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Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Miles Flint 02 - Die Lautlosen

Titel: Miles Flint 02 - Die Lautlosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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eigenen Panikknopf zu finden, und er drückte ihn zweimal, dreimal, vielleicht sogar viermal.
    Es gab keinen Grund zur Eile für das medizinische Notfallteam, aber er wollte sie hier haben, sofort, nur für den Fall, dass er das, was er sah, nicht richtig verstanden hatte.
    Nur für den Fall, dass er sich irrte.

 
1
     
    F ünfzehn Tage ohne einen Fall, und Miles Flint glaubte schon, dass er einen Fehler begangen hatte. Für einen Lokalisierungsspezialisten war er nicht aus dem richtigen Holz geschnitzt. Das Alleinsein trieb ihn zur Verzweiflung.
    Paloma hatte ihn vor diesem Aspekt des Berufs gewarnt. Ein guter Lokalisierungsspezialist, sagte sie, wählte seine Fälle sorgfältig aus. Zu viele waren mit Gefahren befrachtet, die nicht gleich offensichtlich waren.
    Tatsächlich lieferten ihm die Systeme, die sie konstruiert hatte, die Systeme, die er ihr abgekauft hatte, als er ihr Geschäft übernommen hatte, Möglichkeiten, einen Fall auch dann noch loszuwerden, wenn er ihn schon angenommen hatte. Das Schlimmste, was einem Lokalisierungsspezialisten passieren konnte, war, sich mitten in einem Fall wiederzufinden, der Leben zerstören musste.
    Flint hatte geglaubt, eine geringe Zahl zu bearbeitender Fälle würde ihm gut tun. Die Anzahl der Fälle, die er als Detective hatte bearbeiten müssen, war überwältigend gewesen, und die Vorstellung, er könnte sich seine Jobs selbst aussuchen, hatte ihm gefallen. Er hatte nicht an die Wochen gedacht, die er damit zubringen würde, allein in seinem Büro zu sitzen und darauf zu warten, dass jemand oder etwas über seine Schwelle treten würde.
    Das Büro selbst war auch nicht gerade ein Trost. Es war klein, hatte nur einen Tisch an einem Ende und eine Tür am anderen. Miles besaß einen einzigen Stuhl – seinen eigenen –, sodass die Klienten es stets unbequem hatten, wenn sie mit ihm sprachen. Die Tatsache, dass es nur einen Stuhl gab, bedeutete aber auch, dass auch er sich nirgends anders hinsetzen konnte, wenn er im Büro war.
    Es gab noch ein gut verstecktes Hinterzimmer, aber das war noch unbequemer als der vordere Raum. Dann waren da noch zwei weitere und ebenso gut versteckte Ausgänge und etwas Lagerraum in einem Geheimfach, das Paloma selbst gebaut hatte.
    Das Gebäude bestand aus dem ursprünglichen Permaplastik der Kolonialzeit, und die Wände waren über die Jahre hinweg gelb geworden. Der Boden hatte sich aufgeworfen, und die Tür schien schief in den Angeln zu hängen, aber das war nur eine optische Täuschung.
    Wenngleich das Gebäude alt war, war das Sicherheitssystem doch so fortschrittlich, dass Paloma Miles in der Benutzung hatte unterweisen müssen – und er hatte immerhin seinen Lebensunterhalt einst mit dem Entwerfen einbruchsicherer Programme verdient. Flint hatte geglaubt, er könne sich überall reinhacken … bis er Palomas System kennen gelernt hatte. Sie hatte es in einer Weise modifiziert, die ihm noch nie begegnet war.
    Nun gehörte das System ihm, und er musste es so gut wie möglich auf dem neuesten Stand halten, was deutlich schwieriger war, als er ursprünglich vermutet hatte.
    Ein Großteil seines Jobs bestand darin, stets auf dem Laufenden zu bleiben – über Sicherheitssysteme, Nachrichten oder kulturelle Veränderungen. Er war überzeugt, dass er weniger Ermittlungsarbeit würde leisten müssen, solange er immer auf dem neuesten Stand war.
    Diesen Trick hatte ihm Paloma nicht verraten – darauf war er von selbst gekommen, basierend auf seinen Jahren bei der Polizei von Armstrong. In jener Zeit hatte er sich immer zusätzliche Zeit gewünscht, um in all den diversen Bereichen auf dem Laufenden zu bleiben, die ihm bei seiner Alltagsarbeit hätten helfen können. Nun hatte er die Zeit und gierte danach, endlich in Bewegung zu kommen.
    Nicht einmal der regelmäßige Tagesablauf half ihm weiter. Er ging jeden Morgen in ein Fitnesscenter in der Innenstadt, bevor er sein Büro aufsuchte, trainierte eine Stunde lang und ging dann zu Fuß zur Arbeit. Seine sozialen Kontakte waren zumeist oberflächlich: in diversen Restaurants Essen beim Personal bestellen, sich mit Bekannten aus dem Fitnesscenter unterhalten und den Nachbarn zunicken, die ihm auf dem täglichen Gang ins Büro oder zurück begegneten.
    Flint lebte allein und hatte keine engeren Bekanntschaften mehr gepflegt, seit seine Tochter vor mehr als zehn Jahren gestorben war. Er hatte geglaubt, es würde ihm gefallen, allein zu sein – seine Exfrau hatte ihm sogar vorgeworfen, er

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