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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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möglicherweise sogar einem Todesurteil durch eine der fünfzig verschiedenen Alienkulturen zu entgehen. Im Allgemeinen hatten die Verschwundenen die Verbrechen, derer sie beschuldigt wurden, tatsächlich begangen, aber nach menschlichem Ermessen waren die meisten dieser Verbrechen vollkommen harmlos.
    Das Problem war, dass die Erdallianz im Zuge der Handelsabkommen mit den diversen Alienkulturen auch der Einrichtung von Instanzen zugestimmt hatte, die es ermöglichten, Menschen für Verbrechen gegen jene Kulturen zu verurteilen. Die Anklagen landeten häufig vor einem der dreißig Multikulturellen Tribunale. Wurde der Mensch für schuldig befunden, so wurde er zum Zweck seiner Bestrafung der jeweils geschädigten Alienwelt überstellt.
    In vielen Fällen verlangte das Urteil auch für die einfachsten Vergehen die Todesstrafe.
    Im Laufe der Jahre hatten die Menschen sich einen Weg gesucht, die Urteile der Tribunale zu umgehen. Die Betroffenen verschwanden einfach, tauchten mit einer neuen Identität in den bekannten Welten unter. Nach und nach waren Firmen aufgebaut worden, die Leute für eine gewissen Gebühr verschwinden ließen, und einige dieser Firmen wurden von exakt den Unternehmen bezahlt, die auf den Handel mit außerirdischen Kulturen angewiesen waren.
    Überführten Kriminellen das Verschwinden zu ermöglichen war illegal, sie wiederzufinden ein Grund für eine Belobigung.
    Außer für Lokalisierungsspezialisten.
    Theoretisch arbeiteten Lokalisierungsspezialisten nicht für das Gesetz. Sie arbeiteten für die Familien der Verschwundenen oder für eine Versicherungsgesellschaft, die Kontakt zu einem Verschwundenen aufnehmen musste, um eine Versicherungsangelegenheit zu regeln, oder sie wurden aus irgendeinem anderen geschäftlichen Grund engagiert. Lokalisierungsspezialisten gaben die Position der Verschwundenen nicht ohne Erlaubnis preis, und niemals übergaben sie einen Verschwundenen den Behörden.
    Und beging ein Lokalisierungsspezialist einen Fehler, so bezahlte der Verschwundene in der Mehrzahl der Fälle mit seinem Leben dafür.
    Darum war es gut, Klienten zu entmutigen. Gelegenheitsklienten wollte Flint in seinem Büro nicht sehen.
    Er sah, wie die Frau zögerte. Sie nahm die Brille ab, die sie zum Schmuck ihrer Augen trug, und musterte die Tafel an der Wand, die verkündete, dass es sich bei diesem Gebäude um ein historisches Bauwerk handelte. Unter der Tafel befand sich ein winziges Schild – kaum so breit wie ein gewöhnlicher Handgelenkscomputer –, auf dem zu lesen stand, dass in dem Gebäude ein Lokalisierungsspezialist ein Büro unterhielt.
    In ihren Augenwinkeln waren winzige Fältchen zu erkennen, und ihre Nase war in der Mitte ein wenig breit geraten und ging beinahe in die Wangenknochen über. Die schmuckvolle Brille hatte ihrem Gesicht Struktur verliehen, hatte das schmale Kinn betont und die Plattheit ihrer Züge verborgen.
    Dies war eine Frau, die wusste, was sie tun musste, um gut auszusehen.
    Sie hob ihre Hand, um zu klopfen. Flint schaltete die Zutrittsprotokolle ab und beschloss, sich anzuhören, was sie zu sagen hatte; aber er aktivierte auch eine zusätzliche Sicherheitseinrichtung. Sollte sie in oder vor seinem Büro irgendetwas berühren, würde er eine kleine DNA-Probe erhalten, die er, falls notwendig, dazu benutzen konnte, sie zu identifizieren.
    Es war illegal, die DNA einer Person zu ihrer Identifizierung zu verwenden, ohne dass diese Person die Erlaubnis dazu gegeben hatte, aber das war Flint egal. Seit er Lokalisierungsspezialist geworden war, hatte er so viel Illegales getan, und er hatte festgestellt, dass es ihm besser bekam, Gesetze zu beugen, die ihm nicht gefielen, als Gesetzen Geltung zu verschaffen, die er verabscheute.
    Ihr Klopfen erklang so selbstsicher, wie ihre Haltung es auf ihrem Weg hierher bereits angedeutet hatte.
    »Herein!«, rief Flint.
    Die Frau stieß die Tür auf und schaute blinzelnd in die Dunkelheit im Inneren. Eine Staubwolke folgte ihr, offenbar angezogen von dem Material, aus dem ihr Rock bestand, beinahe wie Metall von einem Magneten.
    Als sie über die Schwelle trat, wirkte sie verunsichert, nicht nur, weil das schlichte Büro mit der annähernd quadratischen Grundfläche so klein war, sondern auch, weil Flint gerade sämtliche ihrer persönlichen Links deaktiviert hatte.
    Ihre Links mussten recht raffiniert sein. Die meisten Leute trugen sie wie Schmuck auf ihrer Haut, aber sie nicht. Dennoch stellten die Links eine Verbindung zwischen

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