Miles Flint 02 - Die Lautlosen
ihr und etwas oder jemandem außerhalb des Büros dar, wenn Flint auch nicht sagen konnte, zu wem oder was.
»Wenn Sie dieses Büro betreten wollen«, erklärte Flint und folgte dabei dem Text, den Paloma ihm eingetrichtert hatte, »dann kommen Sie allein. Keine Aufzeichnung, weder Audio noch Video, und keine Überwachung von außerhalb.«
Die Frau blinzelte ihn an, beinahe wie jemand, der gerade aus einem tiefen Schlaf erwacht war. Demnach gehörte sie zu den Leuten, die es vorzogen, verlinkt zu sein, die ihre Links für Datentransfers benutzten, welche es ihnen ermöglichten, ständig in einem Teil ihres Hirns für Unterhaltung zu sorgen.
Solche Leute pflegten die Flucht anzutreten, wenn ihre Links unterbrochen wurden. Flint wartete darauf, dass sie das Büro verließ.
Stattdessen schloss sie jedoch die Tür, woraufhin die Beleuchtung gemächlich heller wurde. Flint wollte sie besser sehen können.
»Sind Sie Miles Flint?«, fragte die Frau, während eine ihrer Hände noch immer ihre Brille umklammerte.
»Ja«, bestätigte er, da er keinen Grund sah, sich zu verleugnen.
»Sie haben Palomas Unternehmen übernommen?«
»Das war früher ihr Büro.« Er lehnte sich zurück und gab sich entspannt, obgleich er sich keineswegs so fühlte. Stattdessen war er aufgeregt, weil vor ihm eine potentielle Klientin stand, und er wusste, dass Gefühle gefährlich sein konnten. Er würde vorsichtig sein müssen. Er durfte nicht zulassen, dass sein Enthusiasmus sein Urteilsvermögen trübte.
»Aber Sie sind ebenfalls ein Lokalisierungsspezialist, korrekt?« Zum ersten Mal klang ihre Stimme unsicher.
»Ja«, antwortete Flint.
Sein Computer hatte sie endlich identifiziert, und zwar mit Hilfe der Gerichtsdatenbank, die dazu diente, die Identität der Anwälte zu bestätigen, die eine Zulassung für eines der hiesigen Gerichte vorweisen konnten.
Astrid Krouch, Abschluss vor zehn Jahren an der Glenn Station University, hatte das komplizierte Verfahren zur anwaltlichen Zulassung in Armstrong auf Anhieb gemeistert und war von der Schulbank weg von der großen und finanzstarken Kanzlei Wagner, Stuart und Xendor, Ltd. angeheuert worden. Bisher war sie noch nicht vor Gericht aufgetreten, obwohl sie bereits einige Male bei Gericht Anträge aller Art für andere Anwälte eingereicht hatte.
Demnach stand sie also noch am Anfang ihrer Karriere, eine Anwältin mit gutem Gehalt, die ihr Leben anderen Leuten auf Abruf bereitzustellen hatte.
Kein Wunder, dass es Flint schwergefallen war, sie zu finden. Sie war noch zu unbedeutend – und das allein reichte schon aus, ihn zu erhöhter Wachsamkeit zu veranlassen.
»Ich habe einen Fall für sie«, verkündete Astrid Krouch in einem Tonfall, als hätte sie ihm ein Geschenk dargebracht.
»Tja, das ist schön«, sagte Flint. »Ich wäre nicht erfreut gewesen, hätte ich annehmen müssen, dass Sie nur versehentlich hereingestolpert sind.«
Sie blinzelte einmal, als würde sie ihn neu einschätzen müssen. Dann lächelte sie. Das Lächeln war so künstlich wie die Seidenfasern in ihrem Kostüm.
»Ich arbeite für Wagner, Stuart und Xendor Limited. Wir haben einen Klienten …«
»Entschuldigen Sie.« Flint erhob sich. Er hatte beschlossen, mit ihr anders zu verfahren als mit den meisten seiner Klienten. »Sie scheinen es in diesen Schuhen nicht gerade bequem zu haben. Sie können meinen Stuhl haben.«
Er hob den Stuhl über den Schreibtisch und stellte ihn in der Mitte des kleinen Raums ab. Die Frau machte einen verwirrten Eindruck und sah erst den Stuhl und dann ihn an.
»Ich habe wirklich keine Zeit, Mr.. Flint. Ich wollte Ihnen nur von unserem Klienten erzählen …«
»Setzen Sie sich, Ms Krouch.«
Ihr Mund klappte auf und wieder zu, ehe er sich erneut öffnete: »Ich habe Ihnen nicht gesagt, wie ich heiße.«
»Es ist mein Job, zu wissen, wer über meine Schwelle tritt«, erklärte Flint, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich an die Vorderseite seines Schreibtischs.
»Sie haben mich ohne meine Erlaubnis überprüft? Ich stehe nicht in den öffentlichen Datenbanken.« Sie wedelte erbost mit der Brille vor ihm herum. »Wenn es Ihnen gelungen ist herauszufinden, wer ich bin, dann müssen Sie illegale Quellen benutzt haben.«
»Ach? Tatsächlich?«, entgegnete er unbeeindruckt. »Dann meinen Sie also nicht, dass Ihre Kanzlei mich über Ihren bevorstehenden Besuch informiert haben könnte?«
Zwei Flecken Farbe zeigten sich auf ihren Wangen. »Spielen Sie mit mir, Mr..
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