Mika, Bascha
weiblicher Unterordnung verleugnet werden.
Das Schema
All die Frauen, die sich plötzlich in traditionellen
Rollen wiederfinden, haben individuell entschieden - sagen sie. Sie haben
lange mit ihrem Lebenspartner diskutiert und dann angemessen reagiert -
behaupten sie. Sie wollten eine Wahl treffen, die für alle das Beste ist -
verkünden sie. Dass das Ergebnis vorgestanzt ist, dass sie damit ein Muster
erfüllen - bestreiten sie.
Oder
halten es für Zufall.
Nichts ist
hier Zufall. Unsere persönliche Entscheidung ist nur gefühlt individuell. Im
Gegenteil. Wir erfüllen Rollenerwartungen, die noch tief in der Gesellschaft
und im kollektiven Bewusstsein von Männern und Frauen verankert sind. Wie
sonst ist zu erklären, dass es zwar in modernen Beziehungen großartige
Aushandlungsprozesse gibt, für die Frauen am Ende aber das gleiche Leben
herausspringt wie bei ihren Müttern und Großmüttern? Und die wurden in der
Regel nicht gefragt. Wie sonst kommt es zustande, dass die angeblich so
persönlichen Entscheidungen von Frauen sich millionenfach bei ihren
Geschlechtsgenossinnen wiederholen - und immer dem gleichen Schema folgen?
Die alten
Rollen, denen sich Frauen ergeben, stehen in krassem Widerspruch zu ihrem
egalitären Verständnis und ihren Lebensentwürfen, die sich an den
Freiheitsidealen einer hoch individualisierten Gesellschaft orientieren.
Deshalb leugnen sie, was sie tun: Einem weiblichen Mantra folgen, das seit
Ewigkeiten vorgebetet wird.
Ihr
Selbstbetrug hat eine private und eine politische Seite. Im Privaten nehmen
sich Frauen durch ihre Verleugnungsstrategie die Chance, alternative
Entscheidungen zu treffen. Sie nehmen sich aber auch gesellschaftlich die
Kraft, endlich für eine Politik zu sorgen, die den Namen Gleichheit verdient.
Hier wird
das Private politisch - und umgekehrt das Politische privat. Wenn die
tradierten Geschlechterrollen im Privaten nicht mehr gelebt werden, lassen sich
auch die männlich dominierten Gesellschaftsstrukturen aufbrechen. Was wiederum
die Rollen im Privaten beeinflussen wird.
Der Weg
Wir reden hier von einer Herrschaftsbeziehung, sie regiert
unsere Köpfe und Herzen. Aber wir können uns gegen sie entscheiden und gegen
die damit verbundene Abhängigkeit. Schließlich gibt es keine biologische
Disposition zur Unterwerfung, sondern nur antrainiertes Verhalten. 3 Wer das bestreitet, leugnet die Freiheit.
Erst wenn
wir unseren eigenen Unabhängigkeitsdrang ernst nehmen, wenn wir für unsere
Vorstellungen eintreten, werden wir lernen, uns zu weigern, ein Regime zu
stützen, das die Ungleichheit festschreibt. Erst wenn wir bereit sind, auf den
Profit zu verzichten, den uns die alten Rollen versprechen, werden wir sie
ablehnen. Und nur, wenn wir unsere eigene Verwicklung in das Spiel von Macht
und Ohnmacht, von Dominanz und Unterwerfung erkennen, erst dann können wir neue
Spielregeln entwickeln, die nicht an Geschlechterrollen gekettet sind. Wir
müssen Subjekte unseres Lebens werden. Biologie mag Schicksal sein — alles
Weitere nicht!
Dazu
brauchen wir Selbsterkenntnis. Wir müssen die Verhältnisse entwirren und uns
Klarheit verschaffen über ihren Doppelcharakter. Durch unser falsches Denken
sind wir uns selbst feindlich gesinnt. Wir müssen verstehen, wie das Private
und das Politische miteinander verstrickt sind, und wo wir stehen in dieser
Wirrnis. Wir müssen begreifen, warum die bestehende Ordnung ist, wie sie ist,
und dass wir, weil wir Teil von ihr sind, sie umstürzen können.
Die
britische Autorin Charlotte Raven schrieb kürzlich: »Wenn die moderne Frau
nicht länger ihren Schmerz und ihr Opferdasein verleugnete, würde sie sich in
allen Dingen anders entscheiden als jetzt.« 4 Ich befürchte, die
sehr geschätzte Kollegin hat Unrecht. Wir sind keine Opfer. Der Schmerz, um den
es hier geht, ist der einer Komplizin. Einer Mitmacherin. Wenn wir diesen
Schmerz der Komplizenschaft nicht länger leugneten - ja, dann könnten wir uns
tatsächlich anders entscheiden als jetzt.
Wir können
unser Handeln verändern und damit eine gesellschaftliche Veränderung
vorantreiben — wenn wir bereit sind, Konflikte einzugehen, und nicht aus
Feigheit kneifen. So retten wir nicht nur uns, sondern auch einen Teil der Welt.
Die Liebeslist
S ie heißen Anne, Katja, Beate und
Linda, vier Frauen um die dreißig. Sie haben spannende Jobs, sind vielseitig
interessiert, und attraktiv sind sie auch noch. Selbstbewusste, unabhängige
Frauen - so scheint
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