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Milchschaum

Milchschaum

Titel: Milchschaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mehler
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sie Fanni streng an. »Woher wussten Sie eigentlich, dass Pfarrer Winzig tot war, wenn Sie überhaupt nicht in die Nähe gekommen sind? Er hätte doch vor dem Grab des Bürgermeisters knien können, um für ihn zu beten.«
    Das war also der Grund für die Nugatkringel! Frau Praml wollte sich hier einschleichen und der mordverdächtigen Fanni Rot auf den Zahn fühlen!
    Pfarrer Winzig hat sich nur hingekniet – unter Ächzen und Stöhnen –, wenn es unumgänglich war, dachte Fanni. Und auch dann nur auf einen dick gepolsterten Schemel. Er hätte sich nie freiwillig auf den Boden begeben, auf gefrorenen schon gar nicht.
    Diese Antwort, so wahr sie auch ist, würde ich mir verkneifen!
    »So, wie der Pfarrer da kauerte, schien es nicht, als würde er beten«, sagte Fanni lahm. »Mir kam irgendwie der Gedanke, der Schlag hätte ihn getroffen. Deshalb bin ich Hals über Kopf ins Dorfwirtshaus gelaufen, um Hilfe zu holen.
    Ein Schlag hat ihn sehr wohl getroffen!
    Frau Praml zog die Augenbrauen hoch. »Sind Sie nicht ein bisschen überstürzt davongerannt, Frau Rot? Also ich an Ihrer Stelle wäre erst mal zu dem geknickten Bäumchen hingegangen und hätte nachgesehen, woran es krankt.«
    Geknicktes Bäumchen?
    »Man könnte Ihnen wirklich vorwerfen, Sie hätten sich nicht ganz hasenrein benommen, Frau Rot.«
    Du sitzt in der Bredouille, Fanni!
    Fanni erhob sich abrupt. »Der Pfarrer kauerte am Boden. Und ich habe bei seinem Anblick nicht über mein Image nachgedacht.«
    Frau Praml erhob sich ebenfalls. Sie wirkte konsterniert.
    Du könntest das ausbügeln, indem du sie ablenkst! Ihr beispielsweise erzählst, dass jener Kommissar Sprudel von damals Erna Sallers Erbe ist! Das stellt sich ja sowieso bald heraus!
    Verstockt entschied sich Fanni, den Mund zu halten.
    Soll die Praml doch selbst darauf kommen. Sie tut ja sowieso nichts anderes, als ihre Nase überall hineinzustecken.
    Sei nicht dumm, Fanni! Jede Heimlichkeit macht dich nur noch mehr verdächtig!
    Fanni knirschte innerlich mit den Zähnen. Verdächtig, pah! Außerdem konnte sie später ja immer noch behaupten, der Name »Sprudel« für sich hätte auch bei ihr keine Assoziation bewirkt.
    Wenn du dich da nicht verstrickst.
    Wer kann denn wissen, dass ich mich an ihn erinnere?
    Fanni hatte nicht mit Hans Rot gerechnet.
    »Dein Polizistenfreund hat das Saller-Anwesen geerbt«, blaffte er nach einem tiefen Schluck aus seinem Bierglas, bevor er sich über das Kotelett hermachte, das ihm Fanni zum Abendessen gebraten hatte.
    Hans Rot hatte denkbar schlechte Laune. Das hatte Fanni bereits dem Knall entnommen, mit dem er beim Nachhausekommen die Tür ins Schloss fallen ließ.
    Sie legte ihr Besteck weg. »Polizistenfreund?«
    »Der, mit dem du dich damals zusammengetan hast, um den alten Klein reinzuwaschen.«
    Mit Fanni ging der Gaul durch. »Verdammt noch mal, warum kannst du dir nicht endlich eingestehen, dass der Bauer Mirza nicht erschlagen hat?«
    Ihr Mann grunzte und säbelte an seinem Kotelett. Nach einer Weile sah er listig auf. »Er wird keinen leichten Stand haben in Birkenweiler – der Herr Kommissar.«
    »Wer sagt denn, dass er hier Wurzeln schlagen will?«, fing Fanni an
    – Vorsicht, Fanni! –
    und fuhr fort: »Dafür gibt’s weiß Gott bessere Orte.«
    Fanni, du redest dich um Kopf und Kragen!
    »So, welche denn?« Die Frage stand blitzschnell im Raum, und Fanni schien es plötzlich, als hätte sich Hans Rot in ein Inquisitionstribunal verwandelt.
    Fanni, halt den Schnabel!
    Aber Hans Rot ist so verbohrt, so engstirnig.
    Er macht sich Sorgen! Sorgen um dich, um das Zusammenleben mit dir, um deinen Ruf in einer Gemeinschaft, die ihm sehr wichtig ist! Und was tust du? Du provozierst ihn noch und noch!
    Aber er tut nichts anderes, als mich anzuschnauzen.
    Das ist seine Art, mit der unbestimmten Furcht umzugehen, die ihm irgendwo im Nacken sitzt!
    Und was ist mit mir? Muss ich der Container sein, in den er seine Ängste schütten darf?
    Du bist schließlich diejenige, die sie auslöst!
    Fanni machte einen störrischen Strich aus ihrem Mund. Was wenn ich einfach hier wegziehe? Leni würde mir zu dem Schritt gratulieren und mir beim Packen helfen.
    Vera würde deine Exkommunizierung beantragen und eine Selbsthilfegruppe für erwachsene Scheidungskinder gründen.
    Soll sie doch.
    Und Leo?
    Fanni musste widerwillig lächeln. Leo würde sagen: Ob eine Entscheidung gut oder schlecht ist, kann ebenso wenig beantwortet werden wie die Frage, ob weiß besser ist

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