt sofort auf die »sichere« Erhöhung.
    3. Man wiederholt dies vier- oder fünfmal, bis die Ratte darauf konditioniert ist, bereits beim Ertönen des Summtons und vor Betätigung des Elektroschocks auf die Erhöhung zu springen.
    4. Man entfernt die Sicherheitszone.
    5. Man fährt mit der Summton-Schock-Behandlung noch vier- oder fünfmal fort.
    6. Man richtet erneut eine Sicherheitszone ein.
    7. Der Summton erklingt und die Ratte sitzt nur noch da und erhält den Schock, statt auf die neu eingerichtete Sicherheitszone zu springen. Sie hat ihre Hilflosigkeit erlernt.
    Wenn wir auf das Verhalten der hochrangigen Mitglieder von Stalins Regime zurückblicken, dann sieht es so aus, als hätten sie einen gewissen Grad an Hilflosigkeit erlernt, weil sie ständig Schocks ausgesetzt waren. Dass Leute verschwanden, wurde so normal, dass man damit rechnete und manche Leute es sogar vorzogen, sich selbst umzubringen, statt die Schmach des Ermordetwerdens auf sich zu nehmen. Alles, was derjenige, der ausgeschickt wurde, um jemanden »verschwinden« zu lassen, zu tun hatte, war, abends in dessen Haus aufzutauchen, einen mit ihm zu trinken und zu sagen: »Du musst dich um was im Nebenzimmer kümmern.« Das war ein Code für »Geh nach drüben und erschieß dich, guter Junge.« Und die Leute taten es.
    Es gab einfach kein Entrinnen vor Stalins Launen. Wenn er einen tot sehen oder von der Bildfläche verschwinden lassen wollte, dann würde es auch so kommen, also war es besser, sich selbst das Leben zu nehmen, statt mit der Unsicherheit des Wie und Wann zu leben. Einer der oberen Chargen musste feststellen, dass er unwissentlich Stalins Willen durchkreuzt hatte. Er wurde jedoch nicht direkt angegriffen, sondern gefragt, ob seine Frau in eine gewisse Gruppe involviert sei. Natürlich war seine Frau keineswegs dergestalt involviert, doch der Typ erkannte die Situation als das, was sie war, und bestätigte schnell, seine Frau sei eine Agitatorin. Sie kam für Jahre in ein Militärgefängnis und wurde aufs Schlimmste behandelt.
    Wahrer Terror, einmal erlebt, wird nie vergessen und lebt immer in uns weiter.
    Stalin brach systematisch den Willen sämtlicher starker Führerfiguren um sich herum. Er nutzte Rivalität, Geheimniskrämerei und Komplexität, um ein derart anarchistisches System zu schaffen. Seine Kontrolle war so absolut, dass die Fähigkeit der Leute, rational für sich selbst zu denken, permanent eliminiert wurde. Das Großartige an der Skinner-Box ist, dass die Ratten nach der Wiedereinführung der Sicherheitszone nicht mehr draufspringen – sie haben aufgegeben. Das bedeutet, dass, wenn man ein Vermächtnis wie Stalin hinterlässt, es noch fortdauert, lange nachdem man selbst verschwunden ist. Sind die Leute erst gebrochen, werden sie nicht mehr heil. So greift Stalins – und vor ihm Iwans – Vermächtnis von den Gräbern aus, erstickend, erschreckend und betäubend, als ob er heute zugegen wäre. Wahrer Terror, einmal erlebt, wird nie vergessen und lebt immer in uns weiter.
    So gründet und etabliert man auch ein Vermächtnis innerhalb einer Firma. Stalin

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