Mika, der Wikinger - 02 - Achtung, Piraten!
Schiff hat drei Masten und an einem davon hängt eine schwarze Fahne mit einem weißen Totenkopf. Vorne am Bug steht in roter Schrift der Name des Dreimasters: Blutschwalbe.
An der Reling der Blutschwalbe drängelt sich die Besatzung und schaut auf das kleine Drachenboot hinunter. Die Männer sehen alle scheußlich verwegen aus. Einige von ihnen tragen Augenklappen, andere haben einen eisernen Haken statt einer Hand. Wieder andere klettern trotz ihres Holzbeins hoch in die Masten.
Die Piraten starren Mika und Edda an.
Edda und Mika starren die Piraten an.
Das geht eine ganze Weile so, bis plötzlich einer der Männer brüllt: „Aber das sind doch nur zwei kleine Kinder und ein fettes Wildschwein!“
Der Mann hat eine Augenklappe, einen eisernen Haken und ein Holzbein. Außerdem trägt er den größten Hut an Bord, und damit ist ja wohl klar, dass er der Kapitän der Seeräuber ist.
„Schnappt sie euch und bringt sie an Land in unser Lager“, befiehlt er seinen Leuten. Ohne zu zögern, springen fünf seiner Männer ins Wasser und schwimmen auf das Drachenboot zu.
Mika greift nach dem Holzschwert, das ihm sein Vater zum Geburtstag geschenkt hat.
„Mika! Lass das sein“, hält Edda ihn zurück. „Das sind viel zu viele. Lass uns lieber Hardy wecken!“
Doch dazu ist es schon zu spät. Die Piraten sind bereits an Bord geklettert. Schnell fesseln sie Mika, Edda und auch Hardy, der das ganze Spektakel einfach verpennt. Dann schnappen sie sich die Ruder und steuern das Drachenboot mit ein paar kräftigen Schlägen an den Strand.
Mika und Edda müssen nicht lange warten, dann trifft auch schon der Kapitän der Seeräuber auf der Insel ein. Er hat sich in einem Beiboot an Land rudern lassen.
Jetzt steht er breitbeinig vor den beiden Kindern und dem schlafenden Wildschwein und betrachtet alle drei mit einem spöttischen Lächeln auf den Lippen.
„Meine Oma hat mir immer gedroht: Wenn du nicht brav deinen Griesbrei aufisst, kommen dich die Wikinger holen!“, erzählt der Piratenkapitän und krault sich seinen verfilzten Bart. „Hätte ich gewusst, wie niedlich ihr Wikinger seid, hätte ich den grausigen Griesbrei bestimmt nicht gegessen. So wahr ich Kapitän Pulverblitz heiße.“
Seine Männer hauen sich vor Lachen auf die Oberschenkel, dass es nur so kracht.
„Werft die Kinder in die Hütte zu dem anderen. Und das Schwein kommt in die Vorratskammer“, kommandiert Kapitän Pulverblitz. „Wir haben Wichtigeres zu tun. Schließlich sind wir hier, um einen Schatz zu finden!“
Die Piraten schleppen Mika und Edda zu einer von zwei Hütten, die am Rand des Strandes stehen. Sie reißen die Tür auf und stoßen sie hinein.
Dann ziehen sie den schnarchenden Hardy über den Sand und legen ihn in der Hütte daneben ab.
Es dauert eine Weile, bis die beiden kleinen Wikinger bemerken, dass sie nicht alleine sind. In einer Ecke hockt ein Junge. Er hat sich zusammengekauert und schaut die zwei aus großen ängstlichen Augen an.
„Wer bist du denn?“, fragt Edda.
„Mein Name ist Jim“, antwortet der Junge eingeschüchtert. „Und wer seid ihr?“
„Ich bin Mika und das ist Edda“, erwidert Mika. „Keine Sorge, wir tun dir nichts.“
„Dann sind eure Eltern wohl keine Seeräuber, oder?“, fragt Jim weiter.
„Wie kommst du darauf?“, will Edda wissen.
„Na, weil ihr so komische Sachen anhabt.“ Jim zeigt auf den Wikingerhelm auf Mikas Kopf. „Woher kommt ihr?“
„Von weit, von sehr weit her“, antwortet Mika ausweichend, weil Jim ihnen die Geschichte mit dem fliegenden Drachenboot und ihre Reise durch die Zeit sowieso nicht glauben würde.
„Ist dein Vater denn ein echter Pirat?“, erkundigt sich Edda neugierig.
„Kein so richtiger, aber fast“, erwidert Jim. „Er ist der Koch auf dem größten und gefährlichsten Seeräuberschiff, das es überhaupt gibt auf den sieben Meeren. Er ist Koch auf der Silbermöwe.“
Auf Schatzsuche
„Und warum bist du dann hier eingesperrt?“ Mika sieht sich den Jungen genauer an. Er trägt eine kurze Hose, ein zerrissenes Hemd und Sandalen, die aus Palmblättern geflochten sind.
„Der Kapitän der Silbermöwe hat meinem Vater anvertraut, wo er hier auf dieser Insel seinen Schatz versteckt hat. Und mein Vater hat es mir erzählt. Wir haben keine Geheimnisse voreinander. Er verrät mir auch seine geheimsten Kochrezepte, wie etwa Wildschweinbraten in Kokosmilchsoße.“
„Pssst! Nicht so laut!“, zischt Edda und zeigt auf die Hütte nebenan, aus
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