Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
in einer überkuppelten Siedlung sicherzustellen, bestand darin, jede Person, die Zugriff auf die Außenbereiche hatte, sorgsam zu überwachen.
    Coburn hatte das intellektuell vollkommen verstanden. Er hatte sein eigenes VR-Programm modifiziert, um die Änderungen im Terrain zu kompensieren, damit er unter passenden Bedingungen trainieren konnte.
    Aber er war nicht auf die Feinheiten vorbereitet gewesen: auf die Art, wie sich der schwarzgraue Schmutz unter seinen Füßen bewegte und ihn zwang, bis auf die härtere Kruste unter dem Staub herabzusinken; auf den Aufprall auf Krater, die zu klein waren, um in irgendeiner Karte verzeichnet zu sein – manche von ihnen waren nicht größer als seine Faust, gerade breit genug, einen Läufer zum Stolpern zu bringen und ihn zu Boden zu schleudern, und auf die Intensität des Sonnenscheins, der alles um ihn herum in sauberen, harschen Linien zeichnete.
    Und dennoch war dies einer der sichersten Orte in der Nähe eines der bewohnten Teile des Monds. Das Gebiet rund um Armstrong war, gemessen an den üblichen Gegebenheiten auf dem Mond, überwiegend eben, enthielt aber trotzdem Mulden, Hügelchen und andere Risiken, die zu klein waren, um auf einer offiziellen Karte aufzutauchen. Und dann waren da noch die winzigen Veränderungen in der Landschaft, die darauf zurückzuführen waren, dass der Mond keine Atmosphäre besaß, die die Oberfläche vor dem allgegenwärtigen Raumschutt hätte schützen können.
    Coburn hatte von einem Läufer gelesen, der auf die scharfe Kante eines Bauteils aus einem explodierten Shuttle getreten war, dessen Einzelteile einen Monat zuvor auf das Meer der Stille herabgeregnet waren. Der Läufer hatte sich den Fuß abgetrennt, und sein Anzug der mit dem Fuß aufgeschnitten worden war, hatte den Druck nicht mehr aufrechterhalten. Er hatte nicht einmal genug Zeit gehabt, an dem Blutverlust zu sterben. Die Druckveränderung und der Sauerstoffverlust hatten ihn da längst getötet.
    Aber derartige Fälle waren selten. Die meisten Verletzungen traten auf, wenn ein Läufer eine Entfernung falsch eingeschätzt hatte – der falsche Schritt vor einem Sprung auf eine Vier-Meter-Anhöhe, beispielsweise. Hatte man den Boden erst einmal verlassen, war alles vorbei. Es gab keine Atmosphäre, gegen die er sich stemmen konnte, keine Luft und kein Wasser, das ihn hätte aufhalten können, nichts, das Reibung erzeugt hätte, nichts, das sich dazu hätte nutzen lassen, die Flugbahn zu ändern.
    Coburn hatte selbst schon Opfer einer derartigen Fehleinschätzung gesehen: gute Läufer, hervorragende Athleten, viele Extremsportler, die am Rande des Weges gestürzt waren, weil sie in einem Einschlagkrater gelandet waren und sich den Knöchel gebrochen hatten oder gegen eine kleine Anhöhe geprallt waren und sich ihren halben Umweltanzug aufgerissen hatten.
    Die meisten Anzüge konnten Schäden dieser Art nicht kompensieren, Coburns schon; aber sein Anzug war auch für weitaus gefährlichere Bedingungen als die hiesigen ausgelegt: Rennen, bei denen es keinen Panikknopf und keinen ausgetretenen Pfad gab, auf dem die Stiefelabdrücke von Generationen den Teilnehmern halfen, nicht vom Weg abzukommen.
    Augenblicklich war er dankbar für diesen Anzug. Das Visier meldete die Distanz zu jedem vor ihm liegenden Objekt, und es warnte ihn auch vor möglichen Problemen am Untergrund. Soweit er nicht aus Unachtsamkeit einen groben Fehler beging, würde er die 26,2 Meilen problemlos hinter sich bringen.
    Coburn rannte – falls man diese Hüpfbewegung, die er durchführte, als rennen bezeichnen wollte – auf einen Felsen zu. Als er sich ihm näherte, erkannte er, dass der Fels größer war als er selbst und sechsmal so breit. Jemand hatte die Seiten des Einschlagkraters aufgefüllt, und der Pfad, der um den Felsbrocken herumführte, war von den Schritten von Tausenden von Läufern in der Geschichte dieser Marathonstrecke geglättet worden.
    Der Pfad auf der rechten Seite des Felsens war schmaler und nicht so häufig benutzt wie der auf der linken Seite. Dieser Felsbrocken lag hier seit mindestens hundert Jahren, und er hielt keinerlei Überraschungen bereit. Selbst die kleinen Krater auf der rechten Seite waren kartografiert worden.
    Coburn näherte sich dem Felsen schneller, als er erwartet hatte, und konnte gerade noch vermeiden, ihn mit dem Fuß zu touchieren. Er schwenkte zur Seite, konzentrierte sich auf die Feinheiten des Laufens, die Platzierung seiner Füße, die Art, wie er sich

Weitere Kostenlose Bücher