Mike - Eine andere Liebe
es überhaupt nicht, was sie toll oder
beschissen finden. Ich stehe ganz einfach nicht auf sie.‹‹ Billy musste über
Mikes Worte erst einmal nachdenken. Waren seine Vorschläge nichts für ihn? Und
was meinte er damit, dass er nicht auf sie stehen würde? Blieb nur noch ein
Schluss übrig. ››Du bist schwul? Habe ich Recht?‹‹ ››Ja, du hast recht! Und?‹‹
Bill ließ ihn nicht ausreden. ››Meine Freundin hatte recht. Männer, die nach
was aussehen, sind verheiratet, das geht ja noch, oder sie sind total schwul
... Ich fasse es nicht ... Du bist so ein elender Schwanzlutscher und
Arschficker und sitzt in meinem Auto ... Und ich erzähle dir hier, ... Ich m ach
mich voll zum Affen!‹‹ ››Bill, ... Ich ...‹‹ Mike wollte seine aufkommende,
bemerkbare Wut beschwichtigen. ››Quatsch mich nicht an. Du bist wie die anderen
AIDS-Beutel. Durch euch ist es doch nur gekommen, weil ihr so pervers seid.‹‹
››Danke für dein Todesurteil, danke. Du siehst die Sache total falsch, total.‹‹
››Ich sehe die Sache gar nicht falsch, überhaupt nicht. Ihr habt doch eure
Finger überall drin. Du machst mich krank.‹‹ Mike gab es auf ihn zu beruhigen.
Bill hatte seinen Standpunkt in Bezug auf ihn und auf andere Schwule. Sollte
er, er war nicht der Einzige. Plötzlich bremste das Auto. ››Raus. Mach schon.
Steig aus. Ab hier ist für dich finito. Verstanden.‹‹ Mit seiner rechten Hand
schob er Mike aus dem Auto. Mikes Rucksack flog durch die Luft. Die
Beifahrertür klappte zu und schon schoss der Sportwagen davon. Mike sah ihm nur
noch kopfschüttelnd nach. Die Nachmittagssonne hatte an Kraft noch nicht
verloren und brannte weiter vom Himmel. Mike war schon einige Kilometer
gelaufen, als ein kleiner Lastwagen hielt, um ihn mitzunehmen. Mike wollte
schon, aber nicht im Fahrerhaus; lieber setzt er sich auf die Ladefläche. Er
hatte einfach keine Lust mehr, irgendwelche Redeschwalle über sich ergehen zu
lassen oder beleidigt zu werden. Auf der Ladefläche saß er allein und hatte
seine Ruhe. Der Fahrtwind brachte bei dieser Hitze die richtige Kühlung. Mike
saß verträumt mit dem Rücken an das Fahrerhaus gelehnt und sah auf die Straße,
die sich hinter dem Auto wie ein Band durch die Natur zog. Von dem eintönigen
Bild der Landschaft übermannte ihn der Schlaf. Durch einen plötzlichen Ruck
wurde er geweckt. Der freundliche Fahrer fuhr nicht weiter in seine Richtung.
Bis Miami waren es jetzt noch 50 Kilometer. Jane hatte recht, dass er es bis
zum Abend schaffen würde, am Strand zu sein. Noch vom Schlaf benommen stieg er
vom Auto, bedankte sich und ging weiter. Die Sache mit Bill kam ihm wieder in
den Sinn, worüber er jetzt nur noch lachen musste. Das letzte Stück seiner Tour
stellte er sich zwar ruhiger vor, was es aber nicht war. Aus Autos, die
vorüberfuhren, wurde er beleidigt als Penner, Rumtreiber oder es wurden die
unmöglichsten Angebote von Frauen gemacht, von denen er heute wirklich genug
hatte. Seine Gedanken waren immer noch bei Jane. Warum hatte sie ihm zum
Schluss so geholfen? Auf diese Frage konnte er einfach keine Antwort finden.
Mike nahm sich vor, bei der nächsten Möglichkeit wieder Kontakt zu ihr
aufzunehmen. Die frühe Abendsonne verschaffte Mike auf seinem Weg jetzt
wohltuende Temperaturen zum Laufen. Am Horizont konnte er schon die Skyline von
Miami erkennen. Er hatte es bald geschafft. Zur Dämmerung war er endlich an
seinem Ziel angelangt, dem Strand von Miami Beach.
2 Strand
Kaum angekommen ließ Mike seinen Rucksack und seine Kleidung
fallen und rannte ins Wasser, um sich den Staub der Straße abzuwaschen. Vor
Freude, endlich am Ziel zu sein, hatte er sich kaum umgesehen, ob noch jemand
in seiner Nähe war, dem seine Nacktheit stören könnte, aber im Moment
interessierte es ihn nicht. Das kühle Wasser auf seiner Haut erfrischte ihn und
weckte wieder alle Lebensgeister. Nachdem er ausgiebig geschwommen war und im
Wasser rumgetobt hatte, setzte er sich, nackt, wie er war, an das Ufer, sodass
die Brandung sanft seinen Körper umfloss. Er streckte sich aus, um dieses
berauschende Gefühl des Wassers auf dem ganzen Körper zu spüren. Mike saß noch
einige Zeit halb im Wasser und halb am Strand, um sich umspülen zu lassen und
sich alles anzusehen. Einige späte Strandbesucher musterten ihn, kümmerten sich
aber dann doch weniger um sein Verhalten. Hier konnte man immer etwas
Verrücktes am Strand erleben, da fiel er kaum auf. Andere hingegen waren
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