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Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Miles Flint 04 - Das Marsgrab

Titel: Miles Flint 04 - Das Marsgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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gewesen wären, sich mit den Grundlagen der Allianz-Gesetzgebung anzulegen. Gut für Noelle. Sie wäre jetzt nicht in einer so verdammt machtvollen Position, wenn dieser Skandal publik geworden wäre.«
    Bowles wartete einen Moment. Als sie sicher war, dass Levenbrook fertig war, fragte sie: »Ich weiß nicht recht, ob ich Ihr Problem in Hinblick auf Security Chief DeRiccis neue Position wirklich verstehe. Es hört sich an, als wäre sie Außerirdischen gegenüber ziemlich verständnislos, und wenn ich nicht irre, sieht der Regierungsrat des Mondes gerade in dem bisweilen allzu großen Verständnis die Ursache unserer Probleme.«
    Levenbrook schüttelte den Kopf. »Der Regierungsrat mag das so sehen, die Leute tun es nicht. Deshalb sitzt Noelle so tief in den Nesseln. Deshalb hat sie diese Kriminelle hereingelassen, die von den Disty gesucht wurde. Noelle glaubt nicht an die Gesetze der Allianz. Sie wird den Mond zu einem Auffangbecken für Kriminelle aus dem ganzen Sonnensystem machen, vor allem für solche, deren Verbrechen nach menschlichem Ermessen unbedeutend sind, die aber von manchen unserer außerirdischen Verbündeten als sehr gravierend angesehen werden!«
    Bowles teilte seine Meinung nicht, aber sie fragte sich, ob andere Angehörige des Departments es vielleicht taten. Vielleicht hatten andere Partner von DeRicci ähnliche Geschichten zu bieten.
    Natürlich würde Bowles die ganze Sache überprüfen, um herauszufinden, ob die Geschichte wahr war. Und wenn die Geschichte der Wahrheit entspräche, dann hätte sie endlich einen Aufhänger für ihren Bericht über DeRicci, sollte sich nicht noch etwas Besseres finden.
    Aber Bowles hatte noch eine Frage zu stellen, eine, von der sie wusste, dass sie ihren Gastgeber ziemlich wütend machen würde, weshalb sie sie bis zu dem Moment aufgeschoben hatte, in dem das interview eindeutig zu Ende ging.
    »Ich würde mich gern vergewissern, dass ich das alles richtig verstanden habe«, sagte sie und lieferte dabei die beste Vorstellung eines dämlichen Reporters ab, derer sie fähig war. »Sie glauben also, dass es richtig ist, einem menschlichen Kind die Zunge abzuschneiden, weil es mit einem anderen Kind aus einer anderen Kultur Englisch gesprochen hat?«
    Levenbrooks Gesicht lief rot an. »Was ich glaube, ist nicht wichtig! Und so hätte Noelle es auch halten sollen. Als Polizisten sind wir dem Gesetz verpflichtet – wie das Gesetz auch lautet und ob wir davon überzeugt sind oder nicht. Es gibt Gründe für diese Gesetze, die andere Leute längst durchdacht haben, und es gibt Gründe, diesen Gesetzen zu dienen, um ein höheres Gut zu schützen, eines, das wir uns vermutlich gar nicht vorstellen können.«
    »Trotzdem«, bohrte Bowles nach. »Ein Kind. In unserer Kultur werden Kinder nicht strafrechtlich verfolgt. Hat ihm überhaupt jemand gesagt, dass er sich falsch verhält?«
    Levenbrooks Gesichtsfarbe wurde immer dunkler. »Was macht das aus? Wir sollten den Jungen festnehmen und deportieren, nicht einen speziesübergreifenden Zwischenfall provozieren. Wir hätten die Beziehungen zwischen Menschen und Disty ruinieren können, wenn wir uns nicht an dieses Gesetz gehalten hätten, und Noelle hätte das beinahe eigenmächtig getan. Ob es mir gefallen hat, das Kind auszuliefern? Teufel, nein! Er war ein kluger Junge, ein furchtbar süßes Kind. Aber das war nicht meine Entscheidung. Dieser ganze Alienkram geht uns grundsätzlich nichts an. Wir müssen ihn nur erdulden.«
    Als er diese letzten Worte aussprach, wandte er den Blick von ihr ab. Bowles runzelte die Stirn. Sie hatte eigentlich eine wütendere Reaktion erwartet.
    »Ist das der Grund für Ihren frühen Ruhestand?«, fragte sie sanft.
    »Was, der Junge?« Er wirkte verwirrt.
    Bowles schüttelte den Kopf. »Die Ungerechtigkeit, Gesetze durchsetzen zu müssen, an die Sie nicht glauben können.« Lange Zeit starrte er sie nur an. Sie erwiderte seinen Blick, nicht gewillt, die Frage zurückzuziehen. Nach ein paar Minuten fing sein rechtes Augenlid an zu zucken. Schließlich legte er einen Finger an den Augenwinkel, bemüht, die Bewegung zu unterdrücken.
    »Ich habe meinen Job gemacht«, sagte er.
    »Ich weiß.« Bowles sprach noch immer mit sanfter Stimme. »Ich wollte nur wissen, wie Sie sich damit gefühlt haben.«
    »Wie ein gottverdammter Idiot!«, brach es aus ihm heraus. »Und genauso hat Noelle mich auch genannt: einen dummen, gottverdammten Idioten!«
    Und dann stand er auf und verließ das Zimmer,

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