Miese Chefs
Konkurrenten mache. Und wenn Sie glauben, Sie wären tyrannischer als ich, dann denken Sie noch mal nach: Ich war es, der das Buch über Tyrannei geschrieben hat. Sehen wir uns also, was sonst noch infrage kommt.
Da Sie mittlerweile ein wahrer Tyrann sind, gibt es eigentlich nur drei Gründe, warum Sie Ihren Posten verlassen sollten:
1. Sie werden befördert – Gratulation.
2. Sie gehen in Pension – Gratulation.
3. Sie sterben – mein Beileid.
Von Ihrem persönlichen Standpunkt aus gesehen werden sich alle drei Punkte ein wenig anders anfühlen, aber für die Leute, die Sie bis zu diesem Zeitpunkt tyrannisiert haben, ist es einerlei: Sie gehen. Bald werden sie einen neuen Chef haben, ein neues Arbeitsregiment und einen neuen Lebensstil. Wenn Sie jetzt nicht nachdenken und handeln, wird all Ihre harte Arbeit von anderen zunichtegemacht.
Nun, ich bin wirklich nicht kleinlich. Wenn ich mal mit etwas fertig bin, dann denke ich nicht groß darüber nach, was damit passiert, aber wenn ich zwei Stunden damit verbracht habe, eine Sandburg zu bauen, mit all den Türmchen und einem Burggraben und Wehrgängen, ich dann schwimmen gehe und sehe, wie ein paar 15-Jährige darauf herumspringen, dann …
… wäre ich darauf bedacht, sie mit gebrauchten Spritzen, Glasscherben und sorgfältig ausgesuchtem Hundekot zu füllen. So würden die nichtsnutzigen Jugendlichen bei ihrem Versuch, mein Monument niederzureißen, schnell lernen, dass es zurückschlägt und sie es besser in Ruhe lassen.
Tyrannei ist wie eine Sandburg. Sie ist fest und uneinnehmbar und überraschend haltbar, solange Sie da sind und sie beschützen. Es macht Spaß, sie aufzubauen, aber sobald sie ihr den Rücken kehren, werden Emporkömmlinge darauf herumtrampeln und die Fluten (der Zeit) werden die Sandburg wegspülen.
Stellen Sie sich also folgende Frage: Ist Ihnen daran gelegen, dass Ihre Tyrannei hinfortgespült wird, sehen Sie sie als etwas, was eine Kavalkade von Weichei-Bossen in den Staub treten soll? Ich sage: Nein! Ich will, dass meine Tyrannei noch lange in der Firma fortwirkt, in der ich sie aufgebaut habe, und noch darüber hinaus, wenn das machbar ist. Ich will, dass sie sich einnistet, so wie ein sturer, gutartiger Tumor, und im Kern der Organisation festhängt, lange nachdem ich sie verlassen habe, wie eine eigenständige Entität mit Leben und Geist. Ich will, und ich will, dass Sie es ebenfalls wollen, eine Tyrannei, die das Gewebe der Firma mit einem Gefühl lauernder Bedrohung durchsetzt, einem Grad frenetischer Panik und einem schleichenden Eindruck der eigenen Fragilität und Unfähigkeit in der Abteilung Human Resources. Das ist unser Vermächtnis an die Welt: eine Führungsform von solcher Macht, dass sie sämtlichen anderen Führungsformen die Kraft entzieht und so von ganz allein eine Kultur der Unterdrückung und Verzweiflung erzeugt.
Um dies zu erreichen, müssen Sie mit Ihrer Vorstellungskraft (und mit Ihren Gefühlen, für die Jedi-Inspirierten unter Ihnen) ausgreifen. Versetzen Sie sich an einen Ort in ferner Zukunft, zehn, 20 oder sogar 30 Jahre nach Ihrem Ausscheiden aus der Organisation. Sehen Sie sich um: Sehen Sie, hören Sie und berühren Sie alles (wenn Sie wollen, auch auf die unanständige Art – auch vorgestellte Tyrannei hat etwas). Ich will, dass Sie sich ausmalen, dass alle sich so benehmen, als wären Sie eine Gottheit, als ob sie befürchten würden, Sie und Ihr Einfluss seien real. Was tun sie? Was reden sie?
Was Sie sich da vorstellen, ist das Vermächtnis Ihrer Tyrannei. Das sind die Dinge, die die Leute tun und sagen werden, wenn es Ihnen gelingt, eine Schreckensherrschaft zu errichten, die die Zeit und Ihre physische Präsenz transzendiert. Das ist Tyrannei für Fortgeschrittene, die selbst ein paar der wahrhaft Großen in der Geschichte nicht erreicht haben. Um diesen Grad an Furchtbarkeit zu erlangen, der über Sie hinausreicht, müssen Sie sich organisieren. Und Sie müssen zwei Dinge in Sachen Organisationskultur begreifen:
1. Kultur steckt im Detail.
2. Einmal etabliert, ist Kultur nur sehr schwer zu verändern. Sie ist hartnäckig.
Eine Lebensweise besteht aus Tausenden kleinen organisatorischen Gewohnheiten, Prozessen und »So läuft das hier nun mal«s. Einige Tyrannen haben das verstanden und Vermächtnisse hinterlassen, die Jahrzehnte, ja Jahrhunderte überdauern. Andere schaffen das nicht …
Die gefährlichste Bedrohung ist die, die Sie nicht sehen können. Als Tyrannen wissen wir,
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